Barbecue in Stadtnähe
Grillieren
im Freien ist im Trend. Für all jene, welche diese Speise-Zubereitungsart
nicht im eigenen Garten zelebrieren wollen oder können, pflegt und unterhält
das Forstamt Chur eine ganze Anzahl von Feuerstellen am Rande der Stadt.
Man kann
den Maiensässausflug der Churer Schuljugend auch als "Startschuss für
die Grillsaison" bezeichnen. Denn an keinem Tag im Vorsommer brutzeln
rund um die Stadt gleichzeitig so viele Servelats und Bratwürste über
so vielen Gluten. Die Feuerstellen beim Fülian, Städeli, Wisshütte, auf
Schönegg oder auf dem Mittenberg sind "wilde", wie sie landauf landab
an idyllischen Plätzen zuhauf anzutreffen sind - nicht immer zur Freude
der städtischen Forstverwaltung. Die Verantwortlichen haben zwar nichts
gegen "bräteln im Freien", aber wenn schon, dann richtig und auf professionell
angelegten Feuerstellen und an geeigneten Orten. "Sowohl im kantonalen
wie im städtischen Waldgesetz ist festgehalten, dass Feuern im Wald oder
in Waldesnähe nur erlaubt ist, wenn keine erhöhte Waldbrandgefahr besteht",
erklärt Urs Crotta vom Stadtforstamt. Keine Gefahr besteht aber nur bei
Sauwetter, und dann kommt es wohl kaum jemandem in den Sinn, draussen
in der Natur eine Grillparty zu veranstalten. Anders bei Schönwetterperioden.
Das primäre und grösste Anliegen an die "Brätler" besteht dann darin,
keinesfalls Feuerstellen auf Waldboden anzulegen. "Wird das Feuer im Nachhinein
nicht richtig und vollständig gelöscht, können, durch Wind angefacht,
Funken weggetragen werden oder im humusreichen Untergrund Schwellbrände
entstehen", so Crotta und appelliert an die Vernunft und Verantwortung
der Grill-Gemeinde: "Wenn schon Feuerstellen bauen, dann in sicherem Abstand
zum Wald, niemals unter Bäumen mit einem schützenden und hohen Steinwall
rundherum und einem mit flachen Steinen ausgelegten Boden."
Grillplätze
rund um die Stadt
Die Mühe, selbst einen "Herd" zu bauen, kann man sich ersparen und den
Sonntagsausflug im Familienverband oder die abendliche Grillparty im Freundeskreis
zu einer der offiziellen, vom Forstamt erstellten und betreuten Feuerstellen
planen. Einer der begehrtesten Orte ist die "Bärahütta", rund zwanzig
Wanderminuten oberhalb des Waldegg. Auf Anfrage beim Forstamt (Tel. 254
41 11, Stadtverwaltung) kann die Blockhütte mit der gemauerten Feuerstelle
im Freien von Vereinen, Gruppen, Schulen etc. benutzt werden. Beim Waldegg
selbst ist auf der lichten Wiese ebenfalls eine Grilleinrichtung installiert
- mit Schaukeln, Wippen und Klettereinrichtungen ausgerüstet, ein ideales
Tummelfeld für Kinder und ein Erholungsort für ihre Eltern. Nicht speziell
betreut, aber vom Forstamt als offiziell bezeichnet, wird der "Freiluftherd"
auf dem Spielplatz bei der Haldensteiner Rheinbrücke. In Planung stehe,
so Urs Crotta, eine gemauerte Feuerstelle in unmittelbarer Nähe des Brunnens
an der Rheinpromenade beim Calanda-Kieswerk.
Gelegenheit,
Grillplausch mit Baden zu verbinden, bietet das Freibad Obere Au. "Wir
besorgen die Holzkohle, machen gegen die Mittagszeit Feuer und überlassen
dann diese vielbenutzte, im Eintritt inbegriffene Einrichtung den Badegästen",
erklärt der Badi-Betriebsleiter Heinz Leubler.
Sorgenkind
Vogelboden
Zu den romantischsten Grillplätzen auf Stadtgebiet zählt der Vogelboden
am Mittenberg. Normalerweise geht es hier bei den beiden offiziellen Feuerstellen
gesittet zu und her. Sorgen bereitet dem Forstamt jeweils jener Tag gegen
Ende Juni, wenn die KantonsschülerInnen - im letzten Jahr waren es gegen
300 - zu ihrem nächtlichen Schulschlussfest in Richtung Vogelboden aufbrechen.
"Der von vielen Jugendlichen zurückgelassene Unrat, Abfall und der Scherbenteppich,
der anderntags in mühsamer Arbeit von Stadtarbeitern zusammengesammelt
und abtransportiert werden muss, ist das eine" so Crotta. Viel bedrohlicher
seien die vielen kleinen Feuerstellen, die zwischen und unter Bäumen auf
dem Waldboden in Betrieb genommen würden. Obwohl in diesem Jahr die Stadt
zusammen mit der "Festgemeinde" und der Kantonsschule eine Lösung für
das Problem sucht, gilt für den bevorstehenden, mittlerweile zur Kultveranstaltung
gewordenen Anlass erhöhte Bereitschaft für die städtische Feuerwehr.
