Erste Restaurierungsetappe abgeschlossen

Im Sommer 2001 wurde mit den rund sechs Jahre dauernden Restaurierungsarbeiten an der Kathedrale begonnen. Kürzlich konnte die erste Phase, die Konservierungsmassnahmen am Hochaltar, abgeschlossen werden.


Text: Walter Schmid

Als frühmittelalterliche Bischofskirche der Schweiz ist die Churer Kathedrale ein Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung. Der heutige Bau datiert aus der Zeit von ca. 1150–1272. Wesentliche Teile der Kathedrale sind gefährdet. Grund dafür sind nicht nur alterungsbedingte Ursachen, sondern auch alte und aktive Feuchteschäden. Dazu kommen Veränderungen des Raumklimas wegen der zunehmenden Komfortansprüche. Das hat die Kathedralstiftung der Diözese Chur bewogen, ein detailliertes Konservierungs- und Restaurierungskonzept auszuarbeiten, das in drei Etappen realisiert wird.

Hochaltar in neuem Glanz
Nach eineinhalbjähriger Arbeit konnte im vergangenen Januar die Konservierung und Restaurierung des spätgotischen Hochaltars samt seiner nächsten Umgebung abgeschlossen werden. Das Restauratorenteam, zu dem auch Oskar Emmenegger gehörte, hat dabei den 3-flügeligen Altar mit seinen über 150 Schnitzfiguren Stück für Stück gereinigt und konserviert. Grössere, den Gesamteindruck störende Fehlstellen wurden retuschiert und die losen Fassungsteile, die sich an manchen Orten in zahlreichen kleinen Splittern von der Grundierung abhoben, zurück fixiert. Durch die Reinigung insbesondere der Inkarnate (Gesichter, Hände) gewann der Hochaltar viel von seiner ursprünglichen Schönheit zurück, ohne dass dadurch die natürliche Patina verloren gegangen wäre. So präsentiert sich der Hochaltar heute wieder so, wie ihn schon das Kirchenvolk vor Jahrhunderten vor Augen hatte. Neben den eigentlichen Arbeiten am Altar wurde auch immense Arbeit in die minutiöse Dokumentation aller durchgeführten Massnahmen investiert.

Neue Wege im Orgelbau
Mit dem Abschluss der ersten Etappe wurde gleichzeitig der Startschuss zur zweiten gegeben. Sie dauert rund 3 Jahre und beinhaltet die Konservierung und Restaurierung aller Raumteile, ausser dem Altarhaus und dem nördlichen Seitenschiff, das für Gottesdienste weiterhin zur Verfügung steht.
Diese Phase steht ganz im Zeichen der behutsamen Konservierung des Bauwerkes und seiner Kunstschätze. Doch es gibt auch Objekte, deren völlige Erneuerung unumgänglich ist. Ein solcher Fall ist die Domorgel, die technisch in einem schlechten Zustand und so verschachtelt gebaut war, dass Wartungsarbeiten praktisch unmöglich waren. Um die Situation zu verbessern, entschied man sich für eine Verkleinerung der Orgel auf 41 Register. Nun zeigte sich bei der Planung, dass die neue Orgel bei einer wartungsfreundlichen Bauweise ebenso gross werden würde wie die alte. Sie würde ausserdem die Sicht auf das grosse Westfenster noch mehr beeinträchtigen als dies bei der bisherigen Orgel der Fall war. Um das zu vermeiden wird nun ein anderer Weg beschritten. Die neue Orgel wird zweigeschossig konzipiert. Auf dem Boden des Hauptschiffes werden zwei schlanke Orgeltürme zu stehen kommen, welche durch die Empore optisch verbunden sind. Bei dieser Lösung ist die Orgel auf der Empore nur noch etwa halb so tief und die Sicht auf das Westfenster bleibt frei.

Orientierung vor Ort
Voraussichtlich im Frühjahr 2005 wird die letzte Etappe in Angriff genommen. Sie umfasst die Restaurierung des nördlichen Seitenschiffs, das bis zu diesem Zeitpunkt als Kapelle für Gottesdienste des Domkapitels zur Verfügung steht. Durch die Fenster dieser Kapelle kann man einen Blick in den abgetrennten Innenraum der Kathedrale werfen und so die laufenden Restaurierungsarbeiten verfolgen. Einen Gesamtüberblick über die Konservierung und Restaurierung der Kathedrale erhalten Besucherinnen und Besucher im Pavillon auf dem Hofplatz, wo anhand von Tafeln und grafischen Darstellungen über die Abläufe orientiert wird.

 

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