Die "verflixte 13" - kein Grund, nicht ans
Churer Fest zu gehen
Das Churer Fest ist der Anlass, auf den man sich schon wieder freut, kaum
ist die letzte Festbank abgeräumt. Vom 16. bis 18. August darf in der
Churer Altstadt unter dem Motto "Die verflixte 13" wieder so richtig
gefestet werden.
Text: Karin Huber
Angefangen hatte alles vor 14 Jahren mit einem damals noch "beschaulichen"
Poststrassen-Fest". Es stand unter einem so guten Stern, dass eine
Zweitauflage keine Frage war. Das Poststrassen-Fest weitete sich rasch
zum Churer Fest aus, das zehn Jahre lang von Fritz Schiesser präsidiert
wurde. Nur ein einziges Mal ist der Anlass - während des Eidg. Schwingfestes
- ausgefallen. Zu einem regelrechten multikulturellen Anlass gemausert
hat sich das Altstadtfest 1991 mit dem "Fest der Solidarität"
(700-Jahr-Feier). Seither bereichern auch fremdländische Kulturen
das Churer Fest.
Wenn der Churer Stadtpräsident am 16. August, Punkt 17.30 Uhr, das
Festband durchschneidet, startet das Churer Fest quasi mit höchstem
Segen zum 13. Male. Und dann kann auch das Organisationskomitee ein erstes
Mal aufatmen. Für die Festbesucher aber heisst es: Jetzt gehts los!
Von dieser "verflixten 13", wie es OK-Präsident Urs Schädler
formuliert, lässt sich hoffentlich niemand beeindrucken. "Für
uns", sagt Schädler, "ist dies jedenfalls kein Grund, um
in Ehrfrucht zu erstarren. Vielmehr setzen wir wieder alles daran, ein
schönes Fest durchzuführen."
Daran wird wohl niemand zweifeln. Über 50 Vereine aus Chur werden
die voraussichtlich über 90 000 Festbesucher kulinarisch und musikalisch
bei bester Laune halten. Gegen 1000 ehrenamtliche Helfer und Helferinnen
- allein auf dem Arcas werden rund 200 Vereinsmitglieder eingesetzt -
stehen dann wieder während den drei Festtagen im Einsatz, schenken
Getränke aus, braten Servelats und Spiesse, kochen Polenta und Risotto,
verköstigen die Hungrigen mit Paella, Pizza, Momo, Mahmee und vielen
weiteren Köstlichkeiten.
Verschiedene Bands sorgen für den musikalischen Genuss. Die Spannweite
reicht von Blues zu Pop und von Jazz zu Rock.
Es gibt auch Probleme
"Auf Ramba-Zamba aber wollen wir verzichten", sagt Urs Schädler,
"denn allzu oft schon sind deshalb Tische und Bänke zu Bruch
gegangen."
Nicht immer angenehme Auswirkungen auf das fröhliche Treiben hatte
in der Vergangenheit auch der teilweise übermässig konsumierte
Alkohol. "Das ist tatsächlich ein Problem", so Schädler.
Zwar würden die Vereine dabei ihre Verantwortung wahrnehmen, "aber
weil vor allem junge Leute in ihren Rucksäcken immer wieder auch
eigene Alkoholika mitbringen, werden wir dieses Problem wohl nie ganz
in den Griff bekommen."
Schädler weist ebenfalls auf die Abfallproblematik hin. Bei den erwarteten
über 90 000 Festbesuchern ist klar, dass tonnenweise Abfall anfällt,
die Papierkörbe entsprechend rasch überquellen. Um dies zumindest
teilweise zu verhindern, hat das Organisationskomitee in diesem Jahr eine
private Firma mit der regelmässigen Entleerung der Abfallkörbe
und einer Glas-Sammlung beauftragt. Daniel Schneeberger, Leiter des Werkbetriebes
der Stadt Chur, rechnet mit etwa 8 bis 12 Tonnen Kehricht. Die Menge entspricht
gut einem Kehrichtwagen. "Das ist nicht so wahnsinnig viel",
sagt Schneeberger, der auch darauf hinweist, dass das Verpackungsmaterial,
PET- und Glasflaschen ja separat eingesammelt werden. Es sei schwierig
zu evaluieren, welche Menge genau auf das Churer Fest zurückzuführen
ist. "Einige Restaurants verkaufen auch über die Gasse und die
Altstadtbewohner produzieren ja ebenfalls Kehricht." Viel grösser
jedoch sei das Scherbenproblem sowie das Nachreinigungsproblem. Jede Nacht
sowie am späten Sonntagnachmittag würde eine Equippe die Altstadt
reinigen. Über den dadurch entstehenden Lärm seien die Anwohner
verständlicherweise nicht gerade begeistert. "Aber wir müssen
die Reinigungsarbeiten zwischen 4.00 und 5.00 Uhr morgens anfangen, da
ja das Fest bereits wieder um 9.00 Uhr beginnt."
