Klibühni

"Sex" - Betrachtungen über das Geschlecht

Vom 3. bis 11. Mai wird in der Klibühni und in der Churer Altstadt mit Theater, Tanz, Lesungen, Strassentheater und
Filmen "Sex" - in lust- und leidvollen Betrachtungen über das Geschlecht - thematisiert.

Text: Klibühni

Die Sexualität kann ein Feld des Glücks und der Erfüllung sein, aber ebenso eines der Enttäuschung, der Missverständnisse, der Angst und des Verbrechens. Sex, in welcher Form auch immer, ist für die meisten Menschen unverzichtbar. Für die einen ist er ein guter Grund, sich nicht umzubringen, für andere wiederum schlicht eine nicht enden wollende Jagd nach dem Orgasmus und für manche soll und darf er keinen Spass machen, sondern nur Babies.

Der Judaskuss

Eröffnet wird der Themenblock in der Klibühni am Freitag, 3. und Samstag, 4. Mai, jeweils um 20.30 Uhr mit "Der Judaskuss" nach dem Roman von António Lobo Antunes. Der Mann, gespielt vom 60-jährigen Norbert Schwientek, wird als Militärarzt in den Kolonialkrieg nach Angola geschickt. Dort trifft er auf eine Tänzerin und Sängerin - gespielt von Anddy die Oliveira, geboren in Rio de Janeiro -, auf die er seine Geschichte projiziert. Die Klänge ab Band sind von Werner Lüdi, dem Bündner Saxofonisten, der im vorletzten Jahr verstorben ist. In diesen Klängen steckt Wehmut ebenso wie das Kreischen der Granaten. Ein Brüllen einer verwundeten Seele, das zwischen den Szenen dröhnt.
Das Bundesamt für Partnerschaft und Sexualität (BUPASEX) startet die neue Kampagne 6-4-2 (Sex for two). Damit will das BUPASEX beitragen, die hohe schweizerische Scheidungsrate von 41% zu senken. Start der Kampagne ist in Chur, die Akteure sind Mitglieder des Theater COLORi aus St. Gallen. Die erfahrenen Strassentheaterleute spielen am Freitagabend, 3. Mai, in der Untergasse und am Samstagmorgen, 4. Mai, auf dem Martinsplatz in Chur.

"If I had a child"

Nur rund 20 Minuten dauert das Stück "If I had a child" vom Tanztheater Aleksandra M. Crossan, das am 6. Mai um 20.30 Uhr in der Klibühni gezeigt wird. Es handelt über die Beziehungen zwischen Eltern und ihren Kindern, die sich zu jungen Erwachsenen entwickeln. In diesem Reigen ist der Vater inzestuös, die Mutter gleichgültig, die Tochter leidend und die Schwester wird dazwischen hin und her gerissen. Das Stück bricht ein Tabu und trotzdem wird vieles unausgesprochen bleiben.
Anschliessend an das Stück (um 21.00 Uhr) wird eine verbale Annäherung an das Thema "Inzest" folgen, bei der TänzerInnen, ZuschauerInnen, Betroffenengruppen und Fachleute teilnehmen werden.

Vagina-Monologe und eindeutige Texte

Der Abend des 7. Mai ist einem Thema gewidmet, das möglicherweise selbst bei Frauen weitgehend unter Tabuverschluss
leidet. Charlene Brunner, Maria-Luisa Camenisch-Stecher und Christine Kradolfer lesen ab 19.30 Uhr in der Klibühni "Die Vagina-Monologe" der amerikanischen Autorin Eve Ensler in deutscher Übersetzung. Eve Ensler hat Frauen aller Alters- und Sozialschichten zu deren
Vagina befragt und die Antworten zu einem poetischen Text verwoben. Sie legt damit ein differenziertes und entschiedenes Plädoyer für eine gesunde weibliche Sexualität und gegen jede Form von sexueller Gewalt vor.
Ein keinesfalls frivoler Abend steht den Klibühni-BesucherInnen am 8. Mai um 20.30 Uhr bevor. Aber mit Schöngeistigkeit oder Romantik hat dieser Leseabend unter dem Titel "Sex - eindeutige Texte zum Thema" nichts am Hut. Neben der körperlichen Liebe zwischen Mann und Frau gibt es unzählige andere Spielarten des Sex. Ein Abend für Damen und Herren; für Damen, die Herren lieben, für Herren, die Herren lieben und Herren, die Damen lieben, die Jungen lieben, für Mädchen, die Damen lieben, die sich selber lieben, für Ledige, Perverse, Konservative und Enthaltsame.
Die szenische Lesung wird eingerichtet von Yeboaa Ofosu, mit Michaela Wendt, Stefan Suske und Michael Günther.
"Vom Zipfeln und Gipfeln" heisst das frivol-musikalische Sammelsurium mit erotischen Texten aus der Schweizer Literatur, das am Freitag, 10. Mai, um 20.30 Uhr in der Klibühni zu geniessen ist - ein Theaterabend, der zur Sache geht von sanft über heftig bis deftig - und das aus Schweizer Sicht! Die Aufführenden sind "Theaterstoria" St. Gallen mit Lukas Amman, Simon Ledermann und Eleni Haupt.

Love Letters

Das dramatische Hörstück "Love Letters" von Albert Ramsdell Gurney, mit Graziella Rossi und Alfred Pfeifer, erzählt die Lebensgeschichte von zwei Menschen, die das Band ihrer Beziehung im Kindesalter knüpfen und es mit Schwüren, Beteuerungen, Anklagen, mit Flehen und Ablehnung über die Jahre fester und fester binden. Sie kommen nicht von einander los und finden nicht zusammen.

Ausstellung

Vom 3. bis 11. Mai zeigt die Klibühni in Zusammenarbeit mit der Galerie Luciano Fasciati die Fotoarbeiten "Setkarten Budapest, 1999" von Ursula Rogg. Auf Filmsets, Probebühnen, bei Fotoshootings observiert sie die Beziehungen zwischen Subjekt und Kamera und zeigt, wie insbesondere der weibliche Körper in den Medien verdringlicht und ökonomisch funktionalisiert wird. Doch ihr vermeintlich fotojournalistischer Blick verleiht den wiedergegebenen Situationen etwas Doppelbödiges.

Filme zum Thema
In der "Werkstatt" an der Unteren Gasse werden jeweils um
20. 30 Uhr folgende Filme zum Thema vorgeführt:
Montag, 6. Mai: "Boys dont cry" von Kimberly Peirce
Montag, 13. Mai: "Intimacy" von Patrice Chéreau
Montag, 20. Mai: "Sex, Lies and Videotape" von Steven Sonderbergh
Montag, 27. Mai: "Eine Sommernachts-Sexkomödie" von Woody Allen
Im Kino Rätia in Thusis wird am 3. und 4. Mai der Film "Venuz Boyz" von Gabriel Baur gezeigt; am 4. Mai mit anschliessender Diskussion im Beisein der Schweizer Regisseurin.