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Das Shopping-Paradies Altstadt rückt näher

Stadtrat Roland Tremp ist zuversichtlich, dass die definitive Gestaltung der Fussgängerzone III, Poststrasse und Kornplatz, in einem Jahr an die Hand genommen werden kann.

Die beiden Fussgängerzonen I und II in der Altstadt (Obere Gasse, Martinsplatz, Reichsgasse, Untere Gasse) wurden eingeführt, nachdem 1989 gesetzlich bestimmt wurde, die Altstadt vom Individualverkehr zu befreien. Zehn Jahre später war es auch für die Fussgängerzone III soweit: Das Gebiet wurde im Herbst 1999 als Provisorium und ohne gestalterische Massnahmen den Fussgängern übergeben, nachdem der Gemeinderat es so beschlossen hat. Gleichzeitig lancierte die Stadt einen dreistufigen Wettbewerb zur Erlangung von Gestaltungsstudien. Ausgewählt und anschliessend weiter bearbeitet wurde der Vorschlag von der Architektengemeinschaft Niklaus Lohri (Almens), Planum Biel und Theiler Ingenieure (Thun). Das Projekt mit einer einheitlichen Natursteinpflästerung überzeuge durch die Beschränkung der gestalterischen Mittel und durch seine Einfachheit und bringe die Vorzüge der Churer Altstadt zur Geltung, hiess es im Jury-Bericht.

Bevölkerung hat mitgewirkt

Obwohl das Gestaltungsprojekt und die wesentlichen Eckpfeiler der Planung bereits standen, wurde im Herbst letzten Jahres von der städtischen Baukommission das Mitwirkungsverfahren zur Umgestaltung eingeleitet. Bevölkerung, Geschäftsinhaber und Gewerbetreibende hatten somit die Möglichkeit, Bemerkungen und Anregungen einzureichen. «Diese öffentliche Mitwirkung ist nun abgeschlossen und soweit bereinigt, dass die Planauflage und die detaillierte Kostenberechnung erfolgen können», erklärt Stadtarchitektin Béatrice Buchenel.

Einer der Haupkritikpunkte betraf en die Abfallsammelstellen «Molok». Im ursprünglichen Projekt war eine Variante mit schlanken und unauffälligen Einfüllstutzen vorgesehen. «Obwohl das die eleganteste Lösung gewesen wäre», so Stadtrat Roland Tremp, «musste aus praktischen Gründen darauf verzichtet werden.» Die Anzahl der Moloks wurde nun auf das Allernötigste reduziert, wobei auch Standortwünsche aus der Mitwirkung berücksichtigt wurden. Ein Knackpunkt sei auch die Anzahl und Platzierung der Veloständer, so Stadtrat Tremp. «Hier bewegen wir uns in einem pragmatischen Bereich, weil die Wünsche der Interessensgruppen einander diametral gegenüberstehen. Die einen wollen viel mehr, die anderen gar keine.» Verwirklicht wird nun ein Mittelweg mit rund 120 Abstellmöglichkeiten, die aufgrund von Erfahrungen jederzeit nachgerüstet, verschoben oder demontiert werden können. «Laut Gesetz ist in der Fussgängerzone Fahrradverkehr erlaubt, wir erwarten aber, dass die Velofahrer Rücksicht auf die Fussgänger nehmen», gibt Tremp seiner Hoffnung Ausdruck.

 

Ein besonderer Stellenwert wird der Beleuchtung eingeräumt, die aus beweglichen Lampen besteht und verschiedene Beleuchtungsvarianten zulässt. Buchenel: «Das Licht soll nicht einfach auf die Strasse scheinen, sondern auch die Fassaden der Altstadthäuser voll zur Geltung bringen.» 20 Standorte mit insgesamt ca. 60 Lampen sind im Projekt enthalten, wobei auch diese so konzipiert sind, dass sie in der Höhe und Ausrichtung verstellbar sind.

Auch bei der Ausgestaltung der Sitzbänke sind verschiedene Varianten diskutiert worden. «Aus Gründen des Vandalismus hat man sich für robuste und leicht zu reinigende Betonbänke entschieden oder vielmehr entscheiden müssen», erklärt die Stadtarchitektin. Die Erfahrung habe nämlich gezeigt, dass Holzbänke vielfach beschädigt, verdreckt oder gar in Brand gesteckt würden. Zudem passten die Betonbänke gestalterisch besser zum ausgewählten Projekt. «Die gesamte Umgestaltung soll einen würdigen und schlichten Rahmen für die schöne Altstadt bieten, die belebt wird durch die Passanten, durch Anlässe, Märkte, Strassencafés usw.»

Umgestaltung im Frühling 2002?

Zur Zeit wird das Projekt für die öffentliche Planauflage, die in diesem Frühling erfolgen soll, bearbeitet. Darin enthalten sind auch die Kosten. Aufgrund provisorischer Schätzungen rechnet man für die Poststrasse inklusive Nebengassen mit einem Aufwand von 3,1 Millionen Franken, für den Kornplatz mit 2,8 Mio.

Im städtischen Voranschlag für 2001 ist der Gesamtbetrag von 5,9 Mio. für die Gestaltung der Fussgängerzone II in der Prioritätsstufe 3 enthalten. Das bedeutet, dass in diesem Jahr das Provisorium noch bestehen bleibt. «Ich gehe aber davon aus», so Stadtrat Tremp, «dass das Geschäft im Voranschlag für 2002 durch den Gemeinderat in die erste Priorität gehievt und

zur Abstimmung dem Volk vorgelegt wird.» Werde der Kredit genehmigt, so könne man zum jetzigen Zeitpunkt davon ausgehen, dass im Frühling 2002 mit der Pflästerung begonnen werde.

Obwohl der Arbeitsablauf noch nicht genau festgelegt ist, tendiert Stadtrat Tremp eher auf eine Etappierung mit Beginn an der Poststrasse. Das könnte bedeuten, dass die Umgestaltung auch aus finanziellen Gründen auf zwei Jahre aufgeteilt wird und das Volk über den Kredit für den Kornplatz gemäss Voranschlag für 2003 separat abstimmen muss. «Auf jeden Fall möchten wir das Ganze möglichst intensiv und rasch durchziehen.» Der ganze Arbeitsablauf, versichert der Stadtrat, werde unter Einbezug der anliegenden Geschäfte und Bewohner abgesprochen und festgelegt. «Sicher ist: Wir werden nicht einfach irgendwann mit dem Bagger auffahren.»

Walter Schmid