Stadtpräsident |
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«Offen und ehrlich
wichtige Fragen diskutieren» Zwölf Jahre lang war Christian Aliesch im Stadtrat tätig, davon während vier Jahren zusätzlich als Stadtpräsident. Infolge Amtszeitbeschränkung verlässt der heute 50-jährige auf Ende Jahr das Rathaus und übernimmt im Frühling die Leitung der Kaufmännischen Berufsschule in Chur. Churer Magazin: Halten wir kurzen Rückblick und betrachten die Stationen Ihrer politischen Laufbahn in Chur. Christian Aliesch: Ich wurde 1973 als junger Student an der Hochschule St. Gallen zum Grossrats-Stellvertreter im Bündner Parlament gewählt. Zwei Jahre später wählten mich die Churerinnen und Churer als Grossrat. Mit 25 war ich damals das jüngste Mitglied im kantonalen Parlament, und ich erinnere mich noch heute an die erste Session im Mai 1975. Ein Schwerpunkt war das Thema «Hallenbad in der kantonalen Turnhalle Sand», wo ich als sportlich Aktiver mich bereits in der ersten Sitzung zu Wort meldete, nicht ohne Lampenfieber! Bereits zwei Jahre später wurde ich dann Präsident der Kantonalpartei der Schweizerischen Volkspartei (SVP) Graubünden. Diese Funktion nahm ich bis 1985 wahr. Später wurde ich Präsident der Grossratsfraktion der SVP. Am Muttertag 1988 schliesslich wählten mich die Churerinnen und Churer in den Stadtrat. Dieses Amt trat ich am 1. Januar 1989 an. Nachdem Ende 1996 der damalige Stadtpräsident Dr. Rolf Stiffler infolge Amtszeitbeschränkung nicht mehr wiederwählbar war, wurde ich im Mai 1996 zum Stadtpräsidenten gewählt. Dieses Amt habe ich mit Freude ausgeübt. CM: Zwölf Jahre im Stadtrat, davon vier als Stadtpräsident. Da gibt es bestimmt Höhepunkte, die Sie nicht so schnell vergessen werden. C. A.: Höhepunkte gab es viele auf verschiedenen Ebenen. Besonders gefreut haben mich die zahlreichen Zustimmungen des Volkes zu verschiedenen Vorlagen. Ebenso war die Zusammenarbeit im Stadtratskollegium in diesen 12 Jahren sehr konstruktiv. Erfreulich war auch, wie meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer wieder mit Einsatz und Loyalität ihre Aufgaben wahrnahmen. Viele persönliche Begegnungen mit hohen Vertretern von Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur sind unvergesslich. Ganz besonders hervorheben möchte ich auch die zahlreichen Begegnungen in unserer Stadt mit vielen jungen und älteren Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern. An diese bereichernden Zusammenkünfte werde ich mich immer gerne erinnern. Ich werde diese Werte auch über den 31. Dezember 2000 hinaus behalten. |
CM: An welche
Begebenheiten erinnern Sie sich nicht gerne? C. A.: Ich nehme eigentlich keine negativen Begebenheiten und Umstände mit auf den weiteren beruflichen und privaten Lebensweg. Jedes Ereignis während meiner Tätigkeit im Stadtrat war immer ein Schritt vorwärts in einer Diskussion über eine Frage oder ein Thema. Dass die Behandlung dieser Fragen und Probleme im Moment möglicherweise belastend war und die Diskussionen hart geführt wurden, spielt dabei keine Rolle. Das war oft notwendig. Ich habe mich immer wieder an den Sport erinnert, wo es nach jedem Wettkampf auch immer wieder darum geht, sich konzentriert auf den nächsten auszurichten. Wichtig war also immer das angestrebte Ziel. CM: Was wünschen Sie sich persönlich für die Zukunft unserer Stadt und welches sind die dringendsten Aufgaben, die Ihrer Ansicht nach gelöst werden sollten? C. A.: Ich wünsche mir, dass man in dieser Stadt bereit ist, offen und ehrlich miteinander wichtige Fragen zu diskutieren und Probleme für eine gemeinsame Zukunft zu lösen. Dabei sollte für alles Tun und Handeln immer die Frage gestellt werden, ob dies gut ist für unsere Stadt, unsere Bevölkerung, unsere Zukunft. Wenn eigene Interessen vor diesen stehen, dann sollte man es unterlassen. Wir haben am Schluss unserer Amtszeit noch einige wichtige Schwerpunkte zur Entscheidung vorbereitet, die in nächster Zeit umgesetzt werden müssen. Ich denke da an das neue Baugesetz und die Zonenplanrevision, das Sport- und Freizeitanlagenkonzept 2000, an die Privatisierung der IBC, den Bahnhofplatz oder die Fussgängerzone III. Und ganz wichtig wird es sein, dass unsere unbestrittenen Standortqualitäten als Wohnort und Wirtschaftsstandort noch besser vermarktet werden. CM: Sieht man Christian Aliesch weiterhin auf dem politischen Parkett in Chur oder wo führen Ihre Wege hin? C. A.: Ich konzentriere mich voll auf meine neue berufliche Tätigkeit. Im nächsten Frühjahr übernehme ich die Leitung der Kaufmännischen Berufsschule in Chur. Ich freue mich nach 25 Jahren politischer Tätigkeit auf diese Aufgabe, um gemeinsam mit den Lehrkräften an dieser Schule und in enger Zusammenarbeit mit den verschiedenen Behörden und Lehrbetrieben einen Beitrag zur Aus- und Weiterbildung leisten zu können. Ich betrachte gut ausgebildetes Personal auf allen Ebenen als wichtigsten Faktor für uns als Wirtschaftsstandort. Interview Walter Schmid |