Woran liegt es wohl, dass der Monat November uns mehr zu schaffen macht als alle anderen Monate zusammen? Den Übergang vom Winterschlaf zur Frühlingsmüdigkeit und von dort nahtlos in die Sommerschlaffheit schaffen wir locker, die Herbstdepression aber wiegt schon schwerer. Aufwärts gehts nur mit den Steuern statt wie erhofft mit dem Lohn. Wenn sonst in guten Zeiten die schlechten Nachrichten kultiviert werden, sind die guten Nachrichten in schlechten Zeiten wie Durchhalteparolen. Dabei haben wir es uns schon längst abgewöhnt, den Wirtschaftsauguren auch nur ein Wort zu glauben. Spätestens seit Kneschaurek ist jedermann klar, dass nichts so schwierig ist, wie Prognosen zu stellen - vor allem, wenn es um die Zukunft geht.

 

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Stefan Bühler


Herbstdepression

Wir haben natürlich nach Rezepten gesucht, um den November leichter ertragen zu können. Eines davon halten Sie in den Händen. Das Churer Magazin ist umfangreicher und der Inhalt noch vielfältiger. Mit Lesen kann man sich nämlich am besten die langen Nächte vertreiben. Denn dass diese lang sind, steht ausser Frage. Wenn das Sonnenlicht schwindet, vergeht auch die Lebensfreude. Das fehlende Sonnenlicht führt zu einer verstärkten Ausschüttung des Hormons Melatonin. Dieses Hormon produziert der Körper normalerweise nachts, wenn es dunkel ist. Wird es tagsüber nicht richtig hell, bleibt der Melatonin-Spiegel erhöht. Der Botenstoff stehe vermutlich mit der schlechten Stimmung in Verbindung. So haben wir also die Herbstdepression mit den Hormonen erklärt und wir können etwas dagegen tun. Etwa mit der Lichttherapie. Man nehme eine spezielle Therapielampe mit nach Hause, dem 10 000 Lux starken Licht muss man sich täglich etwa vierzig Minuten lang aussetzen und das hilft.

Mehr Licht also in dunklen Zeiten? Ja, gegen die Hormone, und nein, weil das auch gleich wieder schadet, wie selbst die Bündner Regierung auf einen Vorstoss im Parlament zu bedenken gibt: "Das von künstlichen Beleuchtungsquellen nachts ausgesandte Licht hat neben den bezweckten Auswirkungen auch unerwünschte Nebenwirkungen. Durch diese unerwünschte Lichtverschmutzung sind sowohl die Menschen selber als auch die Umwelt betroffen." Dass Mensch und Tier die Nacht für die Paarung brauchen, ist statistisch belegt.

So muss man also zusammenfassend feststellen: Sowohl Licht wie Dunkelheit steuern die Hormone, und das meist im falschen Moment. Lassen wir also gemäss regierungsrätlicher Empfehlung die langen Nächte dunkel sein und verkürzen sie mit mehr Licht als Antidepressivum in den eigenen vier Wänden. Und lesen dort etwas, was uns wirklich weiterbringt. Bezüglich der Hormone zum Beispiel Dieter Bohlens Wahrheiten, dementiert von seiner Verona, dem brennenden Feldbusch, und Nadja Ab Del Farrag, der Rächerin. Wers weniger mit der Libido deutscher Popgrössen hält, für den gibt es andere Bücher auf dem Markt. Etwa der neue fantastische Bildband des Rätischen Museums "Graubünden in alten Ansichten", der soeben herausgekommen ist. Wenn man wählen kann zwischen den alten Ansichten des Dieter Bohlen und jenen im Rätischen Museum, entscheiden Sie sich für letztere.

Stefan Bühler