Vom Spargelprinzip ist in letzter Zeit öfters die Rede. Wer den Kopf rausstreckt, der wird gestochen. Besser also, man bleibt Mittelmass und behält dafür den Kopf oben. Es gibt dann halt immer wieder Zeitgenossen, die von der Norm abweichen. Ihnen sei an dieser Stelle ein ganz besonderes Kränzchen gewunden, sie sind das Salz in der Brühe jedes Kolumnisten. Natürlich ist die Gratwanderung immer schmal zwischen herausragenden Persönlichkeiten und hervorragenden Peinlichkeiten. Trotzdem sei der Versuch einer Rehabilitation für einige wenige gewagt, in alphabetischer Reihenfolge von Domenig Thomas über Vinzens Nadine bis Zäch Guido.

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Stefan Bühler


Cave canem

Sie alle sind in Graubünden auf ihre Art öffentlich geworden. Thomas Domenig, der aus Chur etwas gemacht hat, weil es sonst ein Kaff geblieben wäre. Ob EHC Chur oder der neu eröffnete Tierpark, gäbe es Domenig nicht, müsste man ihn erfinden. Im Tierpark die zahlreichen Mamis, die Schar Kinder sowie der bereits überbelegte Parkplatz stehen im krassen Widerspruch zu den von Moral triefenden Leserbriefspalten zum Thema Entscheidungshilfen, die Thomas Domenig renitenten Nachbarn im Beamtenstatus zukommen liess. Die Frage der Moral stellt sich doch eher beim Nehmer als beim Geber. Die Verwechslung von Ursache und Wirkung erleben wir an Assecoires, die aus der Kälte kommen. Bei Kühlschränken und Pelzmänteln. Oder gemäss dem Sprichwort: «Neid kriecht nicht in leere Scheunen.»
11 Monate war Nadine Vinzens die schönste weit und breit. Heute ist sie nur mehr weit und breit. Bekannt dafür, dass sie bei ihrer nächtlichen Promilletour mehr Kurven als erlaubt hinlegte. Weil das Auto nichts dafür konnte, stach man auf sie ein und ermittelte den genauen Blutgehalt in ihrem Alkoholkreislauf. Reto Padrutt vom «Blick» wusste sogar zu berichten, dass unsere Miss gern ins Glas schaut und meinte damit nicht den Spiegel. Nun, über unsere Miss Schweiz lassen wir nichts gehen, bis am 13. September ist und bleibt sie die Schönste und wird dann erst erlöst. Es ist unfair, wenn das Bild eines Schluckspechtes zurückbleibt, eine Miss darf nämlich nicht die Gesellschaft, in der sie lebt, widerspiegeln. Als heilige Ikone hat sie jungfräulich zu bleiben und darf dazu nicht wie andere ein säuerliches Gesicht tragen. Der böse Bube Reto Padrutt sollte sich ein Beispiel nehmen an dem ihm gut bekannten Staatsanwalt Willy Padrutt. Dieser nahm die Journalisten noch ganz anders zur Brust. Reporter, die einen Brand in der Eingangshalle des Kantonsspitals oder einen Autounfall auf der N13 fotografieren wollten, wurden noch von Amtes wegen verfolgt. Heute dürfen sie den Durst der Nadine öffentlich zelebrieren, ohne sich selbst daran zu verschlucken.
Und erst Guido Zäch, der nur deshalb verurteilt wurde, weil er etwas unsorgfältig mit ein paar Millionen gespendeten Franken umging. Dem Wohltäter spielt das Leben übel mit. Das hat er schon bei uns erfahren müssen, in Ilanz nämlich. Dort steht ein vom Valserwasser-Erfinder Kurt Vorlop errichtetes Scheusal von Hochhaus, geplant als Präventivzentrum. Guido Zäch wollte die Leute dort heilen, noch bevor sie krank waren. Er wurde von der vereinigten Bündner Ärzteschaft wenige Tage vor der Eröffnung daran gehindert. Cave canem! Achtung, bissiger Hund! So stand es an vielen Türen vor dem Atrium zu altrömischen Häusern. Die Ärzte haben die passende Adaption dazu, sie beschlossen ein «Cavete collegae». Hütet Euch vor dem Kollegen – gemeint war Guido Zäch, der damit aus dem Kanton gejagt wurde.

Stefan Bühler

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