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Macho

Endlich, der Macho wittert wieder Morgenluft. Es wird die Zeit kommen, da darf der Mann wieder Mann sein. Softies, Frauenversteher und andere Warmduscher werden auf der Müllkippe landen, welche die Emanzipation hinterlassen wird. Jetzt ist nämlich wieder Familie angesagt, nach dem Eva-Prinzip hat bald auch das Adam-Prinzip wieder seine Berechtigung. Die aussterbende Menschheit zwingt uns dazu, die Denkmodelle der letzten Jahrzehnte zu überdenken. Silvia Blocher hatte das früh begriffen, als sie Studium und Beruf aufgab, um dem Christoph zu Hause eine gute Ehefrau und gute Mutter von vier Kindern zu sein. Wenn sie gefragt wurde, ob sie arbeite, hat sie geantwortet: «Ja, aber nicht auswärts.»
Insgeheim wünscht sich doch jeder aufrechte Macho eine solche Frau, eine «Nur-Hausfrau» – auch wenn es verdammt schwer ist, eine solche zu finden. Aber die Trendwende ist angesagt, die Patchworkfamilie hat sich im Netz der Selbstbelügung verheddert. Seit die Sprachwissenschaft herausgefunden hat, dass sich das Wort Lebensgefährtin von Lebensgefahr ableitet, sowieso. An der Theorie, Gott habe die Männer geschaffen, damit die Frauen etwas zum Lachen haben, darf wieder gezweifelt werden. Inzwischen gibt es wieder Frauen, die vor ihrem Mann auf die Knie gehen. Und wenn sie ihm nur sagen wollen: «Komm unter dem Bett heraus, Du Feigling.» Kurz: die Familie als Hort, in welchem die Frau das Szepter führt, wird wieder salonfähig.
Explizit ausgeschlossen ist dabei die Higa-Familie, die sich zehn Tage lang hinter Glas beglotzen liess. Wenn einmal Bewegung in die Zuschauer kam, artikulierte sich das vor allem mit Kopfschütteln. Big Brother ist jetzt zum karikierten Alpenschmarren verkommen. Andernorts, bei RTL 2, werden wenigstens noch Szenen in der Dusche und im Schlafzimmer gezeigt. Nur mehr im zweiten Kanal, weil’s eh niemanden mehr interessiert. Abgeschoben dahin, wo andere adäquate Sendungen laufen wie «Die dümmsten Fussgänger der Welt», «Die dümmsten Parties», «Die dümmsten Autofahrer» und «Die dümmsten Sportler». Wir warten noch auf die Aufzeichnung «Die dümmste Familie der Welt». Wenigstens musste sie sich nicht auch noch medial blamieren, tröstlich nämlich die Erhebungszahlungen für das lokale Fernsehen, laut denen sowieso kaum jemand hinschaut.
Trotzdem: ein Lob der Familie, die den Macho erst möglich macht. Den modernen Macho selbstverständlich. So, wie ihn Götz George kürzlich bei seinem Comeback als Schimanski dargestellt hat. Nicht mehr als wütender Rächer der Enterbten, sondern als weichgespülter Sozialarbeiter mit Ansatz zur Altersmilde. Früher konnte man am Bahnschalter oder im Zoo noch lesen: «Frauen, Kinder und Behinderte die Hälfte». Heute braucht die Werbung alle drei ganzheitlich, Behinderte wenigstens bis zum Abstimmungstermin über die IV-Revision.
Prinz Harry sollte seine Männlichkeit beweisen und wäre gern in den Krieg gezogen, nun darf er nicht. Heereschef Dannatt hat irgendwie davon Wind bekommen, dass ein solcher Einsatz im Irak gefährlich sein könnte. Dabei hatte sich Harry schon einmal heldenhaft von seiner Freundin verabschiedet. Mit dem passenden SMS für einen echten Macho: «Ich weiss gar nicht, wie ich ohne Dich leben soll. Aber ich will es ab morgen mal versuchen».
Früher lernte man Frauen kennen, die konnten kochen wie ihre Mütter. Heute lernt man Frauen kennen, die können saufen wie ihre Väter. Es wird Zeit, dass Mann über die Rolle der Frau spricht. Der Weg zum modernen Macho führt über sie. Wie sonst lernt er kochen?

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