Die Anforderungen an die Mitarbeiterinnen der Spitex sind
hoch. Mit ihren Qualifikationen können sie die vielfältigsten
Dienstleistungen erbringen. Für junge und ältere Menschen.
Text: Karin Huber
Der Gedanke daran, dass man vielleicht einmal die Dienste der Spitex
in Anspruch nehmen müsste, ist für viele oft nicht ganz einfach.
Doch wer krank, pflegebedürftig oder unfallbedingt gehandicapt ist,
weiss die Dienstleistungen der Spitex zu schätzen.
Das Spitex-Zentrum in Chur ist eine veritable Organisation mit einem Budget
von gegen vier Millionen Franken. 80 Mitarbeiterinnen betreuen jeden Monat
rund 400 Klienten. Entsprechend aufwändig und anspruchsvoll ist die
Organisation der verschiedenen Einsätze. Da die Bedürfnisse
der Klienten sehr verschiedenartig sind, haben die Spitex-Mitarbeiterinnen
oft keine leichten Aufgaben zu erfüllen.
Viele Anfragen
Im Büro von Jazintha Arpagaus, einer Spitex-Einsatzleiterin, klingelt
das Telefon oft pausenlos. Als ein junger 25-jähriger Mann anruft,
der nach einem Töff-Unfall vom Spitalbett aus Hilfe und Pflege für
die erste Zeit zu Hause benötigt, nimmt Jazintha Arpagaus zuerst
einmal seine Personalien auf und vereinbart einen Termin. «Jedem
Einsatz geht eine ‹Bedarfsabklärung› vor Ort voraus,
um die Art und Weise der Hilfeleistung durch Spitex festzulegen»,
erklärt Jazintha Arpagaus. Damit der Klient unbelastet nach Hause
kehren kann, organisiert die Einsatzleiterin die Pflege für den ersten
Tag bereits jetzt. Da die Einsätze geplant und vorbereitet werden
müssen, sind die Einsatzleiterinnen darauf angewiesen, dass sie möglichst
früh, in der Regel drei bis fünf Tage, vor Spitalaustritt informiert
werden.
Der Verunfallte kann sowohl ein Bein als auch einen Arm nicht bewegen
und hat offene Wunden. Als Jazintha Arpagaus den Klienten zu Hause besucht,
legen sie gemeinsam die Ziele der Hilfe und Pflege fest und planen auch
gleich die entsprechenden Massnahmen. Dies alles wird dann in einem Auftrag
festgehalten. Zudem informiert die Einsatzleiterin den jungen Mann über
die Spitex-Organisation, über Finanzielles und Organisatorisches.
Täglich wird der junge, alleinstehende Mann nun von einer diplomierten
Pflegefachfrau bei der aufwändigen Körperpflege unterstützt.
Gleichzeitig werden die Wunden begutachtet und frisch verbunden. Eine
Haushelferin übernimmt die hauswirtschaftlichen Aufgaben.
«Sobald der Gesundheitszustand es erlaubt, wird der Klient angeleitet,
selbst einige Verrichtungen im Haushalt oder bei der Körperpflege
zu übernehmen», erklärt Jazintha Arpagaus,
Fachfrauen für verschiedene Gebiete
«Wir haben ganz klare fachliche Einsatzkriterien, in denen definiert
ist, welche Qualifikation eine Spitex-Mitarbeiterin vorzuweisen hat, um
bestimmte Dienstleistungen zu verrichten», sagt Bernadette Jörimann,
Leiterin des Churer Spitex-Zentrums. Je nach Situation kommen diplomierte
Pflegefachfrauen, ausgebildete Hauspflegerinnen oder Haushelferinnen zum
Einsatz.
Falls eine akute Hilfsbedürftigkeit besteht, wie etwa bei Krankheit,
Unfall oder Tod der Haushaltführenden, sind die Spitex-Mitarbeiterinnen
auch in der Lage, den gesamten Haushalt zu übernehmen, wobei sie
ebenso die Kinder betreuen.
Soziales Umfeld wird einbezogen
Immer wieder gibt es spezielle Situationen, die eine Pflege und Betreuung
rund um die Uhr notwendig machen. «Bei einer Langzeitpflege und
–betreuung», so Bernadette Jörimann, «beziehen
wir Familienangehörige, Verwandte, Freunde oder Nachbarn wo immer
möglich mit ein.» Das könnte dann so aussehen, dass die
Nachbarin kocht, der Bruder einkauft und die Tante die Wäsche besorgt.
