Am Nordhang des Hofhügels konnten im Sommer 2000
bei Ausgrabungen durch den Archäologischen Dienst Graubünden
Siedlungsreste aus der Zeit um 11 000 v. Chr. ausgegraben werden. Die
gefundenen Objekte aus der Altsteinzeit dokumentieren somit den momentan
ältesten Siedlungsplatz Graubündens. Darüber und über
die damaligen Jagdmethoden findet am 20. März ein hochinteressanter
Diavortrag des Archäologen Ebbe Nielsen statt.
Text: Christian Foppa
Die Gletscher der letzten Eiszeit hatten sich in der jüngsten Altsteinzeit
bereits ins Hochgebirge zurückgezogen, und das Alpenrheintal war
durch eine Waldsteppenvegetation mit Föhren, Birken und Arven geprägt.
Die Temperatur lag im Jahresdurchschnitt etwa zwei Grad tiefer als heute.
Die damaligen Menschen lebten vor allem in Zelten oder unter geschützten
Felsvorsprüngen. Als nomadisierende Wildbeuter kannten sie keinen
festen Wohnsitz in unserem Sinne, sondern besassen über ein bestimmtes
Gebiet verteilte Rastplätze, die sie mehrmals im Jahr wechselten.
Der Lagerplatz beim heutigen Marsoel war nicht zufällig gewählt
worden. Er bot Schutz vor Bergstürzen, aber auch von Rüfen und
Hochwassern des Rheins und der Plessur. Zudem war die Umgebung in einem
weiten Umkreis überschaubar. Von dieser erhöhten Stelle aus
konnte das Wild schon von weitem ausgemacht werden.
Werkzeuge und Waffen sind in der Altsteinzeit aus Stein, Knochen, Geweih
und Holz hergestellt worden. An der Fundstelle Marsoel sind jedoch nur
die Geräte und der Abfall aus Steinmaterial erhalten geblieben, alle
anderen Materialien sind vergangen.
Blicke in die Altsteinzeit
Die Thematik des Vortrages umfasst die Grabungen beim Marsoel, der ersten
späteiszeitlichen Siedlung in Graubünden, die Funktion und Entstehung
der Siedlung mit Rekonstruktionen anhand der Befundanalyse. Erläuterungen
über die Herkunft der Rohmaterialien (Silex, Radiolarit) sowie das
Marsoel im Rahmen der späteiszeitlichen Kulturen bilden weitere Schwerpunkte.
Mit dem Thema «Die Jagd in der Späteiszeit» werden Methoden,
Beutetiere und die Herstellung und Verwendung der Geräte erklärt.
Der Referent Dr. Ebbe Nielsen wurde 1956 in Tamdrup (Dänemark) geboren.
Nach seinem Studium in Prähistorischer Archäologie an der Universität
Århus, Dänemark, und Gastsemestern am Seminar für Urgeschichte
der Universität Bern betätigte sich Nielsen als wissenschaftlicher
Mitarbeiter beim Archäologischen Dienst des Kantons Bern. In dieser
Zeit arbeitete er u. a. beim unterwasserarchäologischen Bielerseeprojekt
mit. Danach war er während einiger Jahre Assistent am Institut für
Ur- und Frühgeschichte der Uni Bern und erhielt in Zusammenhang mit
seinem Spezialgebiet zahlreiche Forschungsaufträge verschiedener
Kantonsarchäologien, so auch von Graubünden. Seit Januar 2002
ist Nielsen stv. Kantonsarchäologe im Kanton Luzern.
Der Vortrag findet am Donnerstag, 20. März, in der Aula des Schulhaus
Stadtbaumgarten an der Gäuggelistrasse statt (Eintritt frei/Kollekte).
N
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