Feiern mit den Königinnen

Die Frauenkulturtage gehen ins zweite Jahr. Am 14. Juni laden die Organisatorinnen zum Vier-Gang-Menü und zum Konzert mit den künftigen Königinnen – den «Les Reines Prochaines».


Text: Ursina Straub


Die Königinnen haben nachgedacht. Und sind zum Schluss gekommen: So kann es nicht weiter gehen. Sie haben beschlossen, ins Weltgeschehen einzugreifen. Um der Leichtigkeit eine Chance zu geben, wünschen sie allem Bestialischen ein lahmes Bein, der Angst den ewigen Heuschnupfen und dem Neoliberalismus «eis a d’Ohre».
Die Königinnen, das sind «Les Reines Prochaines». Ihre neue Musikperformance «Es gibt immer etwas zu tun» erzählt aus der Welt der Tricks, Phänomene und Wunder. Mit phantastischen Kunststücken und witzigen Körpergedichten glänzen sie auf der Bühne. Das Schönste aber bleiben ihre Lieder, die sie mit Pauken und Trompeten, Klarinette, Saxophon, Bass und Gitarre ins All schmettern. Die Königinnen sind ernst, komisch und lehrreich zugleich.

Geschäumte Ohren
Die «Les Reines Prochaines» betreiben den professionellen Dilettantismus als künstlerisches Konzept. Ihre Kompositionen sind radikal sparsam und luxuriös einfach. Von ihrer Musik sagen sie: «Sie ist ziemlich bekömmlich. Wenn das Publikum starke Zähne hat.» Und sie prophezeien: «Sie verlassen den Konzertsaal mit frisch geschäumten Ohren und einer reinen Seele.» Wo bekommen Sie das schon geboten? Eben.
Die Musikperformance der «Les reines prochaines» ist das Dessert am diesjährigen Frauenkulturtag. Als Hauptspeise gibts ein Vier-Gang-Menü. Zum Kaffee überrascht eine Show-Surprise. Und zum Dessert singen eben die Königinnen.

Kleiner und fein
Die Organisatorinnen der Frauenkulturtage, Ladina Grass, Ursina Campell und Gerlinde Zenk, haben die Kultur dieses Jahr
auf den nationalen Gleichstellungs- und Frauenstreiktag konzentriert. In Anbetracht der Feierlichkeiten zu 200 Jahre Graubünden, präsentieren die Organisatorinnen eine schmalere Ausgabe der Kulturtage.
Heuer gilt: klein, aber hallo. Denn es wird nicht nur Frauenstreiktag und Gleichstellung gefeiert, sondern auch 10 Jahre Frauenplenum Graubünden.
Nun ist es ja so, dass heute frauenspezifische Institutionen wie selbstverständlich existieren und Frauen in der Politik präsenter sind – und kein Mensch denkt mehr daran, dass dafür teilweise jahrelang gekämpft wurde. Für das Frauenhaus zum Beispiel. Das Frauenarchiv. Das Gleichstellungsbüro. Für eine Frau in der Regierung. Für Frauen im Grossen Rat.

Vom roten Tuch zur festen Institution
Für all diese Anliegen hat sich unter anderem das Frauenplenum von Anbeginn eingesetzt. Es wurde vor 10 Jahren als feministisch, parteipolitisch und konfessionell unabhängiger Verein gegründet. Es bezieht öffentlich Stellung zu frauenpolitischen Anliegen, fördert die Vernetzung unter Frauen und die politische, kulturelle und wirtschaftliche Zusammenarbeit. Die Verwirklichung des Gleichstellungsbüros und eine Frau im Regierungsrat zählen zu den grossen Erfolgen des Frauenplenums. «Zu Anfang waren wir für Wirtschaft und Politiker ein rotes Tuch», erzählt die Mitinitiantin Gerti Schönbeck, «heute sind wir akzeptiert. Wir werden sogar angerufen und um unsere Meinung gefragt.»
Gleichwohl mitgekämpft und eingesetzt haben sich die Freien Frauen Chur (FreFra). Unter dem Motto «Uns wird es solange geben, wie es uns braucht» hat die FreFra unzählige Projekte initiiert und verwirklicht, Diskussions- und Filmabende veranstaltet, Frauentage organisiert, das Frauenzentrum aufgebaut. Die FreFra hat auch die Frauenfilmtage geboren, woraus die Frauenkulturtage entstanden.
Die FreFra hat während rund sechs Jahren gewirkt. Sie hat Spuren hinterlassen, die bleiben. Auch daran erinnert der Frauenkulturtag im Drei Könige, wo sich die FreFra offiziell auflöst.
Zum Frauenkulturtag am 14. Juni im Hotel Drei Könige sind Frauen und Männer eingeladen. Anmeldung für das Vier-Gang-Menü (Reservation obligatorisch) über Tel. 081 284 46 63 oder ladinagrass@bluewin.ch Das Essen beginnt um 18.45 Uhr und kostet 55 Franken.
Die «Les Reines Prochaines» spielen um 21.00 Uhr. Eintritt 25 Franken.

 

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