In der Regel jedoch werden die Klienten durch Stundeneinsätze so
unterstützt, dass sie zu Hause leben können. Wenn nötig,
vermittelt der Spitex-Verein auch einen Mahlzeitendienst.
Es fallen Kosten an
Dass die Spitex-Dienstleistungen trotz Subventionen nicht gratis sein
können, liegt auf der Hand. Gerade auch deshalb ist es wichtig, dass
die Spitex-Mitarbeiterinnen immer wieder neu überprüfen, welche
Arbei-ten beim Klienten tatsächlich notwendig sind und welche Hilfeleistungen
Angehörige übernehmen können. Bei Langzeiteinsätzen
wird deshalb regelmässig eine Bedarfsklärung gemacht. Die Krankenversicherungen
bezahlen pro Quartal bis zu maximal 60 Stunden (90 Prozent der Kosten).
«In schwereren Fällen kann der Aufwand höher sein»,
weiss Bernadette Jörimann, «und erfordert deshalb eine Kostengutsprache
bei der Krankenversicherung.»
Spitex-Präsidentin Dorina Attinger ist sich bewusst, dass die anfallenden
Kosten immer wieder das Familienbudget sprengen können. «Ist
ein solcher Kostenschub nicht verkraftbar, dann kann man auch mit uns
reden und Teilzahlungen vereinbaren. Unter Umständen wird der Einsatz
sogar durch Spendengelder finanziert.»
Schwierige Situationen
Immer wieder müssen Spitex-Mitarbeiterinnen viel aushalten und auch
heikle Situationen bewältigen können, etwa dann, wenn sie beispielsweise
älteren Personen eine Heimeinweisung empfehlen müssen. Konfrontiert
werden die Spitex-Mitarbeiterinnen immer wieder mit dem Phänomen
der Verwahrlosung. «Manche ältere Menschen wollen nicht essen
und verweigern auch sonst jegliche Hilfe. Wir können unsere Hilfe
aber nicht aufzwingen.» Nicht zuletzt deshalb ist es für die
bei der Spitex angestellten Mitarbeiterinnen wichtig, über eine gute
Aus-, Fort- und Weiterbildung zu verfügen, worauf im Spitex-Verein
Chur grosser Wert gelegt wird.
Abgesehen von einigen wenigen «Problem-Klienten» überwiegen
indes die positiven Erfahrungen: «Viele Klienten sind ausgesprochen
zufrieden mit unseren Dienstleistungen und dankbar, dass sie unsere Hilfe
beanspruchen können, und sind deshalb auch sehr kooperativ»,
freuen sich Dorina Attinger und Bernadette Jörimann.
Hilfe und Pflege zu Hause
Die Spitex ermöglicht und fördert das Wohnen zu Hause für
Menschen aller Altersgruppen, die Pflege, Betreuung, Begleitung und Beratung
brauchen. Dabei sind die von der Spitex erbrachten Dienstleistungen vielfältig.
Dazu gehören: Behandlungspflege (Wundbehandlungen, Medikamente verabreichen,
Blutdruckmessungen etc.), Grundpflege (Körperpflege, Lagerung, Mobilisation
etc.), Hauswirtschaft, Betreuung und Begleitung (z. B. in Krisensituationen),
Beratung, sowie Entlastung und Unterstützung pflegender Angehöriger.
Ebenfalls werden Krankenmobilien vermietet. Je nach Leistung belaufen
sich die Kosten pro Stunde auf 20 bis 55 Franken. Die pflegerischen Leistungen
übernehmen zu 90 Prozent die Krankenkassen, hauswirtschaftliche Leistungen
und Betreuungsaufgaben übernehmen die Grundversicherungen.
Spitex wird auch in Zukunft einen wichtigen Stellenwert in unserer Gesellschaft
einnehmen und als Partner und Teil des Gesundheitswesens seine Dienstleistungen
anbieten.
Auskünfte und Anlaufstelle:
Spitex-Zentrum
Sägenstrasse 8, 7000 Chur
Tel. 081 257 09 57, Fax 082 257 09 58 spitex.chur@spin.ch
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