Dabei hat der offizielle Sommer eben erst begonnen,
an jenem heissen 21. Juni, als in Chur über 30 Grad im Schatten
gemessen wurden. Es war überhaupt der heisseste Juni seit 139
Jahren (Zählung Meteo), schon wieder ein vorgezogener Sommer,
muss man befürchten. Seit 250 Jahren (Zählung Klimahistoriker)
gibt es Klimamessungen und noch in keinem einzigen Monat hat es
eine Abweichung von 6 Grad über dem Durchschnitt gegeben. Die
Hitze trifft offenbar alle direkt ins Hirn, wenn sie mit Zahlen
zu tun haben. Bei der Auszählung von Abstimmungen liegt die
Abweichung im zweistelligen, bei Klimafragen im dreistelligen Bereich.
Dabei kommen die Hundstage doch erst. Auch wenn es hundeheiss wird,
in Wirklichkeit haben sie nichts mit Hunden zu tun. Der Begriff
entstand schon vor Jahrtausenden, als die Menschen noch die Sterne
für das Wetter verantwortlich machten. «Hundstage»
ist die Bezeichnung für eine Schönwetterperiode in der
Zeit vom 23. Juli bis 24. August. Benannt sind sie nach dem Hundsstern
Sirius, der Anfang August mit der Sonne auf- und untergeht. Sie
haben sich im Lauf der Jahrhunderte etwas verschoben, denn heute
liegen sie meist schon in der
Julimitte und eben: manchmal auch schon im Monat Juni. Die Bauern
kennen die lange Schönwetterperiode auch: «Wie das Wetter,
wenn der Hundsstern aufgeht, so wirds bleiben, bis er untergeht»,
heisst es im Kalender. Einer, der die Sache mit
Humor nahm, war Johann Wolfgang Goethe: «Lass regnen, wenn
es regnen will, dem Wetter seinen Lauf; denn wenn es nicht mehr
regnen will, so hört’s von selber auf!»
«Ich erobere jedes Mädchen im Sturm», behauptete
der Aufreisser. Was aber macht er, wenn es nicht stürmt? Lassen
wir erst einmal den Juli auf uns zukommen. Dann wissen wir, wie
sich der Jetstream einrichtet. Ist er zu weit südlich, regnet
es bis in den Herbst, ist er weiter im Norden, bleibt es Sommer.
Auf Bauerndeutsch: «Hundstage hell und klar, zeigen an ein
gutes Jahr, werden Regen sie begleiten, kommen nicht die besten
Zeiten.»
Der Wachstumsstopp greift unweigerlich von der Wirtschaft auf die
Natur über. Wer jetzt darauf reagiert, geht mit der Zeit. Etwa
der Churer Stadtarchitekt Chappuis, der mit seinen Palmen am Untertor
die künftige Vegetation des Churer Rheintals vorweggenommen
hat.
Stefan
Bühler
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