Frauen auf der Spur - in Chur


ccb. Haben Sie in einer fremden Stadt auch schon an einer Führung teilgenommen und sich immer wieder gefragt, wo Frauen denn gewirkt haben? Oder haben Sie schon einmal eine ihnen bekannte Stadt mit dem Blick auf Frauen durchwandert und so neu kennen gelernt? In Chur wird es möglich.

Auf dem Frauenstadtrundgang Chur 2001 werden Ihnen vier Frauen vorgestellt, welche in Chur zwischen 1850 und 1920 einen Beitrag im sozialen Bereich geleistet haben.
Die Idee "Frauenstadtrundgang Chur" stammt von der angehenden Theologin Cornelia Camichel Bromeis, die im Rahmen ihres Vikariatsjahres in Chur ein Gemeindeprojekt organisiert. Bei der Suche nach interessanten Frauenpersönlichkeiten, die in Chur gewirkt haben, ist sie rasch auf eine grosse Fülle an Möglichkeiten gestossen und hat gemerkt, dass ihr Projekt nach einem grösseren Rahmen verlangte. Entstanden ist ein Team von vier Frauen, welches zwischen dem
25. August und dem 26. September
den ersten Churer Frauenstadtrundgang realisiert. Es werden die folgenden vier Frauen vorgestellt:

Clara Ragaz-Nadig (1871-1957)

Cornelia Camichel Bromeis, Theologin, setzt sich mit der Persönlichkeit von Clara Ragaz-Nadig auseinander. Für Würde und Menschlichkeit hat sich die aktive Pazifistin eingesetzt. Ihre Anliegen und Überzeugungen hat sie in zahlreichen Publikationen geäussert und sich tatkräftig für Frauen der Arbeiterschicht und in der Abstinenzbewegung engagiert - um nur zwei Beispiele zu nennen.
Sr. Eugenia Welz (1833-1899)
Regula N. Keller, Historikerin, widmet sich der Ordensschwester Eugenia Welz. Zur Finanzierung von Projekten von Pater Florentini ist sie durch das heutige Österreich und Ungarn gewandert und hat zusammen mit anderen Schwestern Geld gesammelt. Von der grossen Hingabe und Demut, mit welcher sie ihrer Aufgabe nachgekommen ist, zeugen ihre Briefe an die "hochverehrte teure Mutter".

Anna Caviezel (1862-1903)

Angelika Müller Jakober, Theologin, befasst sich mit Anna Caviezel, der ersten Präsidentin der Bündner Sektion des Schweizerischen Gemeinnützigen Frauenvereins. Die Vereinsgründung erfolgte 1898 aufgrund des zunehmenden Interesses von verschiedenen Frauen an sogenannten Frauen-Anliegen und aufgrund des Wunsches, dass der Einsatz von Frauen lokalen Interessen zugute kommt. Die Tätigkeit stand von Beginn weg unter dem Motto "Gutes zu tun".
Anna von Planta (1858-1934)
Jolanda Nydegger, Historikerin, beschäftigt sich mit der Stifterin des Frauenspitals Fontana. Anna von Planta schenkte ihr Landhaus im Lürlibad 1916 der Stadt Chur mit der Auflage, baldmöglichst eine Frauenklinik einzurichten. Auf diese Weise wehte so durch die ganze Villa Fontana - in einem Flügel wurde bereits vor 1916 ein Kinderheim eingerichtet - der Geist sozialer Tätigkeit.

Der Churer Frauenstadtrundgang soll zu einem sich jährlich wiederholenden Ereignis und Erlebnis werden. Dabei steht jedes Jahr ein anderes Thema im Vordergrund. Dieses Jahr ist es die Frage nach dem sozialen Engagement. Für nächstes Jahr ist das Thema Kunst oder Berufsarbeit in Vorbereitung. Jeder Frauenstadtrundgang steht aber unter folgendem Motto, das in Wortspielen die Spannungen, Polaritäten, Vielschichtigkeit und Vielseitigkeit von Frauenrealitäten zum Ausdruck bringt: Frauen(an)sichten, Mädchent(r)äume, Weiberk(r)ämpfe, Dameng(l)ut.
Mit Requisiten, Kostümen und szenischen Inszenierungen wird Atmosphäre von damals geschaffen, die vier Persönlichkeiten kommen am Ort ihres Wirkens bzw. am Ort, wo ihre Ideen und Anliegen von Nachfolgerinnen umgesetzt wurden zu Wort.
Teilnehmen an dem Stadtrundgang können alle Frauen und Männer, welche mehr über diese interessanten und engagierten Frauen erfahren möchten.