Graubünden
hat denn auch mehr als doppelt so viele Jäger als der zweitplatzierte
Kanton Wallis. Und das ist gut so, übernimmt doch die Jagd die schwierige
Aufgabe der Bestandesregulierungen und damit der Hege in der freien
Wildbahn. Natürlich steht für den Jäger die Passion im Vordergrund, die
Jagd bedeutet aber heute mehr als Zeitvertreib. Zwischen Tradition und
neuzeitlichen Anforderungen hat die Jagd in den letzten Jahren einen
grossen Wandel durchgemacht. Zum Glück, denn ohne diese Veränderungen hätte
man die Patentjagd kaum in die Zukunft retten können. In Graubünden
wurde aber bewiesen, dass es möglich ist, traditionelle Werte und moderne
Ansprüche unter einen Hut zu bringen. Beispiel
Tradition: Seit 1903 ist gesetzlich festgelegt, dass auf der Hochjagd nur
Kugelwaffen mit einem Kaliber von mindestens 10.2 mm zulässig sind, eine
Munition, die nur mehr für die Bündner Jagd hergestellt wird.
Neuzeitlich: man hat eine Jagdplanung eingeführt, wie sie noch vor 20
Jahren nicht denkbar gewesen wäre. Rückblickend kann man von einer
genialen Strategie sprechen. Was 1977 mit der geplanten Reduktion des
Steinwildes um 300 Tiere begann, wurde fortgesetzt mit dem Plan zur
Bestandesregulierung beim Hirschwild, dann kam das von den Jäger zuerst
vehement abgelehnte Konzept für die Gämsbejagung und im letzten Jahr ein
Konzept für die Sicherung gesunder Rehwildbestände. Die guten Elemente
der Revierjagd, wie sie in den meisten deutschsprachigen Ländern
betrieben wird, wurden übernommen und die freie Patentjagd sicherte sich
damit ihr Überleben. Das
ist nicht zuletzt das Verdienst von klugen und konsequenten Jägern wie
dem scheidenden Jagdinspektor Peider Ratti, dem ehemaligen Regierungsrat
Luzi Bärtsch, aber auch den Präsidenten des Bündner Kantonalen Patentjägerverbandes
Georg Niggli (Grüsch) und seit 1997 Jon Peider Lemm (S-chanf). Jagd
erfordert einen wachen Geist, Umdenken und Überzeugen können gehört
dazu. Die Bündner Jagd gilt heute über die Landesgrenzen hinaus als
Musterbeispiel für den gelungenen Wandel. |