Mario
Illien "SCHPARZ"-Ordensträger 1999
Seit
32 Jahren verleiht die "SCHPARZ-Bagaschi" jedes Jahr am Fasnachts-Freitag einer
verdienstvollen Persönlichkeit den "SCHPARZ-Orden". In diesem Jahr hat sich das
Wahlgremium, bestehend aus allen bisherigen Ordensträgern, für den in Brixworth
(England) wohnhaften Churer Mario Illien entschieden.
Wer es noch nicht weiss: Illiens berufliche Karriere erreichte 1998 mit dem Bau
des weltmeisterlichen Formel-1 Motors von McLaren/Mercedes ihren vorläufigen Höhepunkt.
Seine Stationen bis zu diesem Zeitpunkt: Lehre als Maschinenzeichner in den Emser-Werken,
Maschinenbau-Technikum in Biel, Entwicklung von Rennmotoren bei der Firma Cosworth in
England und Gründung der eigenen Firma «Ilmor» in Brixworth 1984. Dann gings
Schlag auf Schlag mit einer fast unglaublichen Reihe von Siegen seiner Motoren in der
Indy- und Cart-Serie in den USA, mit Spitzenplätzen in der Formel 1 und schliesslich mit
dem Weltmeisterschaftsdouble (Fahrer- und Konstrukteurentitel) im letzten Jahr. In
Brixworth zählt die Belegschaft von Mario Illien über 300 Leute, dazu kommen die 50
Mitarbeiter am Ilmor-Sitz in den USA. |
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Mit Herz
und Seele Churer
Weltruhm allein
genügt bei weitem nicht, um das begehrte Blech von der Schparz-Bagaschi an die Brust
geheftet zu bekommen. Ordensträger
werden nur Personen, die ihrer Heimat treu und, trotz aller Berühmtheit, mit Herz und
Seele Churer geblieben sind. Illien: «Die Beziehungen zur Heimatstadt sind auch nach
meinem berufsbedingten Wegzug nie abgebrochen. Ich bin hier aufgewachsen und zur Schule
gegangen». Damals sei der zündende Funken beim Bergrennen am Kerenzerberg gesprungen.
Illien hat sich an seine Occassions-Vespa gemacht und das Hobby war geboren. Einigen
seiner Schulkollegen bot er seine Dienste an, mit dem Effekt, dass die «frisierten»
Mopeds wie Furien die Berggasse meisterten und alle Verfolger hinter sich liessen.
Die Verschmelzung von Hobby und Beruf bezeichnet Illien als Hauptgrund für seinen Erfolg.
Er habe seit den Jugendjahren in Chur einfach das gemacht, was ihn immer schon fasziniert
habe, und dabei vom Glück profitiert, zum richtigen Zeitpunkt und am richtigen Ort die
richtigen Leute getroffen zu haben. «Das ist das Geniale an der ganzen Sache von
Genie auf meine Person bezogen, wie das in den Medien schon herum- geboten worden ist,
kann man nicht reden».
Keine Zeit
für Feste
Auf Mario Illien
angesprochen meint der Fach-Journalist und Szenenkenner der Formel-1, Mario Luini:
«Während der finnische Pilot Mika Hakkinen in dieser extrovertierten Branche vom
Rampenlicht bestrahlt wurde, sucht man Bilder und Schlagzeilen mit Mario Illien
vergebens». Selbst bei den Siegerehrungen sei der Bündner nur sporadisch aufgetaucht.
«Für ausschweifende Feten bleibt für mich kaum Zeit», entgegnet Illien bescheiden. In
der Formel 1 gehe es immer 120prozentig zu und her, 14 Arbeitsstunden pro Tag seien der
Durchschnitt und richtiggehend erdulden müsse er die freien Tage.
Regelmässig
in der Heimat
Mit seiner Frau und
den beiden Kindern reist er dann von Brixworth nach Chur in seine Wohnung und entspannt
einige Tage auf den Skipisten, zusammen mit Verwandten und alten Freunden oder schlendert
einfach durch die Gassen von Chur. Dass er dabei kaum erkannt und praktisch nie
angequatscht wird, geniesse er richtig. Kennenlernen können ihn Churerinnen und Churer am
Freitag, 12.Februar, wenn ab 20 Uhr im Hotel Drei Könige die öffentliche
Ordensverleihung im traditionell fasnächtlichen Rahmen über die Bühne geht, und tags
darauf am Umzug, an dem Mario Illien als frischgebackener Ordensträger teilnehmen wird.
In einigen Jahren könnte die Präsenz des «Motorenzauberers» in den Churer Strassen zur
Gewohnheit werden. «Die Intensität im Formel-1-Zirkus kann man nicht jahrzehntelang
durchziehen. An irgend einem Tag muss auch ich mir sagen: jetzt mach ich etwas anderes».
Was immer das sein wird, den Motoren wird er auch in ferner Zukunft treu bleiben, «weil
man ein Hobby nicht einfach über Bord werfen kann». Als zukünftiger Familien-Wohnsitz
steht auch Chur auf der Wunschliste des 50jährigen, wo dann in der Wohnung der
Schparz-Orden 1999 zwischen den beiden «Queens Awards» plaziert werde.
Walter Schmid |