Die Churer Restaurants sind während der Fasnachtszeit
die «Inseln im Strom». Hier stranden Kliggen, Guggen und Masken
um sich zu stärken und zu unterhalten, um auszuspannen oder dem Indoor-Narrentreiben
zu frönen. Für die passende Ambiance ist gesorgt.
Text und Bild: Walter Schmid
Die Hochburg der Churer Fasnacht ist die Innenstadt. Nicht einzig weil
sie verkehrsfrei ist, sondern weil sich auf relativ kleinem Gebiet Dutzende
von Restaurants befinden. Sie tragen seit Jahren ihres dazu bei, dass
der Ruf des Narrentreibens in der Churer Altstadt über die ganze
Deutschschweiz schwappt. Die Folge davon ist, dass die Fasnacht in der
Bündner Metropole Guggenmusiken, Kliggen und Masken aus allen Landesgegenden
anlockt. Denn wie die Einheimischen wissen auch sie: in den Churer Beizen
macht man etwas für uns.
«Lohn» für die Besten
Es gibt zwar einige, die auf Fasnachtsabstinenz machen; der grösste
Teil der Innenstadt-Beizer lässt es sich aber nicht entgehen, ihr
Lokal mit Pappe, Dekorationsmaterial, Kleister und Farbe fast bis zur
Unkenntlichkeit zu verwandeln. Während die einen mit eher geringerem
Aufwand ihrem Lokal ein Fasnachtsgewand überziehen, outen sich andere
als wahre Künstler. Ein Beispiel dafür ist jeweils das Edelweiss
an der Storchengasse, wo Wirt Hans Schällibaum in den Nächten
vor Fasnachtsbeginn seine Fantasie walten lässt und eigenhändig
das Lokal «umbaut». Mit gleichem Elan macht sich u. a. auch
Martyn Stockmann vom «Freieck» ans Werk, und in den Lokalen
wie Schmidstube, Bierhalle, Sports Bar, John Bull, Strega, Heini (an der
Ringstrasse), in den Sälen des Marsoels und Drei Könige usw.
sind DesignerInnen im Einsatz und rufen mit ihren «neuen»
Interieurs nochmals bildlich in Erinnerung, was im Jahresverlauf für
Furore gesorgt hat. Gegen ein Dutzend Beizen melden sich jährlich
bei der Fasnachtsvereinigung für die «Beizenprämierung»
an. Die drei originellsten und treffendsten Dekorationen werden dann mit
Publizität und der Trophäe in Form einer überdimensionalen
Fasnachtsplakette belohnt.
Ab Freitag, 7. Februar, ist die Plakette im Ansteckformat im Verkauf.
Sie ist der symbolische Eintritt in die Churer Fasnacht. Neben dem Strassenverkauf
durch Churer Kliggen bieten verschiedene Detailhandelsgeschäfte und
die Restaurants das in diesem Jahr spezielle Schmuckstück samt Fasnachtsprogramm
für 10 Franken an. Die auf 500 Exemplare limitierte silberne Version
für Fr. 25.– ist im Herrenmodegeschäft Vré-Claire
am Gansplatz erhältlich.
Kraftakte
Mit den Dekorationsarbeiten ist für die Beizer zwar die Vorbereitungszeit
für die Fasnacht abgeschlossen. Der eigentlich Kraftakt beginnt jedoch
am 28. Februar und dauert bis Aschermittwochmorgen. Von Samstag auf Sonntag
und von Dienstag auf Mittwoch ist in der Altstadt fast flächendeckend
Freinacht angesagt. Während Kliggen und Masken selbst bestimmen,
zu welcher Nachtstunde sie die Bettdecke über sich ziehen, heisst
es für die Wirtsleute und ihre MitarbeiterInnen durchhalten bis sich
auch der letzte Narr dem Sandmännchen ergibt. Das ist dann gut und
gerne die Zeit, wenn «Normale» die Vormittagsarbeit bei Kaffee
und Gipfeli unterbrechen. Mit Sicherheit begegnen diese im Merz übernächtigten
Fasnächtlern. Denn das Café-Restaurant an der Bahnhofstrasse
passt sich dem nächtlichen Narrenbedürfnis an und öffnet
am Sonntag um 3.00 Uhr und am Aschermittwoch um
4.00 Uhr. Im Café Caluori an der Poststrasse kann man am Aschermittwoch
ab 6.00 Uhr frühstücken (oder ausruhen). Gar nicht öffnen
muss das Edelweiss, weil es nie geschlossen wird. Denn an dieser Quelle
der Stärkung bereiten sich Guggen und Masken am Mittwochmorgen auf
den «Kleinen Umzug» vor, zu dem man sich um 7.30 Uhr in der
Storchengasse formiert.
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