"Ein heiteres Trauerspiel rund um Romeo und Julia"
Ironisch, witzig, lustig oder kurz "ein heiteres Trauerspiel"
bringt die Klibühni Chur als 4. Eigenproduktion in diesem Jahr im
August auf die Bühne. Es ist eine ungewöhnliche Fortsetzungsgeschichte
der letztjährigen Freilichtspiele von Romeo und Julia.
Text: Karin Huber
Klaus Henner Russius, in Chur kein Unbekannter, sitzt entspannt im Schatten,
blättert immer mal wieder im "Drehbuch" und erzählt
mit leuchtenden Augen, wie er die Fortsetzungsgeschichte von Romeo und
Julia inszenieren wird. Die Geschichte beginnt (nach Kishon-Art) mit dem
- hier missglückten - Selbstmord des Liebespaares. Romeo und Julia
haben geheiratet, ihre Tochter Lukretia ist bereits im pubertierenden
Alter. Das Paar führt eine Ehe wie Millionen andere auch. Sie lieben
sich und sie streiten sich, dass die Fetzen fliegen. All dies missfällt
Shakespeare ganz und gar, vor allem auch, dass sich "seine"
Figuren gegen seinen Willen selbstständig machen. So steigt er wieder
aus seinem Grab und erhebt Einspruch. Ein Streit über die Dramaturgie
des Stückes entbrennt. Und irgendwann besorgt Shakespeare erneut
das Gift
Konzipiert als "heiteres Trauerspiel" ist die neue Klibühni-Produktion
eine sehr facettenreiche. "Es ist ein Stück", sagt Klaus
Henner Russius, "das viel über die Mechanismen des Theaters
erzählt, aber auch eines über Liebe, Zank, Gewöhnung, über
Schein und Sein, über Illusionen und Wirklichkeit." Ein weiterer
Gegensatz: Gespielt wird in historischen Kostümen, die Sprache ist
modern, aber mit Romeo- und Julia-Zitaten gewürzt.
Die vielschichtige Inszenierung des Stückes verlangt den Schauspielern
entsprechend viel ab. Graziella Rossi, die auch schon in Chur gespielt
hat (in "Der Drachentöter", Gastspiele am Stadttheater)
wird gleich in drei Rollen schlüpfen: In die der Julia, der Tochter
und der Amme. Jaap Achterberg verkörpert sowohl Romeo als auch den
Pater Lorenzo. René Ander-Huber spielt Shakespeare. Von Nicola
Vitali stammt das Bühnenbild. Klaus Henner Russius führt Regie
und Edi Rölli wird für die künstlerische Betreuung zuständig
sein.
Mit "Julia und Romeo" bringt die Klibühni in diesem Jahr
nach "Rolf im Quadrat", "Notes from Underground" und
"Die Liebe höret nimmer auf" bereits die 4. Eigenproduktion
auf die Bühne. Im Laufe von fast drei Jahrzehnten, genau seit 1974,
hat sich der Verein in der Churer Kulturszene einen festen Platz erobert.
"Natürlich", erklärt Edi Rölli, "würden
wir gerne noch mehr Eigenproduktionen machen. Dafür bräuchten
wir allerdings mehr Geld."
Die Aufführungsdaten
Im "Höfli" wird etwa ab Mitte August für "Romeo
und Julia" geprobt. Die Premiere ist für den 27. August geplant.
Die weiteren Aufführungsdaten: Mittwoch bis Freitag, 28. bis 30.
August, sowie von Dienstag bis Sonntag, 3. bis 8. September.
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