Gastro Chur/Umgebung

Den Churer Spargeln verfallen

Frühlingszeit – Spargelzeit. Kaum ein Restaurant in Chur, das im Mai nicht saisongerecht mit Spargelgerichten aufwartet. Viele von ihnen decken sich beim Churer Spargelproduzenten mit dem «königlichen Gemüse» ein und verarbeiten dieses zu echt churerischen Frühlings-Delikatessen.

Die Spargel, eines von über 300 verschiedenen Liliengewächsen, wird normalerweise im Mai und Juni geerntet. Doch EU-Grossproduzenten «pushen» in Trei-Tunnels und mit Feld überspannenden Bodenheizungen das Gemüse derart, dass es bereits Monate vorher angepriesen wird. Die Churer Spargeln auf den Feldern von Landwirt Hanspeter Gisler hingegen dürfen ihrem natürlichen saisonalen Trieb folgen und strecken ihre «Köpfe» jeweils gegen Ende April ans Tageslicht. Dann ist es Zeit für die Ernte der sogenannten Bleichspargel. Täglich bis etwa Mitte Juni werden neue Spargeln gestochen und kommen als hochqualitative Frischprodukte in den Direktverkauf ab dem Hof am Rheinfelsweg.
Auf das anspruchsvolle Parkett des Spargelanbaus wagte sich Gisler im Frühling 1988. Ähnliche Voraussetzungen wie in den traditionellen Anbaugebieten, nämlich lockeren Sandboden, fand er beim Schützenhaus. Tausende von Jungpflanzen aus französischen Provenienzen brachte er damals ein. Nach zwei Jahren Pflege wurde der sowohl kapital- wie auch arbeitsintensive Einsatz mit der ersten Ernte belohnt: Die «Churer Spargel» war geboren. «Etwa zwölf Jahre kann eine Spargelpflanze bewirtschaftet werden», erklärt Hanspeter Gisler, «dann müssen neue gesetzt werden.»
Spargelanbau sei ein Stück echter Kultur, versichert Hanspeter Gisler, und eine spezielle Herausforderung, ähnlich dem Weinbau. «Man muss die Felder ständig beobachten, kontrollieren und pflegen, was die Arbeit zwar intensiv aber auch spannend und interessant macht.»

Frischer gehts nicht
Dem einheimischen Produkt verfallen seit bald 15 Jahren immer mehr Churerinnen und Churer, «darunter», so Spargelanbauer Gisler, «solche, die sich fast täglich mit Churer Spargeln eindecken». Aber auch Gastronomen von Chur und Umgebung schwören immer häufiger auf das Liliengewächs, das ohne Umwege aus der Churer Erde in die Küchen gelangt und dort während der natürlichen Spargelhochsaison zwischen Ende April und Mitte Juni zur Delikatesse zubereitet wird. Das Duc de Rohan ist seit einigen Jahren ein Abnehmer der «Gisler-Spargeln». Dort zaubert der Küchenchef jeweils ab Erntebeginn Spargelgerichte in allen Variationen. Auch der Phantasie von Gion Rudolf Trepp vom Basilic sind angesichts der Churer Spargeln keine Grenzen gesetzt. Sie passen allein schon deswegen in sein gastronomisches Konzept, weil dieses wenn immer möglich auf die Zubereitung von Frischprodukten ausgerichtet ist. Den ganzen Monat Mai ergänzt auch das Restaurant zum Kornplatz unter der Ägide von Armin und Alice Duff die Speisekarte mit Spargelgerichten – selbstverständlich stammen auch diese aus der Churer Erde. Die Wege der Gisler-Spargeln lassen sich aber auch in die Küchen der Restaurants Krone Masans, Feldschlösschen, Mühle Passugg und in verschiedene Gasthäuser in der Umgebung von Chur verfolgen.

«Stern-Spargeln»
Den direktesten Weg aus der Erde in die Küche finden die Spargeln, die im Romantik Hotel Stern zubereitet werden. Das hauseigene Feld in der «Bettlerküche» wird zwar vom Spargel-Profi Gisler gepflegt, die Ernte besorgt die Belegschaft des Hotels jedoch selbst. Rund 1000 kg Bleichspargeln werden jährlich der Erde entnommen und dem Küchenchef Sven Grüter übergeben. Daraus kreiert er raffinierte Kombinationen wie Morchelravioli auf sämigem Spargelragout, überbackene Spargeln mit Baumnüssen und Bündnerfleischstreifen, Riesencrevetten in Bärlauchbutter gebraten serviert mit Spargelrisotto, Lammrücken mit Spargeln oder das ultimative Spargel-Gourmetmenü. Dazu gibts natürlich die passenden «Tropfen» aus der bewährten Stern-Weinkarte, die auch 25 Sorten im Offenausschank beinhaltet.

Spargel-Geschichte
Im alten China wurde der Spargel gegen Husten und Harnverhalten verschrieben. In ägyptischen Gräbern ist der Spargel als Gemüse abgebildet. Der Römer Plinius (Geschichtsschreiber) lobte ihn nicht nur als Gaumenfreude, sondern auch für seine wohltuende Wirkung auf den Magen.
Im Mittelalter wurde er auch im deutschen Sprachraum angebaut. Im 16. Jh. wurde er in Klostergärten angebaut und war auf den fürstlichen Tafeln ein beliebtes Gemüse. Eine Zeit lang wurde er als Heilmittel geführt und musste in allen Apotheken zur Verfügung stehen.

 

zurück