Drei Werke zeitgenössischer Komponisten werden mit
Textstücken verflochten. Die Musik komponiert haben Peteris Vasks,
Arvo Pärt und Frank Martin. Die Texte liest die Schauspielerin Ursina
Hartmann. Ein Gemeinschaftsprojekt der Aids-Hilfe Graubünden und
des Churer Streichorchesters Orchestrina zum Welt-Aids-Tag.
Text: Ursina Straub
Die Idee, Musik und Text zu verweben und dabei Themen wie Stigma und
Diskriminierung, Krankheit und Tod, Abschied, Lebensfreude, Sinnlichkeit
und Hoffnung aufscheinen zu lassen, sprach Heinz Girschweiler sofort an.
Der Leiter des Churer Streichorchesters Orchestrina liess sich für
das Projekt der Aids-Hilfe Graubünden gewinnen: Die drei Konzerte
werden am 25. Januar in Chur aufgeführt.
Während den Vorarbeiten stiess Girschweiler auf den lettischen Komponisten
Peteris Vasks und dessen Musica dolorosa, welche Vasks 1983 als eine Art
Requiem auf den Tod seiner Schwester komponiert hatte. «Ich wusste,
dass dieses Stück von Vasks existiert und wollte es gerne einsetzen.
Als ich dann eine Aufnahme davon fand, war klar: Das will ich machen»,
erzählt der Kantor und Trompeter.
Schweizer Erstaufführung
Die Musica dolorosa ist geprägt von tiefer Trauer. Mit einfachen
musikalischen Mitteln wird eine grosse Emotionalität aufgebaut. Das
Stück, das in der Schweiz erstaufgeführt wird, beginnt schwer,
schwingt sich hoch zu einem höchst erregten, freien Mittelteil und
endet nach einem Cellosolo in einem offenen Schluss, der weder versöhnlich,
noch tröstlich ist.
Der Komponist Peteris Vasks bemerkt zu seinem Werk: «Ich habe immer
davon geträumt, dass meine Musik – tröstend und fragend
– dort zu hören wäre, wo sich unglückliche Menschen
aufhalten: in Krankenhäusern und Gefängnissen, in überfüllten
Bahnen und Bussen.»
Themen, die in jedes Leben spielen
Am Konzert zum diesjährigen Welt-Aids-Tag steht nicht die Krankheit
im Vordergrund, sondern die Grundgefühle, die dadurch angerührt
werden – einerlei, ob jemand von Aids betroffen ist oder nicht.
«Trauer und Verlust, aber auch Hoffnung, Lebensfreude, Zuversicht
und Religiosität sind Themen rund um HIV und Aids, und es sind gleichzeitig
Themen, die in jedes Leben hineinspielen», weiss Lisa Janisch, Geschäftsleiterin
der Aids-Hilfe Graubünden. «Diese Themen möchten wir in
einen allgemeinen Lebenszusammenhang einbetten und durch die Musik erlebbar
machen.» Neue Zugänge schaffen, eine Annäherung ermöglichen:
Dies ist das Anliegen des Gemeinschafsprojekts.
Zeitgenössische Komponisten
Die drei Werke, die in Chur zur Aufführung gelangen und aus einer
persönlichen Betroffenheit entstanden sind, decken eine breite Spanne
menschlichen Lebens ab: Neben der Musica dolorasa, die sich der Trauer
annimmt, erzählt Summa von Arvo Pärt von Religiosität und
Pavane couleur du temps von Frank Martin dreht sich um Träume.
Summa war ursprünglich die Vertonung des lateinischen Credos (Glaubensbekenntnis).
Die Fassung für Streichorchester stammt aus dem Jahr 1991. Der so
genannte Tintinambuli-Stil erinnert an das Geläute von Kirchenglocken.
Durch das unterschiedliche Schwingungstempo der verschieden grossen Glocken
entsteht ein eigentümliches, transzendentes Klangband. Summa ist
die Musik eines gläubigen Komponisten auf der Suche nach den Werten
des Lebens.
Hoffnung und Lebensfreude
Pavane couleur du temps des Schweizer Komponisten Frank Martin wiederum
ist inspiriert durch ein Märchen des Dichters Charles Perrault. Darin
wünscht sich ein Mädchen von einer Fee ein Kleid in den Farben
des Wetters. Poesie und Heiterkeit bestimmen die Grundstimmung des Werkes;
in der Musik klingen Hoffnung und Lebensfreude an.
Verwoben werden die Werke mit literarischen Texten, welche von der Churer
Schauspielerin Ursina Hartmann vorgetragen werden.
