Diesen März finden die Frauen-Film-Tage in Graubünden zum zehnten Mal statt. «Les Reines Prochaines», die künftigen Königinnen, setzen dem Jubiläum dabei die Krone auf.

Frauen drehen heute ihre eigenen Filme: persönliche, politische, träumerische, traurige. Das war nicht immer so. In den 60er Jahren hatten die Streifen vor allem das Politische zum Thema. Es war die Zeit der Studenten- und Frauenbewegung und was bewegte, wurde als Mittel zum Kampf auf Zelluloid gebannt. Die damaligen Frauenfilme wollten aufklären und brachten – ganz nach dem Motto «Das Private ist politisch» – die schwellende Unzufriedenheit aufs Tapet: die ungleiche Arbeitssituation von Frauen und Männern, der Geschlechterkampf, Abtreibung, Verhütung, weibliche Sexualtiät.

Kämpfende Frauen

Damals kämpften die Frauen hinter der Kamera. Heute wird vor der Kamera gekämpft. «Fighting Girls» heisst das diesjährige Thema der Frauen-Film-Tage. Gezeigt wird in Chur und Pontresina eine Auswahl neuer Filme von Frauen (Programm siehe Kasten). Und weil die Frauen-Film-Tage Graubünden heuer zum zehnten Mal durchgeführt werden, wird gleich noch gefeiert. Mit den «Reines Prochaines», den künftigen Königinnen.

(Un)gekrönte Königinnen

Die Frauencombo «Les Reines Prochaines», bei der einst auch Pipilotti Rist mitwirkte, hat sich dem Schrägen verschrieben. Der professionelle Dilettantismus ist für die vier abendländischen Performerinnen künstlerisches Konzept. Inspiriert vom Mythologischen, von Pop, Volkstum und Dadaismus praktizieren die Königinnen die Willkürlichkeit des Einfalls. Daraus erwachsen minimalistische Kompositionen, radikal sparsam und luxuriös einfach.

Interessierte Männer

Gleichsam lehrreich, zuweilen anstrengend, aber immer spannend ist für die Veranstalterinnen die Organisation der Frauen-Film-Tage. Anders als in Bern, Basel oder Zürich, wo professionelle Filmfachfrauen am Werk sind, nahmen in Chur schlicht filminteressierte Frauen die Realisierung in die Hand. «Wir sind die Dilettantinnen unter den Veranstalterinnen», sagt Ursina Campell, Mitorganisatorin. «Gleichwohl können wir viel von der Infrastruktur der Frauen-Film-Tage Schweiz und dem Wissen der anderen Frauen profitieren. Und der Erfolg gibt uns recht.» Denn erfolgreich waren sie, die Frauen-Film-Tage der letzten 10 Jahre. Und durchaus nicht nur von Frauen besucht.

«Nouvelles» – Neues von Frauen

Die Frauen-Film-Tage haben mittlerweile Laufen gelernt. Frau ist weggekommen vom Aufklärerischen und hat sich stärker am Publikum orientiert. Dieses ist heute eher film- statt themeninteressiert. Dem haben die Veranstalterinnen entsprochen, indem sie die Frauen-Film-Tage Schweiz vor drei Jahren in «Nouvelles» umtauften und ein neues Konzept ausarbeiteten. «Nouvelles – Filme von Frauen» – will neue und neueste Produktionen von Frauen aufführen; Filme von Regisseurinnen, die zwar an Festivals gezeigt werden, in den Kinos aber immer noch untervertreten sind.

Immerhin werden heute vermehrt Gelder an Produzentinnen verliehen, Regisseurinnen gefördert und Frauenfilme sind im gängigen Kinoprogramm kein Kuriosum mehr. Dazu beigetragen haben unter anderem die Frauenfilmfestivals. Und dies ist bestimmt auch ein Grund zum Feiern.