Die "Champagnerluft" von Bad Homburg haben schon verschiedene
Churer geschnuppert. Im Laufe der nunmehr 46-jährigen Partnerschaft
zwischen den beiden Städten haben sich vor allem auch freundschaftliche
Beziehungen entwickelt.
Text: Karin Huber
"Wir sind stolz darauf, dass wir mit Chur und einigen anderen Städten
Europas bereits seit 1956 in einem Partnerschaftsring freundschaftlich
verbunden sind." Für Peter P. Bruckmaier, der die Partnerstadt
Bad Homburg als Direktor der Kur- und Kongress GmbH vertritt, stehen die
guten, persönlichen Kontakte auch dafür, das eigene Gesichtsfeld
zu erweitern. An Chur finden die Bad Homburger Vertreter insbesondere
"das südliche Gepräge beeindruckend. Die Freundlichkeit
und unerwartete Leichtlebigkeit der Menschen, die Vielfalt in der Gastronomie
und in der Kultur und die dennoch behäbige Altstadt ergibt ein freundliches
und bewundernswertes Konglomerat", lässt sich Peter P. Bruckmaier
entlocken.
Wenn anderseits Reto Küng und Peter Laube, der frühere und derzeitige
Tourismusdirektor von Chur, an Bad Homburg, das vor den Toren Frankfurts
liegt, denken, geraten die beiden ebenfalls regelrecht ins Schwärmen.
"An Bad Homburg", sagt Küng, "habe ich nur gute Erinnerungen."
Auch Peter Laube, der schon als ehemaliger Churer Tourismusdirektor freundschaftliche
Bande mit der Churer Partnerstadt Bad Homburg pflegte, hat im Verlauf
der Jahre "viele gute Leute" getroffen. "Ausserdem stellt
Bad Homburg für uns eine gute Plattform dar, um Chur aus touristischer
Sicht präsentieren zu können", merkt Laube an. "Uns",
findet Bruckmaier, "bringt die Partnerschaft vor allem Freundschaften,
Verständnis sowie einen kulturellen Austausch von Ideen und Traditionen."
Bad Homburger "Bartlis"
Präsentieren kann sich Chur in Bad Homburg und auch in den übrigen
Partnerstädten aber nicht allein von seiner touristischen Seite.
Denn die Städte pflegen ebenso einen kulturellen wie sportlichen
Austausch. So hatten auch bereits verschiedene Churer Vereine Gelegenheit,
sich in den Partnerstädten in sportlichen Wettkämpfen zu messen
und Churer Kunstschaffende ihre Arbeiten in Bad Homburg zu zeigen. Regelrechte
Begeisterungsstürme soll dort ebenso Kabarettist Rolf Schmid ausgelöst
haben. Die Bad Homburger ihrerseits schicken an das internationale Churer
Alpenbarttreffen ihre "Bartlis" und sie sind auch sonst gern
gesehene Gäste in Chur und bei den verschiedensten Veranstaltungen.
Begonnen hatte die Städtepartnerschaft vor nunmehr 46 Jahren. Im
Rahmen des europäischen Partnerschaftsringes "verbrüderten"
sich die Städte Bad Homburg, Chur, Bad Mondorf (Luxemburg), Cabourg
(Frankreich), Mayrhofen (Österreich) und Terracina (Italien). In
den Jahren danach förderten und vertieften die Städte ihre Beziehungen
durch gegenseitige Besuche, Arbeitssitzungen, workshops und touristische
Veranstaltungen.
Gründungsgedanke bleibt aktuell
Gegründet worden waren die Städtepartnerschaften 1956 mit dem
Ziel, einen regelmässigen Austausch zwischen den verschiedenen Stadtverwaltungen
zu gewährleisten. Unterstützt wurden und werden ebenfalls Treffen
der Einwohner der Partnerstädte im Sinne einer gegenseitigen Verständigung,
nach dem Krieg insbesondere gedacht auch als Beitrag zur Sicherung des
Friedens. Ausserdem hat so auch die Stadt Chur lange vor den EWR- und
EU-Debatten mitgeholfen, die Europa-Idee weiterzutragen.
Die der Gründung der Partnerstädte einst zugrunde liegende Idee,
hat für die Beteiligten nach wie vor Gültigkeit. "Mehr
noch", sagt Laube, "hat doch das Thema Frieden neue Aktualität
gewonnen, weshalb diese Art von Partnerschaft ausgesprochen wichtig ist."
Wertvoll ist sie für Stadtpräsident Christian Boner persönlich
auch aus Völker verbindenden Gründen und weil dadurch ebenfalls
das Verständnis für andere Kulturen gefördert werden kann.
Aus persönlicher Sicht würde Boner anstreben, dem Gebilde noch
zusätzlichen Inhalt zu geben. Dabei denkt er etwa an das Ausloten
gemeinsamer Berührungspunkte innerhalb der kommunalen Aufgaben. "Die
Grundidee", sagt Bruckmaier, "darf allerdings nicht verkrusten.
Sie muss in den Partnerstädten weiter getragen und den jungen Menschen
übermittelt werden."
Gemeinsame Projekte
Mit Bad Homburg verbindet Chur eine besonders enge Freundschaft. So pflegen
die Städte regen Erfahrungsaustausch bei ihren gegenseitigen Besuchen.
