"Don Giovanni" im Schlosshof Haldenstein
ws. Am 10. August ist im stimmungsvollen historischen Hof des Schlosses
Haldenstein Premiere zur Mozart-Oper "Don Giovanni" - ein Projekt
des Bündner Kammerorchesters (BKO), das in vielerlei Hinsicht aussergewöhnlich
ist.
Hauptinitiant der ersten Produktion der "Schloss-Oper Haldenstein"
ist der junge Deutsche Dirigent Marcus Bosch, seit zwei Jahren künstlerischer
Leiter und Chefdirigent des Bündner Kammerorchesters. Am Saarländischen
Staatstheater Saarbrücken ist er seit vergangener Spielzeit stellvertretender
GMD und 1. Kapellmeister. Ausserdem ist Bosch musikalischer Leiter von
Chor und Orchester der "vocapella" und des Beethovenchores Ludwigshafen.
Der Verwirklichung der Oper "Don Giovanni", die eine ganze Reihe
attraktiver Gesangspartien bietet, ging ein Vorsingwettbewerb voraus,
der durch das Bündner Kammerorchester in Hochschulen, Agenturen und
Theater im gesamten deutschsprachigen Raum ausgeschrieben wurde. Das Niveau
der über hundert WettbewerbsteilnehmerInnen erwies sich als erstaunlich
hoch.
Hochtalentierte SängerInnen
So konnte ein hervorragendes Sängerensemble, bis auf eine Ausnahme
alle unter 30 Jahren, zusammengestellt werden. Von Südafrika bis
Korea, von Italien bis Schweden - aus aller Welt kommen die Interpreten;
und mit Flurin Caduff als Masetto ist auch ein junger Bündner mit
dabei. Der 22-Jährige studiert heute an der Musikakademie St. Gallen
und trat in jüngster Zeit mit grossem Erfolg als Solist bei vielen
Aufführungen der "Compagnia Rossini" auf. Als Don Giovanni
steht der
27-jährige Schwede Björn Larsson auf der Bühne, der bereits
an der Opernhochschule den Don Giovanni gesungen hat. In diesem Jahr war
er Finalist des Wettbewerbs "Yamaha Music
Foundation of Europe" und hat den
internationalen Gesangswettbewerb "Concorso Enrico Caruso" in
Mailand gewonnen. Die Donna Anna wird von der 27-jährigen Südkoreanerin
Seung-Youn Song gesungen, die u. a. am Richard Strauss-Konservatorium
in München Gesangsunterricht erhielt. Finalist und Preisträger
mehrerer internationaler Gesangswettbewerbe ist der 33-jährige Wieland
Satter (D), der den Leporello singt.
"Don Giovanni" als Regisseur
Im Mittelpunkt des Projekts steht die Nachwuchsförderung. In
künstlerisch anregendem Umfeld erarbeiten sich die Sänger eine
typische Repertoirerolle, mit der sie sich hier nicht zuletzt aufgrund
der guten Kooperation mit internationalen Agenturen, Medienpartnern und
Fachzeitschriften in die Opernwelt einführen. Ein ähnliches
Projekt gibt es europaweit, nach unserem Kenntnisstand, nur noch in Rheinsberg
bei Berlin, an der "Kammeroper Schloss Rheinsberg".
Ermöglicht wird die Einstiegschance der jungen Solistinnen und Solisten
vor allem durch das intensive fachliche und persönliche Engagement
des künstlerischen Leiters der Schlossoper Haldenstein und Chefdirigenten
des Bündner Kammerorchesters Marcus Bosch sowie des gesamten Leitungsteams,
welches jenseits von üblichen Gagen arbeitet.
Das Verständnis für die Situation der jungen Talente ist gesichert,
denn der Regisseur ist ebenfalls Sänger: Markus Brück, der erfolgreiche
deutsche Bariton der Deutschen Oper Berlin. Ermuntert von Kollegen und
Regisseuren während seiner bisherigen künstlerischen Laufbahn
entschied er sich, nun auch im Bereich Regie aktiv zu werden. Selbst schon
als Don Giovanni auf der Bühne gestanden, inszeniert der 29-Jährige
diese erste Produktion der Schlossoper Haldenstein. Ihm wird nicht nur
als Sänger eine grosse Zukunft vorausgesagt.
Trotz der minimalen finanziellen Mittel erhalten die Sängerinnen
und Sänger eine Aufwandsentschädigung. Sie wohnen während
der Produktionszeit bei Privatpersonen in Chur, und dank den Sponsoren
und der breiten Unterstützung der Bevölkerung kommt auch das
leibliche Wohl nicht zu kurz.
Neuorientierung für das BKO
Der Einsatz wird sich für alle Beteiligten lohnen: Die Produktion
wird Touristen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum anlocken, nicht zuletzt
dank des breiten Medienechos. Das Bündner Kammerorchester vollzieht
eine Neupositionierung, denn es wird über die Kantons- und Landesgrenzen
hinaus mit diesem Projekt Aufmerksamkeit erwecken; allen Mitwirkenden
auf, hinter und jenseits
der Bühne bietet die erfreulich gute Zusammenarbeit ein enormes Erfahrungsspektrum.
So ist z. B. für das Bündner Kammerorchester der "Don Giovanni"
auch das bisher zeitlich intensivste Projekt in der Geschichte seines
Bestehens.
Der Innenhof des Schlosses Haldenstein bietet beidseitig der Bühne
insgesamt 460 Sitzplätze. Die Zahl entspricht jener im Stadttheater,
in das bei schlechter Witterung ausgewichen werden kann. Obwohl "Don
Giovanni" als Freiluftaufführung inszeniert ist, wird bei der
Schlechtwettervariante am Regiekonzept festgehalten, so dass die Gäste
auch indoor in den vollen Genuss der Oper kommen.
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