«Wer hat Angst vor Virginia Woolf...?»
Widerlich und gleichzeitig faszinierend ist die aktuelle Klibühni-Eigenproduktion
«Wer hat Angst vor Virginia
Woolf …?» von Edward Albee. Am 17. Juni ist Premiere und in
der Folge wird das Stück in drei Akten (ohne Pause) noch neun Mal
im «Höfli» aufgeführt.
Text: Walter Schmid
Der Titel des Stückes klingt heiter und wie eine blosse Variante
des Kinderliedes «Wer hat Angst vor dem bösen Wolf?».
Aber hinter dieser scheinbaren Harmlosigkeit verbirgt sich das Chaos menschlicher
Beziehungen. Schauplatz des Dramas ist eine Wohnung, in der sich zwei
Ehepaare nach einer Party treffen. Man vertreibt sich die Zeit mit Gesellschaftsspielen,
die zum Anlass der Selbstentblössung werden. Das Stück beinhaltet
die ohne Pausen durchgespielten drei Akte «Gesellschaftsspiele»,
«Walpurgisnacht» und «Exorzismus».
Edward Albee, geboren 1928 in Washington D.C. und zwei Wochen nach seiner
Geburt zur Adoption freigegeben, deckt mit diesem Stück schonungslos
menschliche Illusionen auf. Er zeichnet mit ebensoviel Wehmut wie Ironie,
messerscharf und doch mitfühlend das Bild des Menschen, dem offenbar
alles zum «Glücklichsein» zur Verfügung steht und
der doch nur um so hoffnungsloser allein ist.
«Albees Stück ist das böseste, garstigste, schrecklichste
Theaterspiel, das in den letzten Jahren auf die Bühne gekommen ist.
Aber solche Kritik bleibt nur die halbe Wahrheit, wenn man nicht ergänzt:
es ist auch das aufrichtigste, lauterste, wunderbarste. Das seien Aushängeschilder,
die einander verdecken? Ja. So ist das Stück. Widerlich und faszinierend.
Schockierend und läuternd.» (Rolf Michaelis).
Die Rollen werden besetzt durch Graziella Rossi, Jaap Achterberg, Monika
Dierauer und Nils Torpus. Regie führt Klaus Henner Russius, assistiert
von Simone Häberling. Bühne und Licht: Nicola Vitali, Dramaturgie:
Edi Rölli.
(Aufführungsdaten siehe «Agenda».)
Yadé Kara liest im Marsoel
Am 4. Juni wird die Lesereihe «Literatur im Marsoel» mit
der in Berlin lebenden Türkin Yadé Kara fortgesetzt. Die Autorin
liesst aus ihrem aktuellen Roman «Selam Berlin».
Yadé Kara ist 1965 in Cayirli (Türkei) geboren und studierte
Anglistik und Germanistik. Sie arbeitete als Schauspielerin, Lehrerin,
Managerin und Journalistin in Berlin, London, Istanbul und Hongkong. Zur
Zeit lebt sie in Berlin.
«Selam Berlin» (Sei gegrüsst, Berlin!) ist Kara’s
Debütroman, atemberaubend tragischkomisch, voll farbigster Charaktere
und Episoden aus Berlin. Er beschreibt die Zeit nach dem Mauerfall aus
der Sicht Hasans, gebürtiger Berliner mit türkischer Abstammung.
Das Feuerwerk aus farbigen Szenen und Episoden schärft den Blick
für eine Stadt, die im Begriff ist, sich neu zu definieren.
Die Lesung in Zusammenarbeit mit der Vinotheka Brancaia, der Buchhandlung
Strub und dem Diogenes Verlag, beginnt um 20.30 Uhr. n
Die Sammlung in der Sammlung
Am 27. Juni eröffnet die Galerie Luciano Fasciati (Marsoel) die Sommerausstellung
2003. Unter dem Titel «Die Sammlung in der Sammlung» werden
zeitgenössische Werke aus der Sammlung Capaul gezeigt. Vertreten
sind Evelina Cajacob, Markus Casanova, Reto Cavigelli, Ladina Gaudenz,
Corsin Fontana, Felix Held, Patricia Jegher, Anna Lenz, Zilla Leutenegger,
Gaspare O. Melcher, Michel Pfister, Gaudenz Signorell, Jules Spinatsch,
Peter Trachsel, Not Vital, Cécile Wick, Pascale Wiedemann und Thomas
Zindel.
Parallel dazu findet in der Stadtgalerie im Rathaus die Ausstellung «Sammelwut
und Sammelglück» statt. Sie zeigt Graubünden im Bild anhand
von Werken ebenfalls aus der Sammlung Capaul.
An der Ausstellungseröffnung wird die Neuerscheinung «Graubünden
im Bild – die Fundaziun Capauliana» (Herausgeber Marco Obrist,
Verlag Bündner Monatsblatt) vorgestellt. Das Buch mit eingelegter
CD ist in beiden Ausstellungen und im buchhandel erhältlich und kostet
CHF. 48.–.
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