Ihre Programme legen die Partnerstädte jeweils an den jährlichen
offiziellen
Arbeitssitzungen fest. Hier informieren sie sich gegenseitig über
ihre Aktivitäten mit den anderen Partnerstädten, besprechen
Schüler-, Jugend- und Vereinsaustauschprojekte und gleisen gemeinsam
kulturelle und touristische Projekte auf.
"Schade nur", bedauert etwa Reto Küng, "dass sich
die Churer Politik in den letzten Jahren nicht gross in dieser Jumelage
engagiert hat." "Es wäre gut", doppelt Peter Laube
nach, "wenn die Stadt eine ständige Kontaktstelle schaffen könnte,
welche für die Partnerschaften verantwortlich zeichnen würde."
Als Anlaufstelle dient heute das Sekretariat des Stadtpräsidenten.
Anderseits wiederum hatte der ehemalige Stadtpräsident und heutige
Bürgermeister Rolf Stiffler schon vor Jahren festgestellt, "finden
die eigentlichen und deshalb besonders wertvollen Kontakte meist auf privater
Basis statt. In diesem Sinne gedeiht ohne grosses Tam-Tam ein Europa im
Kleinen, das nicht
den Anspruch erhebt, zelebriert zu werden, sondern dem besseren Verständnis
untereinander dient".
Bad Homburg
Hoch über der Metropole Frankfurt, im Windschatten des Taunus, liegt
Bad Homburg. Eine Stadt, deren Charme sich dem Besucher schnell erschliesst.
Architektur, Kur und Natur sind, wie die Prospekte versprechen, nicht
nur Kulisse für einen kurzfristigen Aufenthalt, sondern fester Bestandteil
der Wohn- und Arbeitswelt. Die historisch gewachsene Kurstadt mit ihren
heute rund 52 000 Einwohnern ist aber ebenso attraktive Einkaufsstadt.
Geradeso wie St. Moritz wirbt auch Bad Homburg mit seiner "Champagnerluft".
In den modernen Kurbetrieben steht heute nebst der Rehabilitation vor
allem die Gesundheitsvorsorge, das Wohlbefinden und die Entspannung im
Vordergrund. Die Taunus Therme,
konzipiert als Erlebnisbad, ist grosser Anziehungspunkt für Einheimische
und Gäste.
Der Ort, den Reto Küng zumindest teilweise mit der "Goldküste
Zürichs" vergleicht, beherbergt zahlreiche Museen und Sehenswürdigkeiten,
darunter das Landschlösschen "Gotisches Haus", das markante
Barockschloss mit Schlosspark, das Sinclair-Haus, in dem regelmässig
Kunstausstellungen zu sehen sind, der Siam-Tempel, die russisch-orthodoxe
und die Englische Kirche, oder auch das
Freilichtmuseum Hessenpark. Dementsprechend fällt es auch Peter P.
Bruckmaier nicht schwer, seine Stadt ins richtige Licht zu rücken:
"Bad Homburg zeichnet sich durch die langjährige internationale
Vielfalt ihrer Besucher aus. Die Könige und Fürsten, die sich
in unserer Kurstadt getroffen haben", so erklärt er, "haben
wesentliche Spuren hinterlassen. So birgt Bad Homburg entsprechend viele
kulturhistorische Glanzpunkte." Auch im künstlerischen Bereich
sei die Stadt ein Juwel im Rhein-Main-Gebiet. Bruckmaier denkt dabei nicht
nur an die Museen und Ausstellungen, sondern auch an das Orgelfestival
Fugato oder an die jährliche Verleihung des Hölderlinpreises
an bedeutende Literaten. Events, wie die Montgolfiade, die Luftschiffparade,
der Bad Homburger Sommer mit seinem breiten Kulturprogramm, das Wein-
und das Laternenfest, zählt Bruckmaier zu den "typischen und
unverzichtbaren Attraktionen genau so wie die Nähe zur Grossstadt
Frankfurt".
Die Aktivitäten
Im Jahr 2002 ist Chur Gastgeberin für das Treffen der Partnerstädte.
Diese werden zum Churer Fest (16.-18. August) eingeladen, wobei auch eine
Delegation von Bad Homburg teilnehmen wird.
Erwartet werden Delegationen der Partnerstädte auch am Schweizer
Jugendmusikfest (13.-15. Juni 2003).
Erst vor wenigen Wochen reiste Stadtrat Roland Tremp zu einem Bürgermeistertreffen
nach Bad Homburg. Im letzten Jahr hatte Graubünden während des
Bad Homburger Sommers 2001 Gelegenheit, sich in ihrer Partnerstadt zu
präsentieren. Angesagt war eine Bündner Woche im Steigenberger
Hotel, wo Köche des Romantik Hotels Stern und Winzer aus der Bündner
Herrschaft die Gäste mit Speis und Trank aus Graubünden verwöhnten.
Chur Tourismus präsentierte zusammen mit Freizeit Graubünden,
Graubünden Ferien und der Rhätischen Bahn
die Ferienregion Graubünden. Zur letztjährigen Ausstellung "Im
Churer Untergrund" durfte Stadtrat Roland Tremp u. a. auch
Vertreter aus der Partnerstadt Mayrhofen begrüssen. Im Jahr zuvor
hatten sich die Partnerstädte in Bad Homburg zu ihrem Bürgermeistertreffen
eingefunden, an dem der ehemalige Stadtrat Josef Rogenmoser, der ehemalige
Stadtschreiber Dieter Heller und der damals neu gewählte Stadtpräsident
Christian Boner teilnahmen.
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