Sie sind kreativ und haben Erfolg. Die Churer Köpfe,
die dahinter stehen, beherrschen ihr (Kunst-)Handwerk perfekt und nehmen
den Zeitgeist auf. Auf ihre unnachahmliche Art fallen sie aus der Reihe.
Man sollte sie deshalb einmal kennen lernen, die kleinen, feinen Lädelchen.
Text: Karin Huber
Muja, dem unermüdlicher Schöpfer von witzigen und gleichzeitig
erst noch brauchbaren Glasgefässen, scheinen die Ideen tatsächlich
nie auszugehen. Im Januar hat er an der Ornaris-Messe in Zürich seine
neuesten Kreationen vorgestellt. Schenkende werden deshalb auch in Zukunft
kaum in Verlegenheit kommen, wenn sie bei Muja Glas Design am Ochsenplatz
nach neuen Glasobjekten Ausschau halten. Der Mini-Schnapsflasche, mit
der man sich das Trinken abgewöhnen kann oder die wohl nur gerade
in aussergewöhnlichen Situationen zum Trinken animieren soll, hat
Muja allerdings gleich ein überdimensioniertes Stück in Form
eines Schnapsturmes gegenüber gestellt. Katzenfreunde können
ihre Katzensammlungen übrigens nun mit einem Katzen-Glas erweitern.
Für Natur- und Tierliebhaber gibt es zudem die Kuh- oder Eulen-Flasche.
Dass Muja im letzten Jahr schon seinen 65. Geburtstag feierte, hält
ihn nicht davon ab, weiterhin kreativ tätig zu sein. «Allerdings»,
so schränkt er sogleich ein, «fröne ich der Glasbläserkunst
nun nur noch als Hobby». Dennoch wird Muja nun sogar in den USA
zum Glasbläser-TV-Star aufsteigen, denn unlängst filmte ein
US-Fernsehteam ihn in seinem Atelier bei der Arbeit. Das hat ihn zwar
sehr gefreut, aber «abheben» wird er weiterhin nur bei seinen
ungewöhnlichen Ideen.
Blumenkreationen
Mit Glas im weitesten Sinne hat auch Mirella Castrogiovanni in ihrer «Blumenoase»,
der «fiori città», am Arcas etwas zu tun. Denn schliesslich
zeigt sich mancher von Mirella Castrogiovanni gebundene Blumenstrauss
in einer Glasvase erst in seinem schönsten Licht. Vor zwei Jahren
hat sich die diplomierte Floristin, die zuvor in der ganzen Schweiz sowie
in Italien Erfahrungen sammelte, in ihrer Churer Heimatstadt selbstständig
gemacht. Die waschechte Churer Bürgerin will und kann ihre italienischen
Wurzeln aber nicht verleugnen. Ihr südländisches Temperament
kommt so aufs Schönste in ihren Blumenkreationen zum Ausdruck.
Zumindest während den Sommermonaten zaubert sie
mit Blumen und sizilianischen Muscheln ganz besonders anrührende
und unverkennbare Blumen-Muschel-Arrangements. Ob Natur pur, Traditionelles
oder Glanz und Glimmer, Mirella beherrscht ihr Kunsthandwerk in jeder
Art und Form. Sie hat indes gar nichts dagegen, wenn ihre Kunden nur eine
einzige Blume auswählen. Zusammen mit einem speziellen Blatt oder
Zweig gestaltet sie sogar daraus kleine Kunstwerke. Von ihrer mittlerweilen
grossen Stammkundschaft geschätzt werden aber ebenso die so kreativ
gestalteten Blumenkränze. Obwohl das Blumenlädelchen «fiori
città» winzig klein ist, sorgt Mirella auch dafür, dass
Bräute, Brautjungfern und Hochzeitsgäste
mit ganz individuellem Brautschmuck einen unvergesslichen Auftritt haben.
Aussergewöhnliches bei Modart
Ein kreativer Kopf steckt auch hinter Modart Meuli. Manuela Meuli stellt
in ihrem Atelier jedes Jahr zwei komplette Modekollektionen mit jeweils
rund 30 Einzelstücken her. Bereits arbeitet sie fieberhaft an der
neuen Frühlings- und Sommerkollektion, die sie ihren Kundinnen schon
Anfang März präsentieren möchte. Verraten sei jetzt schon,
dass sie feine Jerseystoffe zu vielen schönen und bequemen Sachen
verarbeitet. Bis dahin lockt der kleine Laden an der Oberen Gasse noch
mit einigen speziellen Einzelstücken, die sie sehr preisgünstig
anbietet. Ebenfalls vom Feinsten ist ihre Stoffkollektion. Wer selbst
das Nähhandwerk beherrscht, findet bei Manuela Meuli aussergewöhnliche
Stoffe.