Ein Konzertabend, der neue Räume öffnen und emotionale, musikalische,
intellektuelle und sinnliche Erfahrungen ermöglichen will. Eine Gelegenheit,
sich während einer Stunde mit Musik und Texten auseinander zu setzen
und sich im besten Fall davon berühren zu lassen. Und vielleicht
erleben die Zuschauenden, was während den Proben passiert ist: dass
die Enge der Begriffe gesprengt wird. Und etwas in Bewegung gerät.
Das Konzert findet am Samstag, 25. Januar 2003, um 20.15 Uhr in der St.
Martinskirche statt.
Zwei Neujahrskonzerte
Gleich zwei Mal in der Neujahrswoche ladet das Bündner Kammerorchester
zur musikalischen Einstimmung in das Jahr 2003. Am 2. Januar sind Wienerklänge
angesagt und am
4. Januar wird zusammen mit dem Chor La Cantata
orchestriert.
Lassen Sie sich am Donnerstag, 2. Januar, um 20.15 Uhr im Stadttheater
nach Wien entführen, und feiern Sie das neue Jahr zusammen mit dem
Bündner Kammerorchester – denn «Wien bleibt Wien»
verspricht einen gelungenen Einstieg ins Jahr 2003.
Der Dirigent, Adrian Stern, führt durch das Neujahrskonzert, das
in diesem Jahr mit berühmten Wiener Klängen überrascht.
Gespielt werden Evergreens von Johann Strauss, Fritz Kreisler, Joseph
Haydn und anderen. Als Solist hören Sie den Belgier Yannik Frateur,
seit dieser Saison neuer Konzertmeister des Bündner Kammerorchesters.
W. A. Mozart in der Martinskirche
Am Samstag, 4. Januar, wird ein weiteres Neujahrskonzert zusammen mit
dem Chor La Cantata in der Martinskirche aufgeführt. Der 1993 gegründete
Chor wird W. A. Mozart, den Meister des Jahres 1780 anhand der Missa solemnis
und Ausschnitten aus der Oper Idomeneo vorstellen. Eben von der Parisreise
heimgekehrt und wieder im Kirchendienst des Bischofs von Salzburg als
Organist angestellt, schuf Mozart seine letzte ordentliche Missa solemnis.
Ihre Instrumentation ist insofern bemerkenswert, als sowohl Oboen und
Fagotte als auch Pauken und Trompeten vorgeschrieben sind. Anderseits
komponiert Mozart den Streicherpart wie in der Missa brevis für ein
Streichtrio (Violinen, Cello und Kontrabass). Interessant ist besonders
das
«Benedictus», welches streng kontrapunktisch für Chor
gesetzt ist.
Die Oper Idomeneo schuf Mozart im Auftrag des Münchner Hofes für
die Karnevalssaison 1781. Markiert die Missa Solemnis einen Endpunkt des
Schaffens, so ist Idomeneo ein Anfang, welcher Mozart endgültig in
die absolute Selbstständigkeit als Künstler und Mensch führt.
Obwohl nur noch selten in Opernhäusern zu sehen, ist Idomeneo doch
in der musikalischen Anlage ein absolutes Meisterwerk, welches Mozart
bereits auf einem ersten Höhepunkt seines Schaffens zeigt. Konzertbeginn
ist um 20.00 Uhr, Vorverkauf über den Infopool Ticketservice Tel.
0848 84 80 84.
Ils Fränzlis da Tschlin wieder in Chur
Volksmusik oder doch nicht? Die Fränzlis lassen sich musikalisch
in kein Schema zwängen, gehen eigene Wege und überraschen immer
wieder von neuem. So auch am Sonntag, 26. Januar, im Stadttheater.
Nach dem reinen «Herrenclub» haben sich die Fränzlis
da Tschlin aus dem Unterengadin nach gut 20 Jahren zu einem gemischten
Ensemble mit Generationensprung gemausert. Seit gut einem Jahr spielt
Madlaina Janett die Bratsche. Auch wenn man immer noch nicht von einer
jugendlichen Band sprechen kann, drückt die Tochter des Bassisten
Curdin und Nichte von Domenic (Klarinette) und Duri Janett (Kornett) das
Durchschnittsalter der Fränzlis tüchtig nach unten. Nicht zur
Blutsverwandtschaft gehört der Violonist Men Steiner, der das Quartett
zum Quintett ergänzt. Ihr typischer Musikstil hat sich trotz des
Wechsels kaum geändert, aber weiterentwickelt. Auch das jetzige Programm
ist im wahrsten Sinne des Wortes grenzüberschreitend: Vom überlieferten
Tänzlein zur kurligen Begleitmusik für Kindergeschichten, von
der Weltreise zurück zum Engadiner Heimat-Feeling. Die Fränzlis
erzählen Geschichten – musikalische selbstverständlich.
Konzertbeginn ist um 17.00 Uhr, Vorverkauf ab 13. Januar unter Tel. 081
252 66 44.
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