ws. Seit Anfang Juli bereiten sich die jungen Sängerinnen und
Sänger der "Schlossoper Haldenstein" mit grossem Engagement
und grosser Begeisterung auf die Mozart-Oper "Don Giovanni"
vor. Grosszügig zeigt sich dabei die Churer Gastroszene: Während
des mehrwöchigen Aufenthaltes des Ensembles werden die KünstlerInnen
unentgeltlich in den Restaurants verköstigt.
"Grüezi, mein Name ist Luzi Müller vom Bündner Kammerorchester.
Ich möchte
" Auf diese Weise ist der Musiker, gleichzeitig
Mitglied der Geschäftsstelle des Orchesters, im letzten Juni bei
den Wirten von rund 40 Restaurants in Chur vorstellig geworden. Der Grund
des Hausierens war, die Verköstigung des 15-köpfigen, international
besetzten Ensembles zu organisieren, das ab 10. August im Schlosshof Haldenstein
die Oper "Don Giovanni" aufführt (siehe Seite 28). Weil
die finanziellen Mittel für das Unterfangen "Schlossoper Haldenstein"
recht eingeschränkt sind, hat Luzi Müller eine etwas andere
Art des Sponsorings versucht. "Bei einigen hat das Wort Sponsoring
abweisendes Händeringen verursacht, weil sie glaubten, ich wolle
Geld." Nach kurzem Gespräch, der Projektvorstellung und der
Frage, ob die Opern-Crew nicht ein oder zwei Mal bei ihnen kostenlos einkehren
dürfe, seien die meisten umgeschwenkt und hätten spontan zugesagt.
"Ich bin völlig überrascht worden von der Grosszügigkeit
der Churer Wirtsleute, die von uns keinerlei Gegenleistung erhalten",
freut sich Luzi Müller, der zusammen mit seiner Frau Christiana Ludwig
zum Projektleitungsteam der Schlossoper gehört.
Gastrecht in 23 Restaurants
Seit dem 2. Juli und noch bis zum 12. August können sich Don Giovanni,
Leporello, Komtur, Donna Anna, Don Ottavio, Donna Elvira, Masetto, Zelina
und alle anderen Mitwirkenden ein kompaktes Bild der Churer Gastroszene
und der einheimischen Küche machen. Insgesamt 42 Mal kehren sie ein
im Hotel Chur, im Räblüta, Capellerhof, Bahnhofbuffet, Merz,
Lett, Rätushof, Zur Eiche, Feldschlösschen, Süsswinkel,
Schlosscafé Haldenstein, Zum Kornplatz, Bahnhöfli Haldenstein,
Marsöl, Drei Könige, Controversa, Han Kung, Calanda, Café
Rathaus, Kleinwaldegg und Stern.
"Das macht man einfach", meint Inge Graiss vom Süsswinkel
zur Gratis-Verköstigung der SängerInnen, "und es ist auch
nur schon deshalb selbstverständlich für uns, weil unser Restaurant
direkt neben der Musikschule liegt." Pasta-Variationen, Fleisch und
Salate seien ihnen offeriert worden, wobei sich bei den aus allen Ecken
der Welt stammenden KünstlerInnen die einfache Bratwurst durchgesetzt
habe. Im Merz, wo das Ensemble grosszügigerweise mehrmals Gastrecht
geniesst, variiert die Auswahl zwischen Menü und dem à la
carte-Angebot - einfach was das Herz begehrt.
"Aus Freude an Kultur"
"Weil wir Freunde der schönen Künste sind", so der
Chef vom Restaurant Zur Eiche "Mamma mia", "haben wir Don
Giovanni mit seinen Weggefährtinnen und -gefährten ohne Wenn
und Aber
zu Pizza, Pasta und Salaten eingeladen." Zur Gourmetafel schreiten
die OpernsängerInnen im Restaurant Zum Kornplatz. Für Elsbeth
und Arnold Egli (14 Punkte im Gault Millau 2001) ist die Einladung aus
lauter Kulturfreude eine Selbstverständlichkeit: "Wir geniessen
ihre Produktion, also sollen sie auch unsere geniessen, in Form eines
Rund-um-Menüs à la Kornplatz natürlich".
Fast wie zuhause fühlt sich die Crew, wenn sie jeweils sonntags zum
ausgiebigen Brunch im Schlosscafé Haldenstein empfangen wird. Er
profitiere natürlich von der Oper, die nur zwanzig Schritte nebenan
aufgeführt werde, erklärt Schlosscafé-Wirt Arthur Cavegn.
"Und allein schon aus diesem Grund habe ich sofort zugesagt, unentgeltlich
für das leibliche Wohl dieser aufgestellten Schar junger Künstlerinnen
und Künstler zu sorgen".
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