Feuerstellen
in Nachbargemeinden
Das
Betreten des Waldes ist generell erlaubt, seine Nutzung hingegen durch
die Forstgesetzgebung, und weil jeder Wald auch einen Eigentümer hat,
eingeschränkt. Allein das verpflichtet die Ausflügler, die sich in freier
Natur den Mittagstisch zubereiten, zu Rücksichtnahme und Verantwortung,
was für die Grillplätze auf Stadtgebiet genau gleich gilt, wie für jene
der Nachbargemeinden.
Der lauschige Platz auf Felsberger Gebiet beim Rossboden ist ein ebenso
begehrter Fleck für gesellige Stunden wie jener bei der Maschänser Rüfi
auf Trimmiser Boden. Bei einer Wanderung auf Brambrüesch lädt die gepflegte
Feuerstelle in der Nähe des Sporthotels zu einer ausgiebigen Verpflegungsrast
ein, und wer sich auf Schusters Rappen oder per Bike in Richtung Tamins
bewegt, kommt direkt am Grillplatz beim "Benis Boden" vorbei. Gleich Dutzende
von Räuchlein steigen an sommerlichen Tagen über der Schafweide (Gebiet
Domat/Ems) in den Himmel. Hier bietet die Gemeinde Gesellschaften eine
komplette Infrastruktur für ausgiebige Grillfeste (Tel. 632 82 00, Gemeindeverwaltung).
Unaufhaltsamer
Boom
Spricht man bei der "simplen" Fleischzubereitung auf einem Feuer in freier
Natur vom Grillieren, so nennt man das gleiche Prozedere auf dem Hightech-Gerät
im Garten "Barbecue". Der Ausdruck stammt (laut einer wahren Legende)
von einem Indianerstamm auf Haiti, und bedeutet nichts anderes, als einen
Holzspiess mit Fleisch über das Feuer zu halten und zu braten.
Die Kreolen (erste spanische und französische Siedler) übernahmen dieses
Wort, bestreuten das Fleisch mit verschiedenen Gewürzen und brachten die
"Technik" auf das amerikanische Festland, von wo aus der unaufhaltsame
Siegeszug des Barbecue ausging. Die ganze Geschichte kann man natürlich
auch in unsere Gegend verlegen. Denn es ist anzunehmen, dass die vor 13
000 Jahren am Hofhügel in Chur lebenden Jäger ihre erlegte Beute nicht
roh verzehrten, sondern im Barbecue-Verfahren zubereiteten. So vielseitig,
wie damals, war jedoch das Rohmaterial kaum. "Seit Jahren boomt das Grillieren
mit zunehmender Intensität." Der das behauptet ist der Churer Metzgermeister
Fritz Schiesser, dessen Laden ein Fokuspunkt für Barbecue-Spezialisten
ist. "Die Nachfrage bestimmt das Angebot", erklärt er. Servelats und Kalbsbratwürste,
das einst einzige Grillgut, führe die Hitliste längst nicht mehr an. "Heute
gibt es fast nichts mehr, was nicht auf den Grill gelegt wird: Fisch,
Geflügel, Kalb-, Lamm-, Rinds-, Pferde- und Schweinefleisch, mariniert
oder streugewürzt, spezielle Grillwürste, Gemüse, Früchte etc." Dass die
Produzenten von Grilliergeräten mit dem Boom Schritt halten versteht sich
von selbst. Praktisch für jede Barbecue-Philosophie bietet der Markt die
passende Infrastruktur. "Und", so Fritz Schiesser, "jeder ist natürlich
sein eigener Grillmeister und selbstverständlich auch der Beste."
Grillieren
ist friedensfördernd
Dass Barbecue einen echten kulturellen Wert hat, kommt vom 14. bis 17.
Juni bei den 6. Barbecue Europameisterschaften in Spiez zum Ausdruck.
Hier trifft sich die Creme de la creme der weltweit rund 2 Milliarden
Menschen, die ihre tägliche Nahrung auf Glut oder offenem Feuer zubereiten.
Aus dieser breiten Basis entwickelte sich das Barbecue als Freizeit-Sport-Genuss,
und seit 1995 eine weltweite Bewegung: die "World Barbecue Association".
Ihr erklärtes Ziel ist, "durch den Freizeitsport Barbecue einen friedensfördernden
und völkerverbindenden Lebensstil auf allen Kontinenten zu aktivieren
… und sicheres, gesundes und geselliges Barbecue als Weltbotschaft zu
fördern". Diese Grundsätze sollte man auch bei uns beachten - wenn der
Rauch aus Nachbars Grillgerät über die Hecke in den eigenen Garten zieht.
Walter
Schmid
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