Zum
Beispiel bei der neusten Wortschöpfung "Grounding".
Ein Wort, das vor dem Oktober kein Mensch gekannt hat. "Grounding",
ist das nun das Wort oder Unwort des Jahres? Als Wort des Jahres
mag es für jene gelten, die damit endlich das ausdrücken
können, was ihnen schon lange auf der Zunge liegt. In der Umgebung
der Swissair hätte wohl niemand das Wort Grounding vermutet,
bis es dann plötzlich in einem Atemzug genannt wurde. Eigentlich
liegt der Name für die Swissair-Nachfolgegesellschaft auf der
Hand. Mit "Grounding-Air" könnte man die Zukunft
vorwegnehmen und damit erst noch eine alte Pilotenweisheit unterstreichen:
Runter kommen sie immer. Dass der UBS-Chef mit einem einzigen Fernsehauftritt
sein eigenes Grounding nicht weit nebem dem Ground Zero inszenierte,
hat er selbst zu verantworten. Wir haben ja weitere Groundings erlebt,
die uns schon eher zur Überzeugung bringen, dass es sich hierbei
um das Unwort des Jahres handeln muss.
Das Grounding etwa von Peter Aliesch. Natürlich nicht deshalb,
weil er sich in Grund und Boden schämt. Er groundete einfach
auf den harten Boden der Realität. Dabei ist es in freisinnigen
Kreisen bereits eine Option, das mit dem Grounding. Jedenfalls hat
Vreny Spoerry ein "politisches Grounding" nicht mehr ausgeschlossen
und damit ihren eigenen Rücktritt gemeint. Nachdem inzwischen
das WEF, die Olympischen Spiele in Graubünden und die freie
Fahrt über die San-Bernardino-Route ihre Groundings hinter
sich haben, braucht es nicht noch mehr Beweise zur Wahl des Unwortes.
Eheberater sprechen schon vom Grounding der Beziehungen, und empfehlen
Erdungsübungen, körperbezogene Therapieverfahren aus der
Psychotherapie und Psychosomatik. Das soll der Entspannung, Stressbewältigung
und Vertrauensbildung dienen und nennt sich Grounding-Konzept. Da
fehlt nur noch American-Football: Wenn der Quarterback ziellos nach
vorne wirft, spricht man von "Intentional Grounding".
Dieses Vergehen wird mit einer Raumstrafe und dem Verlust eines
Versuchs bestraft. In diesem Fall ist der
Verlust an Realitätssinn nicht Voraussetzung. Dass die Kulturpolitik
in Stadt und Kanton ihr Grounding straffrei vor sich hat, darauf
ist man vorbereitet. Wenn aber in diesem Monat im Zusammenhang mit
der Weihnachtsgeschichte auch noch jemand vom Grounding in Bethlehem
spricht, ist es endgültig Zeit, das Jahr abzuschliessen. Ein
Jahr, das man am besten grounden lässt.
Stefan
Bühler
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