Es geht los in der Poststrasse
Das lange Warten auf die Neugestaltung der Fussgängerzone 3
ist vorbei. Ab 3. Juni werden in verschiedenen Etappen bis Ende Jahr die
Werkleitungen der Poststrasse erneuert. Ab nächstem Jahr wird sodann
die Pflästerung eingebaut und gleichzeitig die Umgestaltung des Kornplatzes
in Angriff genommen.
Text: Walter Schmid
Mit dem Ja der Churer Stimmbe-völkerung vom 3. März 2002 zum
Kredit von rund 8 Millionen Franken ist die letzte politische Hürde
für die Neugestaltung der Fussgängerzone 3 (Poststrasse und
Kornplatz) genommen worden. Jetzt ist das Departement 3 unter Stadtrat
Roland Tremp in den Startpflöcken. Bis das vor rund zwei Jahren aus
ursprünglich 17 Gestaltungsvorschlägen hervorgegangene und überarbeitete
Projekt "Facteur" realisiert ist, dauert es in der Poststrasse
allerdings noch rund ein Jahr, auf dem Kornplatz noch rund zwei Jahre.
Sanierung der Infrastrukturen
Da sich in absehbarer Zeit - unabhängig von der Realisierung der
Fussgängerzone 3 - eine Sanierung der Werkleitungen sowieso aufgezwungen
hätte, nutzt man die Gelegenheit und erneuert vor der Pflasterung
und Ausgestaltung der Strassen und Plätze die Wasser-, Gas- und elektrischen
Leitungen sowie, wo nötig, die Hausanschlüsse der Kanalisation.
Der Baubeginn erfolgt in der unteren Poststrasse, die in sechs Etappen
aufgeteilt wird. In der ersten Phase wird der rechte Strassenabschnitt
zwischen der Kantonalbank und der Klostergasse aufgebrochen und bearbeitet.
Nach der Auffüllung und dem Einbau eines groben Belages wechselt
man auf die andere Seite der Strasse. "In solchen Schritten werden
bis Ende Jahr die Infrastrukturen der Poststrasse inklusive Bankstrasse,
Mühleplatz und eventuell Majoran-platz erneuert", erklärt
Stadtrat Roland Tremp. Die Arbeiten seien so terminiert, dass auf den
Zeitpunkt des Stadtfestes vom 16. bis 18. August die Poststrasse für
diesen Grossanlass problemlos nutzbar sei.
Der Einbau der Pflasterung und die Ausgestaltung, wie Beleuchtung, Fahrradabstellplätze
und weitere "kosmetische" Massnahmen, erfolgen witterungsabhängig
ab Anfang nächsten Jahres. Zum gleichen Zeitpunkt werden die Arbeiten,
ebenfalls in Unteretappen, in der Rathausgasse, auf dem Casino- und Kornplatz
in Angriff genommen. Mit der Sanierung der Nikolai- und Klostergasse,
so Stadtrat Tremp, werde man mit grosser Wahrscheinlichkeit noch zuwarten,
da der Fontanaplatz in Verbindung mit dem Fontanapark und dem Erweiterungsbau
der GKB neu definiert werde.
Zugänglichkeit gewährleistet
Wichtigstes Kriterium bei der gesamten Projektumsetzung ist, dass die
Zugänglichkeit zu den Geschäften und Hauseingängen sowohl
für die Kundschaft, für die Hausbewohner wie auch für die
Zulieferer aufrecht erhalten bleibt und immer gewährleistet ist.
Einem Einkaufsbummel zu den Läden entlang der Baustellen stehe nichts
im Wege, versichert der Stadtrat. Er lasse sich zudem mit einem Augenschein
in die komplexe Infrastruktur im Untergrund der Altstadt kombinieren -
und ab nächstem Jahr kann man auf dem Bummel durch die Poststrasse
die aufwändige und nicht alltägliche Arbeit der Pflasterer mitverfolgen.
Gehfreundliche Steine
Intensiv diskutiert wird gegenwärtig noch die Art der Pflasterung,
die so gehfreundlich wie möglich ausfallen soll. Sicher ist, so Stadtrat
Tremp, dass Steine mit einer ebeneren Oberfläche in die Fussgängerzone
3 eingebaut würden, als z. B. auf dem Martinsplatz. "Zudem wird
über dem unterirdischen Verlauf des Mühlbaches auf der ganzen
Länge der Poststrasse ein etwa zwei Meter breiter Streifen mit Platten
ausgelegt, was Leuten, die schlecht zu Fuss sind, und Rollstuhlabhängigen,
entgegenkommt."
Unter den Augen der Archäologen
Weil man bei der Sanierung der Werkleitungen in den Untergrund der Altstadt
vorstösst, könnte Aufschlussreiches zur Churer Stadtgeschichte
ans Tageslicht gelangen. Aus diesem Grund ist bis zur Wiedereinde-ckung
der Strassen und Plätze der archäologische Dienst des Kantons
Graubünden zugegen. Von speziellem Interesse, so die Auskunft vom
Archäologen Jürg Rageth, sei der Kornplatz, wo man aus früheren
Sondierungen Kenntnis von Gräbern habe. Mit der Stadt wurde vereinbart,
die baulichen Eingriffe auf die Erneuerung und Verlegung der Leitungen
zu beschränken. "Werden trotzdem Gräber, Mauerreste, Fundgegenstände
angeschnitten, so werden die Relikte freigelegt und dokumentiert",
erklärt Jürg Rageth, "was zu kleineren oder grösseren
Bauverzögerungen führen könnte."
Spatenstich am 3. Juni
Ein historischer Tag für die Churer Altstadt ist der Montag, 3. Juni
2002. Um 11.00 Uhr wird sich an der unteren Poststrasse auf der Seite
der GKB der erste Backerzahn in den Asphalt graben. An diesem "Spatenstich",
dessen Bedeutung mit einem kleinen Festakt im Beisein von Vertretern der
Stadtbehörden und Altstadtorganisationen untermauert wird, soll auch
die Churer Bevölkerung zugegen sein. Denn sie sei es schlussendlich,
so Stadtrat Tremp, die das entscheidende Ja zur Realisierung des Projektes
gegeben habe.
Begleitende Gruppe
Die gesamten Arbeiten im Gebiet der Fussgängerzone 3 werden von einer
Koordinationsgruppe begleitet, die sich aus Personen des städtischen
Hoch- und Tiefbauamtes, der Bauleitung, der Vereinigung Churer Altstadt
und nicht zuletzt der anliegenden Geschäfte zusammensetzt. Letztere
werden gezwungenermassen in den kommenden Monaten Einschränkungen
in Kauf nehmen müssen. Roland Tremp ist aber überzeugt, dass
die temporären Opfer spätestens nach dem Einweihungsfest der
neuen und besucherfreundlichen Fussgängerzone vergessen sein werden.
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