Nun gucken sie wie-der alle mit sehnsüchtigem Blick in den Himmel, die Hoteliers, Sportartikelverkäufer, Tourismusdirektoren, Pistenbauer und Skiliftbetreiber. Dass in diesen Tagen alles auf den grossen Schnee wartet, der uns die Wintersaison bis in den nächsten März rettet, hat angesichts der Klimaerwärmung und sonstiger schlechter Erfahrungen mit Frau Holle schon Tradition. Der Winter kommt aber ganz bestimmt, trotz Wetterfeen und Muotathaler Fröschen.

buehler.jpg (7132 Byte)
Stefan Bühler


Der Hahn
kräht Mist

Ja, besser noch: Trotz der täglichen Wetterprognosen wird er kommen. Uns darf einfach der Glaube an die Natur, welche für das Wetter immer noch selbst verantwortlich ist, nicht abhanden kommen.

Eigentlich wissen das alle, mit Ausnahme der herumfuchtelnden Meteoren im Fernsehen, auf deren Aussagen am meisten dann Verlass ist, wenn man das Gegenteil davon glaubt. Waren das noch schöne Zeiten, als man noch nichts von Meteo wusste und Paul Spahn ganz einfach die Prognosen verlas. Seit dem Jahre 1879 gibt es in der Schweiz tägliche Wetterprognosen, das ging alles gut bis ins Jahre 1996. Seit vier Jahren geht nun die Wahrsagerei von MeteoSchweiz aus. Früher war tatsächlich das Wetter dafür verantwortlich, dass manches touristische Winterwochenende zum Flop wurde, heute macht die Wetterprognose alles noch viel schlimmer.

Die für den zweiten Novembersonntag angekündigten Windstürme erlebten wir mitten im Appenzell – es war wolkenlos, windstill und wir sassen zufrieden zwei Stunden ohne Pulli und Jacke in einer Gartenbeiz. Der Sonntag danach sollte uns nördlich der Alpen Regen bringen. Keine einzige Wolke am strahlend blauen Himmel, von Regen weit und breit keine Spur.

Selbstverständlich lehnen es die Meteorologen ab, über Produktehaftpflicht zu diskutieren, auch wenn sie noch so einen Schmarren erzählen. Dabei seien die Prognosen statistisch genauer, wird entgegnet. Ganz sicher aber nicht dank der Satelliten, Computer und Schamanen von MeteoSchweiz. Doch wohl nur deshalb, weil statistisch gesehen immer etwas stimmt, wenn man Sonne, Bewölkung, Regen, Tiefausläufer und Hochdruck bei leichtem Schneefall mit Windböen, wo es nicht gerade windstill ist, ankündigt. Statistisch wird man damit einen Treffer

verbuchen können, nur nützt uns das überhaupt nichts.

Schlimmer noch, es schadet. Die fuchtelnden Fernseh-ModeratorInnen werden nicht müde, uns laufend zeigen zu wollen, wie blöd wir als Zuschauer sind. Es genügt ja nicht, wenn man vom Tessin oder Graubünden spricht, das muss der Wetterdirigent oder die Dirigentin mit ausholenden Bewegungen an der Pinwand nachzeichnen und die Absicht ist klar erkennbar: Das lenkt vom eigentlichen Inhalt ab, der statistisch angeblich besser, aber praktisch ganz sicher unbrauchbar ist. Machen wir es doch einfach wie früher: Schauen wir am Morgen zum Fenster hinaus und lassen wir uns nicht weiter an der Nase herumführen.