Magic-Chur

Die Churer Copperfields

Im Mittelalter hätte man sie wegen Hexerei auf den Scheiterhaufen gebunden und angezündet: die Illusionisten des "Magischen Klubs Sardona" mit Sitz in Chur. Das widerfährt zum Glück heute keinem mehr, obwohl ihre Tricks und unglaublichen Zauberkünste bei den ZuschauerInnen Verblüffung und Ratlosigkeit hinterlassen.

Wenn "Tim Bel", "Luzio", "Silla", "Zimmi" und wie sie alle heissen in ihre Trickkisten greifen, ist höchste Aufmerksamkeit geboten. Wer jedoch glaubt, eine irdische Erklärung für zum Beispiel die Entflechtung einer Ring-Kette, das Verschwinden von Tauben, Jasskarten und gar Menschen oder das aus dem Nichts Hervorzaubern allerhand von Gegenständen zu finden, strengt seine Hirnzellen vergebens an. Kunststück: Die elf aktiven Zauberer des Magischen Klubs Sardona (MKS) sind Vollprofis obwohl jeder von ihnen 100-prozentig berufstätig ist. Und sie lieben es, ihr Publikum in ungläubiges Staunen zu versetzen.

Kollegen von Copperfield

Jedes Mitglied hat seine magischen Fähigkeiten, aber auch
seinen integren Charakter beim Eintritt in den MKS beweisen müssen. Nach maximal zweijähriger Aus- und Weiterbildung
unter der Führung eines Göttis präsentiert der Jungmagier vor gestandenen Zauberern des "Magischen Rings der Schweiz" ein Programm. Besteht er diese Prüfung, wird er aufgenommen und gehört gleichzeitig auch der internationalen Dachorganisation an. Mitglied davon - und somit "Berufskollege" - ist u. a. David Copperfield. Dass seine gigantischen Shows die einheimischen Magier nicht aus den Socken haut, ist keineswegs abschätzig gemeint. "Seine und unsere Tricks sind in ihrem Kern die gleichen", erklärt "Silla". Der Unterschied sei, dass Copperfield mit einer ganzen Armada von Mitarbeitern und Utensilien, die in einem Tross von fünf Sattelschleppern Platz finden, seine Illusionen auf die Spitze treiben könne. "Wir gehen meist solo auf Tour und unser Material findet in einem Personenwagen Platz." Noch ein Unterschied. Die Kunststücke der Sardona-Magier geschehen hautnah, sozusagen unter der Nase der staunenden Gäste. "Der direkte Kontakt zu den Leuten ist auch das Tolle an unserer Zauberei", erklärt "Luzio".

Täglich üben

Mit der zeremoniellen Aufnahme in die Schweizerische Dachorganisation hat jeder Magier einen Eid abzulegen mit den Kern-Verpflichtungen: Kunst nicht verraten und Kameraden nicht kopieren. So ergibt es sich von selbst, dass sich jeder auf ein spezielles Gebiet der Magie konzentriert. Die Einen haben sich der Bühnenzauberei mit entsprechend grösseren Utensilien und vor grösserer Gästeschar verschrieben, andere sind Salonmagier und verwirren ein Publikum von bis zu 200 Personen, wiederum andere gehen von Tisch zu Tisch und verursachen im kleinen Kreise ungläubiges Staunen und eine weitere Gilde hat sich auf Gauklerei spezialisiert. Für alle gilt das Gleiche: üben, üben und nochmals üben, bis das Programm so sitzt, dass auch die grössten Skeptiker unter dem Publikum den Illusionen machtlos gegenüberstehen. "Silla" vergleicht die Vorbereitungen und den Aufwand mit jenem von Jongleuren im Zirkus: "Will ein Trick sitzen, muss er täglich trainiert werden." Das bezieht sich nicht nur auf die Fingerfertigkeit, sondern auch auf die entsprechenden Utensilien und das Studium von
einschlägiger Literatur. Da finden sich die Magier an Fach-Kongressen, die meistens mit Weiterbildungen in Zauberkunst, Workshops und Seminaren kombiniert sind und wo auch beim geselligen Gedankenaustausch mit "Berufskollegen" aus dem In- und Ausland neue Erfahrungen gesammelt werden.

Geniessen, nicht hinterfragen

Allein die Fingerfertigkeit reicht jedoch nicht aus, um das geliebte Hobby professionell und wirkungsvoll auszuüben und an Frau und Mann zu bringen. Ebenso wichtig sind Charisma, Sprachgewandtheit, Umgang mit dem Publikum, Witz, die
Fähigkeit für unbemerkte Ablenkungsmanöver und das Talent, das Publikum in lockerer Weise zu täuschen. Das soll nicht heissen, dass beschissen wird. "Alles geht immer korrekt, ehrlich und lauter zu und her" versichert "Zimmi", Präsident des 1975 ins Leben gerufenen Magischen Klubs Sardona. Er ist auch der Schaltpunkt, wenn sich Gesellschaften aller Art von den Churer Copperfields "verzaubern" und in Staunen versetzen lassen wollen. "Hinters Licht geführt wird
niemand", versichert "Silla". "Auch wenn die Künste der Zauberer noch so unerklärlich erscheinen. Was wir bieten ist magische Unterhaltung, die einfach genossen werden soll." - Der Weg dazu führt über MKS-Präsident Felix "Zimmi" Zimmermann, Tel. 079 361 08 36 oder zimmimagic@gmx.ch