Eine Fundgrube an
Informationen Bücher,
Zeitschriften, Zeitungen, Landkarten, Plakate, Ansichtskarten, Grafiken, Schallplatten,
Kassetten, CDs, Videos und Filme: Die Kantonsbibliothek in Chur beherbergt rund 350`000
Medien. Sie erschliesst damit als Archivbibliothek bündnerische Medien und als Studien-
und Bildungsbibliothek wissenschaftliche und literarische Werke von bleibendem Wert aus
allen Wissensgebieten.
Wenn sich die automatischen Glastüren hinter dem Besucher schliessen, bleibt die Hektik
ausgesperrt. Die Spannteppiche dämpfen fast jedes Geräusch. In den hellen, luftigen
Räumen, verteilt auf drei Stockwerke, herrscht eine angenehme Atmosphäre. Ausser leisem
Zeitungsrascheln und Gemurmel ist wie überall hier auch in der Caféteria nicht viel mehr
zu hören. Das Sandwich in der einen Hand, den Kugelschreiber in der anderen, macht sich
ein Schüler Notizen. Für den Unterricht, sagt er ganz selbstverständlich, brauche er
einige Zusatzinformationen. Im Untergeschoss kopiert ein älterer Herr einige Seiten aus
einem alten Buch, während eine junge Dame damit beschäftigt ist, sich aus den Karteien
jene Werke herauszusuchen, die ihr anschliessend ein freundlicher Bibliotheksmitarbeiter
aus dem Kulturgüterschutzraum heraussuchen und in die Hände drücken wird. Dort im
Magazin lagern säuberlich sortiert rund 90 Prozent des gesamten Bibliotheksbestandes. Die
restlichen Printmedien, Bild- und Tonträger, immerhin rund 40`000 an der Zahl, sind für
das Publikum frei zugänglich. Dabei wird die Suche über Bildschirm-Abfragen oder den
Zettelkatalog leicht gemacht. So wie der ältere Herr, die junge Dame oder der Schüler
holen sich in der ausserordentlich gut bestückten Kantonsbibliothek jeden Tag rund 300
Besucherinnen und Besucher jene Informationen, die sie für die Schule, ihre Ausbildung,
ihren Beruf oder einfach ganz privat brauchen. Gratis. «Im letzten Jahr lag die Frequenz
bei über 80`000 Benutzern, die sich insgesamt fast 70`000 Printmedien und Tonträger
ausgeliehen haben», erklärt Kantonsbibliothekar Christoph Jörg. Über die ständig
steigenden Besucherzahlen und die in den letzten Jahren markant zugenommenen Ausleihen
freut er sich. «Das zeigt, dass die Kantonsbibliothek Dienstleistungen anbietet, die auch
stark gefragt sind».
Die Situation spitzt sich zu
Das gern und viel benutzte Bildungsinstrument «Kantonsbibliothek» funktioniert scheinbar
reibungslos. Das Bild trügt. «Die Situation der Kantonsbibliothek spitzt sich
gefährlich zu», sagt Jörg ganz ungeschönt. «Seit 1995 haben die Ausleihen um 65
Prozent, die Besucher um 43 Prozent zugenommen. Die Mehrarbeit mussten wir aber bei
gleichbleibendem Personalbestand bewältigen». Das hat Folgen. «Wir müssen wichtige
Hintergrundarbeiten vernachlässigen. Wenn die Regierung die elf Planstellen nicht
aufstockt», denkt Jörg laut nach, «müsste das Angebot wohl bald einmal auf einem
bestimmten Niveau eingefroren oder sogar abgebaut werden».
Ein weiteres Problem betrifft die unumgängliche Ablösung
des bis jetzt verwendeten EDV-Systems. Da diese Ablösung hohe Kosten verursacht, deren
Finanzierung aber noch nicht gesichert ist, ist die Zukunft des Bündner EDV-Netzwerkes,
das die Kantonsbibliothek mit weiteren 21 Institutionen in Form eines Verbundkataloges
unterhält, noch offen.
Vielfältige Aufgaben
Bei der Aufnahme und Archivierung von Bündner Publikationen strebt die Kantonsbibliothek
Vollständigkeit an. Eine Selektion ist hingegen bei der Anschaffung von Medien zur Aus-
und Weiterbildung unabdingbar. Allein im letzten Jahr durfte die Kantonsbibliothek rund
11000 Neupublikationen aufnehmen. Diese fanden ihren Weg über Kauf, Tausch und
Schenkung in die Kantonsbibliothek. Die neuen Werke werden gesichtet, katalogisiert und
archiviert. Ausserdem müssen viele Zeitungsartikel zu Bündner Themen erschlossen werden.
