Churer Küsse,
Röteli-Torte,
ZwetschgentruffesWenn die
letzten Nachtschwärmer in die warmen Daunen kriechen, setzt in ihren «Werkstätten» das
süsse Wetteifern ein: z. B. bei Lahl, Maron, Merz und wie sie alle heissen. Sie sind
sozusagen die Churer Jünger der weltberühmten Zuckerbäckergilde Graubündens.
Im Jahre 1881 schon drang aus den Mauern des Hauses
Nummer 9 am Kornplatz der Duft von backfrischen Köstlichkeiten. Das ist bis heute so
geblieben, mit einem Unterschied: Seit 1981 zaubert das «Team Lahl» auf den Ladentisch,
was allein schon beim Betrachten das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Obwohl das
Grundnahrungsmittel Brot - vom Gipfeli, «Eingeklemmten», belegten Brötchen bis zum
Grossbrot - vordergründig im Zentrum des Angebotes steht, ist die Vielseitigkeit der
Bäcker-Konditoren allgegenwärtig. Zum Beispiel die «Churer Röteli-Torte», eine
Lahlsche Eigenkreation, oder die Bündner Pfirsichsteine, die am Kornplatz nach
einem von Konditor Hürsch 1885 erfundenen Rezept hergestellt werden. Das Exklusive an
ihnen ist, dass die von Lahl produzierte Pfirsichstein-Masse zu alt Bäckermeister Otto
Hürsch gebracht wird, der in Heimarbeit jeden einzelnen Stein mit der Originalform
presst. Auch dem ehemaligen Besitzer der Bäckerei-Konditorei huldigt das Team Lahl mit
einem traditionellen Produkt: dem Bündner Birnbrot nach Rezept Bayer. Überhaupt ist in
Chur Graubünden in jedem Regal in Genussform zu finden: Nusstorten, Churertorten,
Bündner Patrioten, Benedikt Fontana usw. Und in Anlehnung an den zur Fussgängerzone
gewordenen Kornplatz sind als Wink an die Stadtbehörden die im Gaumen zerfliessenden
Altstadt-Pflastersteine zu verstehen
Süssigkeiten auch für Diabetiker
Auf eine lange Confiserie-Tradition blickt auch das Café Maron am Bahnhofplatz
zurück, das bereits in dritter Generation von Regula und Pierre André Allamand-Maron
geführt wird. Ihr bescheidenes Motto «Für Kafi und süassi Sacha» bedarf allerdings
einiger Erklärungen. Da sind zum Beispiel die rund 50 verschiedenen Praliné-Sorten -
hausgemacht versteht sich und zu fairen Preisen. Dass im Hintergrund ständig neue süsse
Kreationen (auch auf Anregungen der Kundschaft) ausgetüftelt werden, ist ebenso
selbstverständlich. «Eine besondere Spezialität gibt es bei uns nicht», meint Regula
Allamand-Maron, «bei uns ist alles speziell».
Zum Beispiel die gefüllten Amaretti, die Churer Küsse, Steinböcke, Stadtsiegel,
Likörstengeli oder aus der Backstube die Baumnuss-Torten, die Churertorten mit
Haselnüssen, die Benedikt Fontanatorte. Wem aus gesundheitlichen Gründen Süsses nicht
bekommt, muss nicht unbedingt darauf verzichten.
Denn bei Maron finden Diabetiker ein spezielles Sortiment an hausgemachter Patisserie und
Torten sowie ein abwechslungsreiches, rund 20 verschiedene Sorten umfassendes
Praliné-Sortiment. Und natürlich steht Maron auch für das Kaffehaus, wo man sich
trifft, ausruht - und eben geniesst, was im Hintergrund an feinen Sachen produziert wird.
Gipfelstürmer
HR. Giger hat einen Oskar-Kollegen in Chur: Merz. Der Branchen-Oskar namens
«Marktkieker» (der bekannteste Unternehmerpreis der Backwarenbrache in der
deutschsprachigen EU) wurde der Churer Bäckerei-Konditorei-Confiserie 1998 verliehen und
dokumentiert, dass es auch in der Backbranche an Kreativität, Wandlungsfähigkeit und
Erfolgswillen nicht mangelt. Zum Oskar kam 1999 eine weitere Auszeichnung: Das Birnbrot
von Merz, so ein von der «Schweizer Illustrierten» durchgeführter Test, ist das Beste,
das hierzulande angeboten wird. «Zwar hat seither der Run auf unser Birnbrot markant
zugenommen», so Hanspeter Merz, «es ist allerdings nur ein Teil unserer
Produktepalette». Das Haus, 1945 gegründet, seit 1953 an der Bahnhofstrasse ansässig,
in den folgenden Jahren kontinuierlich ausgebaut, mit Restaurants und Filialbetrieben
erweitert, glänzt heute mit einem Angebot, das die Wahl wirklich zur Qual werden lässt.
Picken wir ein paar Spezialitäten aus den Spezialitäten heraus: Im Brotbereich spannt
sich der Bogen von allerlei Kleingebäck bis zu Bio-Knospen-Spezialbrote; oder
Tortenkreationen - Stichwort Nusstorte oder die «verrückten» mit dem Wunschfoto belegt
-, die aus feinsten, qualitativ hochstehenden Rohstoffen und ohne Konservierungsmittel
hergestellten Pralinés, die Champagner- und Zwetschgen-Truffes, die
Schokoladespezialitäten usw.
Äusserst beliebte Angebote bietet Merz auch auf
dem Catering-Sektor. Die Palette reicht von phantasievollen Canapes über
Blätterteigkonfekt bis zum Überraschungsbrot, gefüllt mit Lachs, Schinken, Käse,
Roastbeef. Wer all die Süssig- und Köstlichkeiten nicht über den Ladentisch erstehen
will, geniesst das Angebot im «Praline», im «Panino», an der Cafe Bar oder lässt sich
im Restaurant bei einer Zwischenmahlzeit oder von der gepflegten Gastronomie a la Merz
verwöhnen. |