Für
die einen sind die "exotischen Lädelchen" ein Stückchen
Heimat, für andere sind es Ferienerinnerungen. Vielleicht ist es
aber auch einfach die Lust an der fremdländischen Küche, die
dazu verlockt, entsprechende Produkte einzukaufen. In Chur wird man fündig.
Irgendwann einmal sind sie als Gastarbeiter oder Flüchtling aus fremden
Ländern zu uns gekommen. Der eine oder andere hat quasi gleich auch
noch die Landesspezialitäten in den Koffer gepackt. Mit der Zeit
sind dann in Chur kleinere oder grössere Läden entstanden, die
nun eine Vielzahl an ausländischen Lebensmitteln anbieten. Sie alle
tragen auf völlig unprätentiöse Weise zur Völkerverständigung
bei, bereichern aber vor allem auch mit ihren kulinarischen Leckerbissen
unsere Speisezettel, unsere Gaumen und unsere Herzen.
"Göttliches"
beim Griechen
An der Oberen Gasse kann man in die griechische Welt eintauchen. "Der
Grieche", wie Charalabos Kirialanidis - oder kurz "Babis"
- sein winziges Lädelchen nennt, existiert zwar erst seit rund zweieinhalb
Jahren. Doch er ist aus dem Altstadtbild nicht mehr wegzudenken. Fast
schon göttlich sind seine selbst gemachten Spezialitäten: Gyros
(immer samstags), gefüllte Tomaten und Peperoni (freitags), Tsatziki
(täglich), Mousaka (steht donnerstags auf dem Küchenprogramm).
Olivenpaste, Sesam-Creme, Fetakäse, Oliven, Weinblätter (in
Dosen) stehen hinter und auf der Theke. Feinste Olivenöle - Kirialanidis:
"Kreta liefert das beste Öl des ganzen Mittelmeerraumes"
- gibt es beim Griechen genauso wie eine grosse Auswahl selbst importierter
hervorragender griechischer Weine.
Kirialanidis, der aus Thessaloniki stammt, kocht auch für Geburtstags-
und andere Feste. Im Oktober möchte er nun erstmals in der Migros
Clubschule einen griechischen Kochkurs anbieten. Bereits plant er für
seine Kunden auch eine kleine Weinreise in seine Heimat.
Der Grieche, der seit rund zehn
Wochen ein "waschechter" Churer ist, wie er stolz vermerkt,
lebt und arbeitet seit 1979 in Chur. "Chur ist meine zweite Heimat
geworden", erzählt er bei einem griechischen Kaffee in der sich
dem winzigen Lädelchen anschliessenden ehemaligen Backstube. Hier
"fallen" samstags oft ein paar Kunden und Freunde ein, um einen
kleinen Schwatz zu halten. Ladenöffnungszeiten: Montag 13.30 bis
18.30 Uhr, Dienstag bis Freitag 9.00 bis 12.00 und 13.30 bis 18.30 Uhr,
Samstag 9.00 bis 16.00 Uhr.
Gleich
zweimal Portugal
Wer portugiesische und spanische Spezialitäten sucht, sollte sich
vielleicht einmal bei Victor Ferreira in seiner "Espadinha"
am Seilerbahnweg 8 (gleich schräg vis-à-vis der Stadthalle)
umschauen. Seit über 7 Jahren hat sich Victor Ferreira hier "eingenistet"
und verkauft längst nicht nur seinen Landsleuten zu günstigen
Preisen all das, was man gerne isst und in der Mittelmeerküche so
braucht. Im grossen Verkaufsraum fällt vor allem die grosse Kühltruhe
auf. Sie ist mehrheitlich gefüllt mit den verschiedensten Fischspezialitäten,
Muscheln, Shrimps, Calamares. Von den grossen Portionen (mindestens 1-Kilo-Pakete)
darf man sich nicht abschrecken lassen. Die braunen Augen hinter den Brillengläsern
von Victor Ferreira blitzen auf, als er die schöne Auswahl an portugiesischen
und spanischen Weinen, darunter ausgesprochen preisgünstige Spezialitäten,
zeigt. Portugiesisches Bier, Schnäpse und Liköre, feinste Portweine
aber auch Schinken und Salami, Teigwaren, Bohnen und sogar die neuesten
portugiesischen Zeitungen hält Ferreira täglich von 9.00 bis
12.00, 14.00 bis 18.30 Uhr, freitags bis 21.00 Uhr und samstags von 9.00
bis 17.00 Uhr für seine zahlreiche Kundschaft bereit.
Auf viel kleinerem Raum haben O Evaristo und seine Frau Bella an der Oberalpstrasse
ihr kleines portugiesisches Spezialitäten-Lädeli eingerichtet.
