Und warum auch um Himmels willen die ganze Welt
an seiner Zweisamkeit teilhaben lassen, bevor es wieder einsam wird?
Wahrscheinlich ist die ganze Menschheit eine Fehlkonstruktion. Weil
Adam auf die Frage «Welches Tier passt zu mir?» keine
Antwort fand, stellte Gott ihm die Frau zur Seite. Und damit begannen
die Probleme. Als Moses vor 3000 Jahren vom Berge Sinai hinabstieg,
um den Wartenden Gottes Botschaft zu verkünden, sprach er:
«Es gibt gute und schlechte Nachrichten. Die gute ist: ich
hab Ihn runter auf zehn. Die schlechte ist: Ehebruch ist immer noch
dabei!» Für Bill Clinton gab es deshalb ein Nachspiel,
weil er nicht vom Vorspiel lassen konnte. Nur Joschka Fischer ist
schlauer und ergreift die Flucht nach vorn. Er hat die Gerichte
bemüht, damit nicht weiter über sein Verhältnis mit
der vermutlich künftigen Ehefrau Nr. 5 geschrieben wird. Privat
hat er sich offensichtlich an Plato gehalten und dessen weisen Spruch:
«Erkenne Dich selbst.» Wenn er morgens in den Spiegel
sah, erkannte er vor allem einmal satte 112 Kilo Lebendgewicht,
das er auf dem langen Marsch zu sich selbst inzwischen auf 75 Kilo
herunterbrachte. Hätte er bei Plato weiter gelesen, wäre
ihm auch dessen zweites Bonmot aufgefallen: «Liebe macht blind.»
Wenn der Leporello in Mozarts Don Giovanni von seinem Herrn singt,
dass er allein in Spanien 1003 Geliebte habe, verblasst der deutsche
Aussenminister allerdings mit seiner einstelligen Zahl.
Die Scheidung scheint dann wieder für neuen Durchblick zu sorgen.
Ohne auch noch Leon Hubers Hund zu bemühen, gewisse Dinge werden
schon aus anderer Sicht betrachtet. So schrieb eine offenbar glücklich
Geschiedene an Ihre Versicherung: «Seit der Trennung von meinem
Mann wird jeder notwendige Verkehr durch meinen Rechtsanwalt erledigt.»
Geahnt haben wir so etwas schon immer.
Muslime haben es einfacher. Drei Mal muss ein scheidungswilliger
Mann nach islamischem Recht zu seiner Frau sagen: «Ich lasse
mich von dir scheiden.» In den Emiraten und in Malaysia genügt
ein entsprechendes SMS. Bei uns kostet eine Scheidung in der Regel
einen Monatslohn. Das aber auch nur, wenn keine Handwerker bemüht
werden, wie bei der Trennung eines ehemaligen Verkehrsdirektors
von Lenzerheide, der mitten durch das gemeinsame Haus eine Mauer
bauen liess. Billiger kam Frank Sinatra zur Scheidung von Mia Farrow:
er sprengte die Lieblingskatze seiner Gattin in die Luft. Statt
auf eine so simple Idee zu kommen, zog ein ehemaliger Engadiner
Regierungsrat seinen Rosenkrieg bis ans Bundesgericht weiter. «Eine
Periode lang ist jede Ehe wunderbar, das kann eine halbe Stunde
dauern oder 25 Jahre», meinte der Schriftsteller Ephraim Kishon,
der schon ein Jahr nach dem Tode der «Besten aller Ehefrauen»,
wie er seine Gattin zu nennen pflegte, wieder heiratete. Offenbar
die Zweitbeste. Derweilen brüteten die Richter in Lausanne
über die Frage, ob die Sturheit eines Bündner Regierungsrats
ihm nun zum Recht verhelfen soll oder ob ihm einfach ganz Recht
geschieht.
Stefan
Bühler
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