Aber wer Mühe hat, mit Nadel und Faden umzugehen und ein besonderes
Stück tragen möchte, ist bei der jungen Designerin immer willkommen.
Einzelstücke aus ihrer Kollektion schneidert sie jederzeit auch in
anderen nicht gerade vorliegenden Farben auf den Körper. Obwohl Manuela
Meuli mit ihrer Modart schon seit sieben Jahren in Chur präsent ist,
«meinen immer noch viele, meine Kleider seien entweder nicht tragbar
oder zu teuer», erzählt sie. «Beides stimmt nicht»,
versichert sie. «Tragbar ist alles und Röcke gibt es bei mir
schon ab 120 Franken.» Ungewöhnliche Accessoires, wie Schmuck
aus Filz von befreundeten Schmuck-Designerinnen sowie Mützen, witzig-freche
Filz-Stulpen oder Halsfelle, ergänzen das Modart-Angebot.
Die Designerin hat ein Faible für bestickte, ausgefallene Stoffe.
«Deshalb schneidere ich oft auch Festliches, Elegantes und natürlich
Hochzeitskleider. Denn», so sagt sie, «ein gewöhnliches
T-Shirt oder Top kann man ja überall kaufen.» Einen guten Namen
hat sich Manuela Meuli mit ihren eigenständigen, unverwechselbaren
Kollektionen seit langem schon ausserhalb der Kantonsgrenzen gemacht.
An der «Blickfang-Messe» in Zürich etwa fällt sie
mit ihren Kreationen immer wieder positiv aus dem Rahmen. Kein Wunder,
zählt sie ebenfalls viele Zürcherinnen zu ihren Kundinnen. Dies
erklärt auch, weshalb sie künftig tageweise in Zürich entwerfen
und nähen möchte.
Leder, Felle und Federvieh
Das Ladengeschäft der Rätischen Gerberei an der Engadinstrasse
zählt zwar ebenfalls zu kleinen, doch das Unternehmen ist eines der
grössten Fell-Handelsgeschäfte in der Schweiz. Die Rätische
Gerberei importiert aus dem Fernen Osten sowie aus Neuseeland qualitativ
beste Felle, die in der eigenen Näherei teilweise weiter verarbeitet
werden. Die kuschelig-weichen Lammfelle in allen Naturfarben etwa kann
man sich selbst, dem Bébé, dem Partner oder auch den Nanis
und Nenis ins Bett legen. In ihrem besten Lichte zeigen sie sich aber
als Cheminée-Vorlage und als Kuschelteppich. Während den Wintermonaten
oder kalten Sommertagen schätzen auch die noch immer zahlreichen
Kutscher in den Tourismusorten die Felle aus der Rätischen Gerberei
als wärmende Sitzauflage. Und Automobilisten verhüllen ihre
Autositze immer öfter mit den fix-fertig zugeschnittenen Fellen.
«Wenn man irgendwo in der Schweiz ein Neuseeländer-Fell sieht,
dann stammt dies garantiert von uns», erzählt Bea Weber-Neukom
von der Rätischen Gerberei mit Stolz.
Kuhglocken, Hühner und Güggel
Wer in den «Untergrund» der Rätischen Gerberei hinabsteigt,
darf sich wundern: Neben den Lamm- und anderen Tierfellen gibt es hier
eine Abteilung für die Bauern. Für die Bauern deshalb, weil
hier Kuhglocken in allen Grössen und Ausführungen mit handgenähten
Lederriemen zum Verkauf stehen. Ausserdem sind ganze Regale voll bepackt
mit
allen Zutaten, die es für Weihnachtskrippen braucht. Aber das ist
eine andere Geschichte. Derzeit bringt bunt gefiedertes Federvieh Farbe
in die Kellerräume. Batteriebetriebene Hühner mit prächtigem
Federkleid gackern und die machohaften Güggel krähen hier lange
vor Ostern auch schon einmal miteinander um die Wette, was auch bei den
Mitarbeitern jeweils für grösste Heiterkeit sorgt. Natürlich
kann man sich das Federvieh nach Hause holen.
Oben im Ladengeschäft jedoch findet der Kunde eine grosse Auswahl
an modischer Lederbekleidung. Die Jacken, Mäntel und Hosen sind von
bester Qualität und so preisgünstig, dass ein Abstecher in die
Rätische Gerberei allemal lohnt. In der neuen Frühlingskollektion
finden sich übrigens wunderbare handschuhweiche Ziegenvelour-Jacken
und -Hosen in den neuen Modefarben.
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