Seit 18 Jahren schon lebt die
Familie in Chur. Vor vier Jahren entschlossen sie sich, einen Laden zu
eröffnen, den seither O Evaristos Frau managt. Für Heimweh-Portugiesen
und alle anderen Liebhaber der portugiesischen Küche wird ähnlich
der "Espadinha" eine breite Auswahl an gefrorenen Meerwasserfischen,
Pulpo, Calamares sowie Pouletschenkel und Pouletmägen angeboten.
Die Pouletmägen, schwärmt O Evaristo, seien, sofern richtig
zubereitet, etwas sehr Delikates. Man kann sie beispielsweise in der Pfanne
zusammen mit Zwiebeln anbraten und sie dann mit Tomatensauce zum Apéro
servieren. Seine Paprikawürste und der portugiesische "Parma"-Schinken
sind ebenfalls eine kleine Sünde wert. Bei O Evaristo trifft man
sich aber auch einfach einmal einfach so, um Neuigkeiten auszutauschen
oder schnell den Durst mit einem kleinen Bier zu löschen. Immer nachmittags
geöffnet, freitags bis 21.00 Uhr, samstags 9.00 bis 17.00 Uhr.
Alles
für die Thai-Küche
Unversehens in die Welt der asiatischen Düfte katapultiert wird,
wer in Nitsarin Phommaraths Asia Market an der Ringstrasse eintritt. Nitsarin
Phommarath bietet eine unglaubliche Vielfalt thailändischer Spezialitäten
an. Damit wird sie dem Ruf der Thai-Küche, die als eine der besten
und vielfältigsten auf der Welt gilt, gerecht. Frische Früchte
und Gemüse kommen im Asia Market immer donnerstags an. Ob Rambutan,
Mangostee, Mango, Auberginen, Basilikum oder die zahlreichen Peperoni-
und Peperoncini-Sorten: Augen und Gaumen freuts auf jeden Fall. Verschiedene
frische Curry-Pasten, die zweimal pro Woche zubereiteten hausgemachten
Frühlingsrollen, die unglaubliche Vielfalt an Gewürzen, Bambussprossen,
Nudeln und Reis, man muss sich schon sehr zusammennehmen, um nicht alles
in den Einkaufskorb zu packen.
Nitsarin Phommarath bietet ebenfalls einen Party-Service an. "In
der Regel", sagt die bei einer Grösse von nur 150 Zentimetern
kleine, aber äusserst tüchtige Nitsarin, "richten wir grosse
Feste aus." 1985 als politischer Flüchtling nach Chur gekommen,
hat sich Nitsarin dann vor rund zehn Jahren mit ihrem Asia Market zuerst
an der Giacomettistrasse, dann an der Ringstrasse, selbstständig
gemacht. Auf ihren bündnerischen Bürgerort Arvigo ist sie ebenso
stolz wie auf ihre drei Mädchen und ihren gut bestückten Laden.
Er ist montags bis donnerstags geöffnet von 13.30 bis 18.30 Uhr,
freitags von 9.00 bis 20.00 Uhr, samstags von 9.00 bis 17.00 Uhr.
"Rägawurm"
für Ernährungsbewusste
Zu den eigentlichen "Exoten" kann man den "Rägawurm"
zwar nicht rechnen. Aber immerhin ist es der einzige Laden, der ausschliesslich
und erst noch ein breit gefächertes Sortiment an Bioprodukten (inklusive
exotische Artikel) anbietet. Die Arbeit im "Rägawurm" teilen
sich sechs Frauen. 1982 gegründet als Selbsthilfegruppe ist die Genossenschaft
von einst 50 auf heute rund 150 Mitglieder angewachsen. Gewachsen sind
aber auch Angebot und Kundenkreis. Viele Produkte, wie Milch, Gemüse,
(gefrorenes) Fleisch, Gerste, Bio-Weine und anderes kommen aus der Region.
Andere, wie biologische Früchte und Gemüse, werden auch importiert.
Im "Rägawurm" kann man sich gut verweilen und erhält
auf alle Fragen auch eine Antwort, wie Barbara Fannin versichert. Eine
gut bestückte Kochbuchabteilung, biologische Hautpflegemittel sowie
ein relativ grosses Bio-Wein-Angebot haben im "Rägawurm"
ihren festen Platz. Geöffnet ist der "Rägawurm" montags
von 14.00 bis 18.30 Uhr, dienstags bis freitags von 9.00 bis 12.15 und
14.00 bis 18.30 Uhr, samstags von 8.30 bis 12.15 und von 13.30 bis 16.00
Uhr.
Karin Huber
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