Die ganz normalen, nicht jene der Politiker, die
sich auch gerne als Versprecher hervortun, ohne dann etwas davon
zu halten. Deren gedruckte Reden mit dem Satz beginnen: «Es
gilt das gebrochene Wort.» Nein, es sind die Versprecher des
Alltages, die meist harnlos sind, aber eben halt nur meist.
Sigmund Freud hat sie vor 100 Jahren schon unter die Lupe genommen.
Ein Versprecher, der tief blicken lässt, ist auch heute noch
ein «Freud’scher Versprecher». Bei dieser Spezies
kommt dann eben alles zum Vorschwein, was man lieber verbergen möchte.
Etwa bei alt Regierungsrat Peter Aliesch. Weil er nach wie vor der
Meinung ist, dass er eine aufrechte Haut hat. Da kann der Direktor
des Schweizerischen Presserates, Steter Puder, noch lange sagen:
«Wir sollten pfleglicher mit einander untergehen». Übrigens
muss man mit Namensversprecher höllisch aufpassen, sonst werden
sie am falschen Ort platziert. Beim Fernsehen kam es deshalb schon
vor, dass Vetter Wernerli als Moderator angekündigt wurde.
Da fiel es dann schon nicht mehr auf, als sich die Ansagerin Flavia
Schnyer zum Lendenschuss, pardon, Sendeschluss wie folgt verabschiedete:
«Dann schlafen Sie jetzt alle gut miteinander.»
Manchmal braucht es auch einen Wink mit dem Faulzahn, damit einer
überhaupt merkt, dass er sich vergaloppiert hat. Der ehemalige
Davoser Regierungsrat Hans Stiffler hat immer gemeint, grobo modo
müssten seine Fremdsprachenkenntnisse langen, was grosso modo
nicht immer hinhaute. Korrigiert wurde auch ein anderes Regierungsmitglied
im Anschluss an die öffentliche Trauerfeier für einen
im Amt verstorbenen Brigade-Kommandanten. In seiner Ansprache gratulierte
der damalige Bündner Millionärdirektor Reto Mengiardi
in Anwesenheit von Bundes-Kaspar Villiger der Trauerfamilie. Die
Anwesenden fielen aus allen Socken. Was übrigens auch dem Schreibenden
passierte, als seine Schwiegermutter ihm nach der Trauung zur Ehe
kondolierte. Und dabei zuallerletzt an Freud dachte, ohne dass dieser
Versprecher weichreitende Konsequenzen gehabt hätte.
Zu weit ging kürzlich eine Dame von der Credit Suisse, als
wir nachfragten, weshalb die Pin-Code-Karte nicht mehr funktioniere:
«Schauen Sie auf ihrer Hinterseite, ob Sie ein Ablaufdatum
haben.» So genau möchte ich das eigentlich selbst nicht
wissen.
Am liebsten ist uns aber immer noch die Polizei, die immer verspricht,
was sie hält. Wenn die Frau des bergwärts fahrenden Landrovers
verletzt wird, dann ist das schon ekelhart. Ansonsten liegen keine
Verkehrsmeldungen über weitere Polizeistörungen vor. Im
letzten November, als die Oberländer bei strömendem Wetter
vom Regen überrascht wurden, hatten die lokalen Medien ihre
Höhepunkte. Die hatten ihre Sendungen so gefickt eingeschädelt,
dass man vor lauter Wiederholungen schon nichts mehr Negateiliges
sagen möchte.
Stefan
Bühler
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