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Teuflisch

Teuflisches bedroht uns, der Satan ist im Vormarsch. Müssen wir dem tatenlos zusehen? Hat er sich etwa als Bündner Finanzdirektorin getarnt, die eine heilige Kuh aus dem Tempel der eidgenössischen Politik verjagte? Oder steckt er gar in uns allen, die noch nicht der New-Age-Bewegung angehören? Wahrscheinlich haben uns Rockbands wie AC/DC und Iron Maiden mit «Highway to Hell» oder den satanischen Botschaften «The Number of the Beast» bereits die Seele geraubt, zumindest aber das Gehör geschädigt. Hilfe scheint nahe, sobald die benötigten 3000 Exorzisten in der päpstlichen Universität Regina Apostolorum erst einmal ausgebildet sind. Dort werden nämlich seit zwei Jahren Exorzismus-Kurse angeboten. Das ist dann auch der richtige Ort dafür, immerhin hat der vatikanische Oberexorzist Don Gabriele Amorth in 21 Jahren über 70000 Exorzismen durchgeführt. Darauf lässt sich aufbauen. Britney Spears hat zwar die Erfahrung gemacht, dass bei ihr weder die psychiatrische Klinik noch ein Exorzist helfen können. So wird die Arme weiterhin von Dämonen verfolgt, die sich meist als Paparazzi tarnen. Dass der Teufel eigentlich ein gefallener Engel ist – die US-Popsängerin gilt als gelungenes Beispiel für diese These. In der Sixtinischen Kapelle hat Michelangelo dargestellt, wie die guten Engel in den Himmel aufsteigen und die Bösen in die Tiefe stürzen. Wer nicht zwei Stunden in der Kolonne vor dem Vatikan mit Engelsgeduld warten will, kann sich dieselben auch im Churer Restaurant Süsswinkel anschauen. Okkultismus breitet sich aus, auch wenn es nicht reicht, nur einen Kartenleger aufzusuchen oder darauf zu warten, bis Mike Shiva von der Cablecom wieder aufgeschaltet wird. Wer einmal durchs analoge Netz gefallen ist, dem bleibt trotz spirituellem Gequatsche das digitale Auffangbecken verwehrt. Geht es nach dem Willen des Churer Domherrn Christoph Casetti, wird auch das Bistum Chur wieder zu einer Fachperson für Teufelsaustreibung kommen. Sollte dann im Bistum Chur fachmännische Teufelsaustreibung praktiziert werden, dann knüpft man an eine alte Tradition an. Zugegeben, eine etwas mittelalterliche Tradition. Wer heute feststellt, dass es an Exorzisten mangelt und nicht etwa an Psychiatern oder Ärzten, knüpft dort an, wo die Theologie ihre schlimmsten Auswüchse hatte. Wer anders ist, gilt als Besessener, dem die Dämonen auszutreiben sind. Folgen dieser Denkweise waren die Kreuzzüge, die Inquisition und der Hexenhammer. Das Churer Bistum hat eine reiche Exorzistentradition. Johann Joseph Gassner war im 18. Jahrhundert europaweit der bekannteste Teufelsbanner und Wunderheiler. Am 29. September 1750 hatte er in Chur die Priesterweihe erhalten und stellte dann so merkwürdige Thesen auf wie «alle Krankheiten kommen vom Teufel » und «Die Arzneien sind nur für die Ungläubigen». Es gab sogar Exorzismus- Rituale für Tiere, etwa die Insektenbannung. Beim Zürcher Kleriker Felix Hemmerlin heisst es dazu: «Diese Tiere wurden nun in der Diözese Chur dreimal rechtmässig vor Gericht geladen. Das Urteil wies ihnen eine öde Gegend für ihre Nahrung an.» In jungen Jahren selbst von einem Exorzisten behandelt wurde Anton Gisler, einer der bekanntesten Theologen der Schweiz, der von 1893 bis zu seinem Tod 1932 Dogmatiker am Priesterseminar St. Luzi in Chur war. Er hatte als Knabe immer von einem schwarzen Hund geträumt, den man ihm erfolgreich austrieb. Später ernannte auch der Churer Bischof Johannes Vonderach in der Person von Pater Ernst Fischer einen Exorzisten. Der Teufel, so viel ist bekannt, steckt meist im Detail. Wer aber ins Detail geht, fragt sich zwangsläufig, ob jetzt der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben werden soll.

Stefan Bühler

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