Südländisches Temperament bald in Chur
Die Beziehungen zwischen den Partnerstädten Chur und Terracina
haben sich in den letzten Jahren sehr lose gestaltet. Das soll sich aber
bald schon ändern, verspricht der Bürgermeister von Terracina.
In diesem Sommer nämlich will eine Delegation von Terracina Chur
besuchen.
Text: Karin Huber
Da die Stadt Chur in diesem Sommer Gastgeberin der Partnerstädte
Bad Homburg, Mayrhofen, Terracina und Cabourg sein wird, können während
des Churer Festes die seit 1956 bestehenden partnerschaftlichen Beziehungen
entsprechend gepflegt und auch ausgebaut werden. "Mit Terracina",
bedauert der Churer Tourismusdirektor Peter Laube, "sind die Beziehungen
leider nie besonders eng gewesen". Laube führt das unter anderem
auf die verschiedenen politischen Wechsel in Italiens respektive Terracinas
Politik zurück. So freut er sich nun auf das offizielle Partnerstädte-Treffen
in Chur und die sich daraus ergebenden Kontakte.
"Doch", sagt der Churer Tourismusdirektor Peter Laube, nach
seinem Eindruck von Terracina befragt, "das ist ein noch immer schönes
Städtchen mit einer wunderbaren Altstadt." Trotz des grossen
Touristenrummels bietet der Ort noch viele interessante Gegensätze
mit seinem touristischen und dem geschichtlichen Gepräge.
Dies kann ebenfalls der ehemalige Stadtpräsident und heutige Churer
Bürgermeister Rolf Stiffler bestätigen. "Vor Jahren, bei
meinem ersten und einzigen Besuch, durfte ich eine wunderbare Gastfreundschaft
erleben. Die Menschen sind sehr herzlich, die Organisation hingegen erlebten
wir auf die nicht unsympathische italienisch-chaotische Art." Dass
sich besonders bei dieser Partnerstadt keine enge Beziehung entwickelt
hat, führt Stiffler unter anderem auf die Verschiedenheit der Städte
und die seltene Präsenz von italienischen Delegationen bei Zusammenkünften
zurück.
Pflege des kulturellen Austauschs
Signore Stefano Nardi, seit rund zwei Jahren Bürgermeister von Terracina,
war zwar noch nie in Chur. Dies will er aber bald ändern und sich
zur diesjährigen in Chur geplanten "Jumelage" einfinden.
"Auch wenn ich bislang unsere Partnerstadt Chur nicht kenne, so erachte
ich die Pflege dieser Partnerschaft dennoch als sehr wichtig." Für
Nardi steht dabei der kulturelle Austausch im Vordergrund. Allerdings
seien solche partnerschaftlichen Beziehungen ebenso für die gesamte
Regierung von Terracina und dem ganzen Land von Bedeutung. Er schätze
sich glücklich, dass derartige Partnerschaften bestünden. "Ich
bin froh, wenn die Beziehungen zu den Partnerstädten und insbesondere
zu Chur wieder intensiviert werden können", so Nardi. "Dadurch
können wir uns gegenseitig viel geben."
Als die Städtepartnerschaften 1956 mit dem Ziel gegründet wurden,
einen regelmässigen Austausch zwischen den verschiedenen Stadtverwaltungen
zu gewährleisten, lag diesem Gedanken insbesondere die Sicherung
des Friedens zugrunde. Diese alte Idee hat ähnlich wie für Churs
übrige Partnerstädte auch für Stefano Nardi noch immer
Gültigkeit. Mehr noch, meint Nardi, denn für Europa werde diese
Idee künftig noch bedeutsamer. Deshalb sei die Pflege der freundschaftlichen
Beziehungen unter den Städten dabei eine wichtige Voraussetzung.
Nicht zuletzt deshalb legt er den Churern auch eine Reise nach Terracina
nahe. "Wir haben eine wunderschöne Stadt, die reich ist an Geschichte,
die älter ist als Rom." Ausserdem verfüge Terracina über
einen vier Kilometer langen Strand, über eine abwechslungsreiche
Landschaft, über Berge und über gute Luft. "Und natürlich
sind die Menschen bei uns ausgesprochen nett."
Terracina
Das alte, hübsche Städtchen Terracina liegt genau in der Mitte
zwischen Rom und Neapel. Noch heute erinnern zahlreiche Baudenkmäler
an die reiche historische Vergangenheit Terracinas: So etwa die Kathedrale
aus dem 12. und der Palast Venditti aus dem 13. Jahrhundert sowie die
1795 eingeweihte Residenz von Papst Pius, der Palazzo Braschi. Zu den
Sehenswürdigkeiten zählt ferner das Forum Severiano wie auch
die Thermen Marina und Neptuniae. Terracina, bereits 329 vor Christus
als Kolonie römischer Bürger erwähnt, ist ein Ort, der
seit
langem während den Sommermonaten gerne von erholungsbedürftigen
Römern aufgesucht wird. Das Städtchen, am Golf von Gaeta gelegen,
ist aber auch sonst grosser touristischer Anziehungspunkt, wohl auch des
kilometerlangen Sandstrandes wegen, an dem sich eine ebenso lange Palmenpromenade
entlang zieht.
Während sich an der Strandpromende Café an Café reiht,
vermittelt der kleine Hafen noch echte Fischerromantik. In den örtlichen
Agenturen können Gäste ebenso Ausflüge zu den antiken Grabmälern
an der Via
Appia buchen, wie zu den Neandertaler-Funden von San Felice. Sehenswert
ist zudem die Garnison des Kaisers Tiberius in der Nähe der Felsenstadt
Sperlonga. Zur noch immer beeindruckenden Tempelanlage (Jupiter-Anxur-Tempel)
oberhalb der Stadt, gelangt man auch zu Fuss. Der Spaziergang lohnt sich,
denn von dort oben geniesst man einen wunderschönen Blick über
das Badestädtchen, das Meer und die Olivenhaine.
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