Jeweils nur 20 Kilometer neben den beiden Städten, in denen die Geschich- te von Heidi spielt, gibt es zwei Orte, die ebenfalls eine Partnerschaft eingegangen sind. Chur und Bad Homburg sind auf dem Papier seit Jahren schon Partnerstädte, ohne dass das jemandem besonders auffallen würde. Immerhin: in Bad Homburg kann man es an der Inschrift im Bahnhof lesen, sofern man nicht allzu heftig mit den Billettautomaten der S-Bahn beschäftigt ist. Wenigstens hat nun Heidi dafür gesorgt, dass die alten Banden neu geknüpft werden. In Maienfeld wurde soeben die Neuauflage des Bestsellers gefeiert, und Frankfurt mit der grössten Buchmesse der Welt war nochmals Gaststadt für das berühmte Kind. Zwar gab es an der diesjährigen Messe noch 370 000 andere Bücher zu sehen, aber keines konnte von sich behaupten, dass es seit über 100 Jahren die unerklärte Partnerschaft unterstreicht. Und das alles ohne Inschrift und Behördenaustausch (man bereist sich gelegentlich gegenseitig). Im letzten Jahrhundert hat sich zwar viel verändert, nicht aber die aufgezeigten Gegensätze, die wohl immer da waren und auch bleiben. Zum Beispiel Frankfurt: Heute flössen nicht mehr die engen Strassen Angst ein, wohl aber die Strassenschluchten. Auch noch so hohe Häuser können die Berge nicht ersetzen. In Frankfurt gibt das Projekt eines auf 160 Meter Höhe projektieren Neubaus neben der alten Oper zu reden, das von einer Schweizer Versicherung geplant ist. Dagegen wehren sich die Bewohner. In Maienfeld wehrt man sich auch, nämlich dagegen, dass für die Pferde- rennen eine permanente Infrastruktur gebaut wird. Die Dimension ist anders, die Absicht dieselbe: Zerstört nicht alte Werte, die uns bisher wichtig waren. So kitschig und sentimental es uns auch teilweise scheint, bei Heidi spürt man die Sehnsucht nach diesen Werten und die Wünsche, die meist nicht sofort erfüllbar sind. Auf einfache Weise zeigt Heidis Geschichte aber, dass es Orte gibt, wo Wünsche einmal in Erfüllung gehen werden. |