Im deutschsprachigen Raum wissen natürlich alle, was ein Schrebergarten ist, jene kleinen Parzellen mit Gartenhäusschen, die für vieles stehen: für die Freude am Gärtnern, die Freude an der Natur, für die Geselligkeit und manchmal für den Wunsch nach einem eigenen Haus mit Garten. Jeder soll ein Gärtlein haben Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde dieser liebliche Vers vom Romantiker Ludwig Fulda verfasst, zu einem Zeitpunkt, als die Schrebergärten längst bekannt waren. Die Bezeichnung geht nämlich auf den Leipziger Orthopäden und Pädagogen Daniel Gottlob Moritz Schreber zurück, der vor 150 Jahren zum Vater der Schrebergärten wurde und selbst dazu gar nichts beigetragen hat. Der nach ihm benannte Schreberverein hatte nach seinem Tod eine Wiese gepachtet und zum Spielplatz erklärt, gleich daneben errichtete der Verein Gärtchen und Beete, damit die Kinder neben der körperlichen Ertüchtigung auch bei der Gartenarbeit erzogen werden konnten. Und wie es sich für ordnungsliebende Pädagogen gehört, errichtete der Schreberverein erste Zäune, erliess eine Gartenordnung und baute kleine Lauben. Der daraus im Volksmund entstandene Name Schrebergarten hat 150 Jahre überlebt, auch wenn unter diesem Begriff so manche Modelle verstanden wurden. Von den Armengärten zu den Gärten der Lebensreformbewegung, von den Arbeitergärten über die Nutzgärten der Anbauschlacht im Zweiten Weltkrieg zur heutigen Bedeutung als Hort der individuellen Freizeitgestaltung. Und jetzt kommt noch eine
weitere Bedeutung dazu, EU-Beitritt hin und bilaterale Verträge her: Auf kleinstem Raum
wird hier das internationale Zusammenleben praktiziert. Vielleicht ermuntert Sie unsere
Reportage über die Churer Schrebergärten dazu, selbst einen Blick zu riskieren. Eine
pädagogische Wirkung wird auf jeden Fall erzielt, selbst für jene, die alle Blumen und
Pflanzen schon kennen. Sie lernen nämlich anhand der Nationalflaggen auch noch die vielen
Nationalitäten kennen, die hier zumeist friedlich zusammenleben. Dem Schreber seis
gedankt. |