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Sprache der Fussballer

Da ist man doch dem Beni Thurnheer an den Karren gefahren, nur weil er manchmal den Überblick verliert und nicht genau weiss, welches Fussballspiel gerade läuft. Dabei ist der Beni doch in bester Gesellschaft mit den Spielern und Trainern, wenn es um sprachliche Highlights geht. Wie sagte doch Heribert Fassbender? «Sie sollten das Spiel nicht zu früh abschalten. Es kann noch schlimmer werden.» Genau. Deshalb immer abwarten, bis die keuchenden Sportler vor das Mikro gezerrt werden und dann ihre Weisheiten verbreiten dürfen.

Speziell die Fremdwörter haben es den Sportlern angetan: «Wir sind eine gut intrigierte Truppe» entgegnete Lothar Matthäus einem Reporter, und Hans Krankl versuchte es mit Latein: «Wir müssen gewinnen, alles andere ist primär.» Fussballer bevorzugen Fremdgehen vor Fremdsprachen, behaupten böse Reporter. «Das wird alles von den Medien hochsterilisiert», klagt dann ein Bruno Labbadia. Dabei muss gar nicht jeder sprachlich auf der Höhe sein, wenn er über andere Stärken verfügt wie etwa Mathematik. «Wenn man ein 3:1 kassiert, dann ist ein 0:0 nicht mehr möglich» (Alexander Ristic), «Je länger das Spiel dauert, desto weniger Zeit bleibt». (Marcel Reif) oder «Es steht im Augenblick 1:1. Aber es hätte auch umgekehrt lauten können» (Heribert Fassbender). Das kann nur mehr Thorsten Legat steigern: «Unsere Chancen stehen 70:50».

So verzeihen wir die paar Sprervecher des Beni Thurnheer, der schon mal Ajax und Xamax verwechselt, dafür geografisch Italien und Israel unterscheiden kann: Kommentierte er doch bei der Champions- League-Partie Thun gegen Amsterdam die Einwechslung von Adriano: «Adriano gibt als seine Vorbilder Kaka und Jesus an. Kaka von Milan und Jesus von Nazareth.» Biblisches wusste auch Berti Vogts: «Wenn ich über das Wasser laufe, dann sagen meine Kritiker, nicht mal schwimmen kann er.» Der Nichtschwimmer Vogts hat dafür eine neue Tabellen-Arithmetik erfunden: «Ich glaube, dass der Tabellenerste jederzeit den Spitzenreiter schlagen kann.» Warum auch nicht? «Wer sich selbst besiegt, ist stark», sagte schon der chinesische Weise Laotse vor über 2000 Jahren. Wer könnte schon von sich behaupten, er sei sich noch nie selbst im Wege gestanden?

Oder, um es mit den Worten von Andy Möller zu sagen: «Mein Problem ist, dass ich sehr selbstkritisch bin, auch mir selbst gegenüber.» Das ist ja auch besonders schwer. «Das habe ich ihm dann auch verbal gesagt», liess Mario Basler verlauten, welcher der Sprache eine neuen Sinn gab. Währendessen Andy Möller Europas Geografie neu ordnete: «Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien!» Nun, «jede Seite hat bekanntlich zwei Medaillen» (Mario Basler), deshalb «dürfen wir jetzt nur nicht den Sand in den Kopf stecken» (Lothar Matthäus), auch wenn wir nicht wissen, «wo bei uns der Wurm hängt» (Fabrizio Hayer). Gerhard Delling jedenfalls weiss es: «Die Luft, die nie drin war, ist raus aus dem Spiel» denn «Wer hinten so offen ist, kann nicht ganz dicht sein» (Werner Hansch). So wissen wir wenigstens, wo der Wurm geblieben ist, sollte ein Spiel hinten verloren gehen. Auch wenn sich OOtto Rehagel alle Optionen offen hält: «Mal verliert man, und mal gewinnen die anderen.» Der denkt eben in Varianten wie Glenn Hoddle: «Ich habe viele Alternativen, und jede ist anders.»

Wer jetzt der Meinung ist, Fussballer hätten es nur in den Füssen, hat begriffen. Oder wie René Rydlewicz sagte: «Wenn man was im Kopf hätte, wäre man schliesslich kein Fussballer geworden.» «Damit ist genug Feuer ins Öl gegossen worden» (Friedel Rausch), da bleibt nur der Trost von Stefan Wessels: «Es ist nicht immer alles wahr, was stimmt.»

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