Daneben beraten die Mitarbeiter die Besucher, bannen soweit möglich bündnerische
Presseerzeugnisse auf Mikrofilm, oder bereiten Informationsträger für Buchbinder- und
Restaurierungsarbeiten vor.
«Zutritt nur für gebildete Männer»
Während die einstige Kantonsschulbibliothek als Vorläuferin der Kantonsbibliothek nur
«Lehrern, Schülern und gebildeten Männern» zugänglich war, durfte in der 1883
gegründeten Kantonsbibliothek auch die breite Öffentlichkeit ihren Wissensdurst stillen.
Von Anfang an setzte sie sich zum Ziel, alle bündnerischen Medien zu sammeln und die
wissenschaftliche und kulturelle Tätigkeit durch Anschaffung einschlägiger Werke zu
unterstützen. Heute verfügt die Kantonsbibliothek am Karlihof über einen Bestand von
rund 350`000 Medien.
Den immensen Fundus nutzen vorwiegend Berufstätige und
Nichtberufstätige aller Altersstufen (rund 60 Prozent) sowie Schüler und Studenten (40
Prozent). So bleibt die Kantonsbibliothek mitten im Internet-Zeitalter eine wichtige
Begegnungsstätte. «Viele junge Leute arbeiten auch über Mittag hier», weiss Jörg, der
sich darüber freut, dass die Arbeitsplätze im Lesesaal und in der Freihandabteilung so
gut genutzt werden. «Das zeigt eindrücklich, dass wir eine wichtige Funktion wahrnehmen.
Es zeigt auch, dass die Besucher die gesuchten Informationen dank des Auskunftspersonals
und der strukturierten Bibliothekskataloge oft einfacher und schneller finden, als im
unübersichtlichen Internet-Gewirr»
«Viele Leute können zwar im Internet surfen, wissen aber
leider nicht mehr, wie man in einer Bibliothek etwas sucht. Auch betrachten immer mehr
Politiker Bibliotheken als und deshalb als <überflüssige> Institutionen», sagt Jörg . Dagegen
spricht, dass die Benutzung stetig zunimmt. Diese Tendez führt er vor allem auch auf das
wachsende Bedürfnis nach sozialem Kontakt zurück.
Internet als Ergänzung
Die verschiedenen Medien ergänzen sich und werden von der Kantonsbibliothek
angeboten. Sie zeigt sich den neuen Medien gegenüber aufgeschlossen. So ist nun
zusätzlich zum bestehenden Internet-Arbeitsplatz ein zweiter installiert worden. Für die
Benutzung werden pro Stunde derzeit acht Franken berechnet. «Irgendwann», versichert der
Kantonsbibliothekar, «wollen wir den Internet-Zugang aber ebenfalls kostenfrei anbieten,
denn der Zugang zu Informationen und Wissen sollte wenigstens an einem Ort im Kanton
gratis sein».
Eigene Comics-Abteilung
Nebst Klassikern und zeitgenössischer Literatur sowie Sachbüchern zu allen
Themenbereichen hat sich die Kantonsbibliothek auch eine vielgenutzte CD- und
Videoabteilung aufgebaut. «Der audio-visuelle Bereich nimmt stark zu», stellt Jörg
fest. Grosser Nachfrage erfreut sich auch die Belletristikabteilung mit ihrem breiten
Spektrum an literarischen Werken sowie die Comics-Abteilung. «Zu den stetigen Rennern
zählt aber auch Literatur über Okkultismus und Hitlers », wundert sich der erfahrene
Kantonsbibliothekar.
Karin Huber
Kantonsbibliothek zeigt Bündner Filmschaffen in
einer Vitrinen-Ausstellung
Bis am 15. Juli 2000 stellt die Kantonsbibliothek in den
Vitrinen im Erdgeschoss und im ersten Stock einen kleinen Teil der Bestände zum Thema
Film aus. Über hundert Jahre Film. Die Geschichte des bewegten Bildes mit seinen
verschiedenen Facetten ist in vielen Büchern, Zeitschriften und anderen Medien wie
Tonträgern und CD-ROMs aufgezeichnet. Daneben besitzt die Kantonsbibliothek zahlreiche
Beispiele der Filmgeschichte in Form von Schmalfilmen, Videos und DVD-ROMs.
Selbstverständlich sind die herausragenden Filmschaffenden des Kantons in der Ausstellung
ebenso vertreten wie zahlreiche Persönlichkeiten, die (noch) nicht so bekannt sind.
In den Vitrinen ausgestellt sind Medien zu:
- Film allgemein
- Grosse Regisseure
- Schweizer Film
- Bündnerisches Filmschaffen
Öffnungszeiten:
Montag, Dienstag, Donnerstag 09:00-17:45
Mittwoch, Freitag 09:00-18:45
Samstag 09:00-15:45 |