Jedes Jahr verbrauchen die Churer rund 4,5 Milliarden
Liter Wasser. Allein durch die Toilette in einem Privathaushalt rauschen
täglich an die 50 Liter. Zum Baden und Duschen reichen uns gut 30
Liter. Dass wir jederzeit über genügend Wasser verfügen
haben wir der Natur zu verdanken. Und den Industriellen Betrieben
der Stadt Chur, die uns mit Wasser versorgt.
Text: Karin Huber/Walter Schmid
Fotos: Walter Schmid/IBC
An Wasser mangelt es uns in der Regel nicht – ganz im Gegensatz
zu vielen anderen Ländern. Wasser ist jedoch hier wie dort ein kostbares
Gut, denn es ist unersetzbar. Doch wer denkt schon daran, wenn er den
Wasserhahn aufdreht? Ein Churer allein verbraucht Tag für Tag durchschnittlich
162 Liter Wasser (Privathaushalt). Diese Zahl erhöht sich sogar auf
385 Liter Wasser, wenn man die übrigen Verbraucher wie Industrie
und Gewerbe mit einrechnet. In Spitzenzeiten liegt der Verbrauch sämtlicher
Churer Einwohner täglich sogar zwischen 20 000 und 25 000 Litern
pro Minute.
Quell- und Grundwasser
Knapp 80 Prozent der jährlich benötigten Wassermenge von 4,5
Milliarden Liter wird uns in Form von frischem Quellwasser über ein
ausgeklügeltes Leitungssystem durch die Industriellen Betriebe Chur
(IBC) ins Haus geliefert. Gedeckt wird der recht hohe Wasserbedarf durch
verschiedene Quellen in Valbella, Parpan und am Mittenberg. Die übrigen
20 Prozent pumpen die IBC als Grundwasser aus einer Tiefe von 30 Metern
auf dem Churer Rossboden herauf.
Die Stadt Chur gewinnt aus Quellwasser insgesamt 3,6 Mio. Kubikmeter,
aus Grundwasser 0,9 Mio. Kubikmeter. Davon verkauft werden an Haushalte
und Firmen 4 Mio. Kubikmeter. Für den Eigenverbrauch respektive für
öffentliche Zwecke benötigt die Stadt 289 000 Kubikmeter. Für
die öffentlichen Brunnen braucht es zusätzlich 207 000 Kubikmeter.
Der Rest entspricht einer Menge von 395 707 Kubikmetern, der Messdifferenzen
und Verlusten zugeschrieben wird. Unser Wasser wird aus den Quellen über
Transportleitungen nach Chur in sechs Reservoirs mit einem Gesamtinhalt
von 6200 Kubikmetern (6,2 Mio. Liter) geleitet. Von dort aus gelangt es
über das Wasserleitungsnetz in die Häuser. Quellwasser aus Valbella
und Parpan ist «weicher» (Wasserhärte 15 bis 18 Härtegrade).
Mit diesem Wasser werden die meisten Quartiere in Chur versorgt. Lediglich
im Bonda- und teilweise im Lürlibadquartier fliesst «hartes»
(30 bis 45 Härtegrade) und somit kalkreicheres Wasser aus der Mittenberg-Quelle
aus den Hähnen.
Ergiebige Quellen
In den Wintermonaten sinken die Quellschüttungen, weshalb die IBC
zusätzliches Grundwasser zur Deckung des Wasserbedarfs benötigen.
«Im Sommer aber», weiss IBC-Direktor Alfred Janka, «verfügen
wir eigentlich über zu viel Wasser.» Weil Wasser nur bedingt
lagerfähig ist, leiten die IBC nicht benötigtes Quellwasser
zurück in die Bäche. Für Janka bedeutet dies indes nicht,
dass man deshalb mit Wasser sorglos umgehen sollte. Ganz im Gegenteil.
«Wasser ist ein zu kostbares Gut, um es zu verschwenden. Zudem ist
die gesamte Wasserversorgung und Wasseraufbereitung mit einem hohen Aufwand
verbunden. Ausserdem belastet jeder verbrauchte Liter Wasser unser Abwassersystem.»
Die Wasserversorgung in Chur funktioniert weitgehend problemlos. Voraussetzung
dafür ist eine gute Infrastruktur. Der Aufwand dafür ist allerdings
enorm hoch. Zum einen muss das 213 Kilometer lange Rohrleitungsnetz in
Chur unterhalten und kontrolliert werden, zum andern reinigen IBC-Mitarbeiter
die sechs Reservoirs jede Woche. Daneben braucht es umfangreiche Wasser-Qualitätssicherungen,
die bereits bei der Quelle beginnen und erst beim Endverbraucher enden.
Spitzenqualität
Chur bietet seinen Einwohnern aber vor allem auch eine ausgezeichnete
Wasserqualität. Im Schweizer Vergleich nimmt sie Spitzenwerte ein.
Trotzdem bezahlen wir dafür relativ wenig, da sowohl unser Quell-
als auch das Grundwasser ohne Aufbereitung in das Wassernetz eingespeist
werden kann. Um dennoch möglichen Verunreinigungen respektive möglichen
Keimen und Bakterien vorzubeugen, bestrahlen die IBC in den Reservoirs
das Wasser mit UV-Licht. «Einfluss auf die Qualität hat dies
aber nicht», versichert Alfred Janka. Chur hat ausserdem das Glück
über sehr reines Grundwasser zu verfügen. Es muss deshalb nicht,
wie teilweise andernorts, mit chemischen Zusätzen zu Trinkwasser
aufbereitet werden.
Wasser ist ein Lebenselixier. Wasser ist aber auch ein Gut, hinter dem
in einigen Ländern bereits handfeste wirtschaftliche Interessen stehen.
So kaufen immer öfter grosse Konzerne vorsorglich Wasserrechte ein,
um damit viel Geld zu verdienen. «In der Schweiz wird dies auch
in Zukunft kein Thema sein», zeigt sich Janka überzeugt. «Die
Wasserversorgung ist eine kommunale Angelegenheit und wird eine öffentliche
Aufgabe bleiben.»
Ökostrom aus Quellwasser
Da der Kanton Graubünden über ein hohes Wasservorkommen verfügt,
produziert er in den Wasserkraftwerken auch Strom. Verschiedene Kleinkraftwerke
haben sich dabei auf die Produktion von Ökostrom spezialisiert. Auch
in Chur wird in den
beiden kleinen Wasserkraftwerken Spitzegg und St. Hilarien aus Quellwasser
grüner Strom produziert. Mit den derzeit jährlich einer Million
Kilowattstunden können die IBC schon den gesamten Strombedarf der
Churer Wasserversorgung abdecken. Das kantonale Amt für Umwelt unterstützt
die Möglichkeit, Energie aus Trinkwasser zu
gewinnen, sogar finanziell.
Das zur Stromproduktion benötigte Wasser, das wieder in das Trinkwassersystem
eingespiesen wird, «leidet deshalb keinen Schaden», bestätigt
Alfred Janka.
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