Nachtleben
in der Unteren Gasse Es ist
Freitagabend und das Leben tobt in der Unteren Gasse. Die Altstadtstrasse
hat sich in den letzten Jahren vor allem im Sommer zum eigentlichen
Treffpunkt entwickelt: man nippt an einem Bier, flaniert, diskutiert,
schaut anderen Leuten nach. Und das Wochenende für Wochenende. Kurz vor
Mitternacht ist quasi kein Durchkommen mehr. Wer sich dennoch durch die
Menge drängt, dem ist Körperkontakt garantiert. «Hier ist so
absolut nichts los, dass schon fast wieder was läuft», bemerkt Pius aus
Oberriet. Und beisst herzhaft in seinen Kebab. «Ich meine, was machen die
Leute hier? Die stehen sich die Beine in den Bauch und warten, bis es zwölf
wird! Ich finde das lächerlich.» Mitnichten lächerlich.
Die Untere Gasse ist vor allem an lauen Sommerabenden der Treffpunkt
schlechthin. Wer hier niemanden kennt, ist einsam. Oder über fünfzig.
Natürlich steht man nicht nur rum und wartet, bis es zwölf wird. Man
trinkt Bier und diskutiert, hält nach Kollegen und Freundinnen Ausschau,
zwinkert einem Vorübergehenden zu, schaut den Frauen nach. Sehr
praktisch, findet das ein Gast vor dem Restaurant Helvetia: «Ich kann
ausgehen, ohne dass ich abmachen müsste. Man kennt ja fast alle Leute.» Bier bis
nach Mitternacht? Wohnen an
der Ausgehmeile «In einer
Altstadt, die bewohnt sein soll, sollte man auch Rücksicht auf die
Mieterinnen und Mieter nehmen», gibt Doris Wolf zu bedenken. Die
Aufhebung der Polizeistunde könnte sie deshalb «fast nicht akzeptieren.
Ich glaube nicht, dass die Gäste dann gestaffelt nach Hause gehen würden.»
Daran glaubt auch die Anwohnerin Hildegard Stadler-Zuber nicht: «Man hätte
den Lärm dann einfach die ganze Nacht.» Im Sommer schläft sie ohnehin
nur hinter geschlossenen Fenstern mit Isolierverglasung. Probleme
gemeinsam lösen Der IG-Altstadt
Gastronomie-Betriebe, die vor rund einem Jahr gegründet wurde, war es ein
Anliegen, die anstehenden Probleme gemeinsam zu lösen. «Und ich glaube,
dass haben wir auch recht gut in den Griff bekommen», sagt Leibundgut.
Wichtig sei, dass rund um das Lokal Ordnung herrsche und keine Flaschen
oder Scherben herumliegen würden. Man mache zudem konsequent
Ausweiskontrollen und schenke Bier nur an über 16-Jährige aus. «Dadurch
haben wir keine ganz jungen Gäste.» Treffpunkt
Grabenstrasse Mitten im Getümmel
stehen zwei Uniformierte. Ihre Aufgabe ist es laut Ueli Caluori,
stellvertretender Polizeichef und Pressesprecher, «die (Verkehrs-)
Sicherheit zu gewährleisten, Präsenz zu markieren und damit Sachbeschädigungen
vorzubeugen». Dass sich die Jungen auf der Strasse treffen, sei «eigentlich
schön. In Italien oder anderen Schweizer Städten zum Beispiel, ist es ja
gang und gäbe, dass sich das Leben draussen abspielt. Im Grossen und
Ganzen haben wir wenig Probleme, bedenkt man, dass an Wochenenden einige
hundert Leute rund um die Untere Gasse verkehren.» Auffällig
seien die Auswüchse derer, die zuviel trinken würden, führt Caluori
aus: «Vor allem an der Grabenstrasse beobachtet man, dass bereits 13- bis
15-Jährige Alkohol konsumieren. Die Jugendlichen schicken oft den Ältesten
einer Gruppe los, um Bier zu holen. Andere wiederum bringen ihr Sixpack
gleich rucksackweise mit. Alkohol ist ein gesellschaftliches Problem, das
können wir aus polizeilicher Sicht nur punktuell lösen.» Alkoholische
Nebenwirkungen Einige Kids
sind zuweilen schon um zehn Uhr betrunken. Darunter leiden dann auch die
Blumensäulen vor dem Laden. «Es wird viel kaputt gemacht», sagt
Hildegard Stadler, «allerdings hat die vermehrte Polizeipräsenz einiges
gebracht.» «Manchmal möchte
man einfach Ruhe» Ob
sie denn an den Wochenenden vor Mitternacht schlafen könnten? «Nein»,
sagt der zehnjährige Indujan ruhig, «wir legen uns ins Bett, aber wir
schlafen nicht.» |