Vorgesorgt hat das OK aber auch in enger Zusammenarbeit mit den Stadtbehörden
bei den immer wiederkehrenden Sicherheitsfragen. Damit es in der überfüllten
Altstadt nicht zu
Panikattacken kommt, wurden schon im letzten Jahr an den wichtigsten Engpässen
(u. a. Poststrasse und Obere Gasse) für breitere Durchgänge
und damit für ein besseres Durchkommen gesorgt. Und weil die Grillstände
samt Grillgut durchaus auch
einmal in Flammen aufgehen können, müssen die Vereine entsprechende
Auflagen der Feuerpolizei erfüllen.
Einnahmequelle für Vereine
Das Churer Fest hat für die teilnehmenden Vereine nebst der Arbeit
und der Förderung des Zusammengehörigkeitsgefühls, auch
einen wichtigen finanziellen Aspekt. "Ohne die aus dem Fest erwirtschafteten
Einnahmen könnten sie gewisse Vereinsinvestitionen gar nicht tätigen",
erklärt OK-Präsident Urs Schädler. "Auch deshalb strengen
sich die Vereine an, damit das Churer Fest auch weiterhin eine kulturelle
Institution bleiben wird."
Besondere Highlights
Während der 13. Auflage des Churer Festes warten die Vereine und
das OK mit verschiedensten Highlights auf. Dem Wunsch des OK nach mehr
"Action" seitens der Vereine wird entsprochen. "Die Vereine",
sagt Schädler, "werden sich daher am diesjährigen Fest
vermehrt noch selbst präsentieren. So planen sie u. a. verschiedene
Sportaufführungen und Spiele durchzuführen." Ganz besonders
freut sich Schädler auf den erstmals stattfindenden Lego-Erlebnispark
für Kinder, der am Samstag, 17. August, im Fontana-Park eingerichtet
wird.
Wer den Überblick behalten möchte über das festliche Treiben,
kann übrigens im Fesselballon Platz nehmen. Der startet zu "Rundflügen"
von der Stadthalle aus. Zumindest ein Lächeln ins Gesicht zaubern
werden die Strassenkünstler, denen man während den drei Festtagen
immer wieder begegnen wird.
Was im letzten Jahr niemand erwartet hatte, hatte sich tatsächlich
als "Renner" erwiesen: Den sonntäglichen ökumenischen
Freiluft-Gottesdienst auf dem Martinsplatz haben Hunderte von Churern
besucht. Dies dürfte auch in diesem Jahr nicht viel anders sein,
glaubt Urs Schädler. "Immer wieder ein Erlebnis für ihn
sind auch die musikalischen Darbietungen am Pfisterplatz, denn hier wird
die Musik in die Gebärdensprache für gehörlose Festbesucher
übersetzt".
Obwohl das Churer Fest auch in seiner 13. Auflage nur dank dem Engagement
der Vereine durchgeführt werden kann, kommt auch den Sponsoren eine
wichtige Rolle zu. Als Hauptsponsoren unterstützen Heineken, die
"Südostschweiz", der Schweizer Milchverband und der Schweizer
Fleischverband Pro Viande das Churer Fest. Zählen können die
Organisatoren jedoch ebenfalls auf weitere Sponsoren, darunter die Graubündner
Kantonalbank. "Für das 13. Churer Fest wünsche
ich mir jetzt nur noch viele aufgestellte Festbesucher, gutes
Wetter und einen reibungslosen Ablauf", so Urs Schädler.
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