Was denn wohl, natürlich einen Mann, Wurst
welchen. Oder auf
englisch: Mr. Big ist gefragt. Kaum anzunehmen, dass die Sache gut
ausgehen wird. Würden die Mitte-Dreissigerinnen den guten alten
Friedrich Schiller kennen, hielten sie sich vielleicht an dessen
Rat im Lied von der Glocke: «Drum prüfe, wer sich ewig
bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet! Der Wahn ist kurz, die
Reu ist lang.»
Noch nie wurden Menschen im Fernsehen so mit Sex bombardiert wie
heute. Dabei ist erwiesen, dass TV der ultimative Lustkiller ist.
Herausgefunden haben das ausgerechnet italienische Psychiater im
Land der Lover, die 1000 Paare befragt hatten. Je länger sie
in den Kasten starrten, desto mehr schwand die Paarungslust.
Vielleicht hätten sie sich mehr den Sportsendungen zuwenden
sollen. Zwar wird man auch da nicht verschont, wenn DSF gegen Mitternacht
seine Golfbälle kullern lässt, das ist aber Absicht. Zufall
ist es, wenn in der Super-Bowl-Halbzeitshow in Houston während
der Direktübertragung 144 Millionen entsetzte Amerikaner mit
ansehen müssen, wie Popstar Janet Jacksons rechte Brust dem
Korsett entweicht und der Sänger Justin Timberlake die «Fehlfunktion
der Garderobe» (offizielle Entschuldigung) nicht mehr verhindern
kann.
Das Schweizer Fernsehen hat seine Zuschauer schon früh erzogen
und aufgeklärt. Schon Mäni Webers Dopplet oder nüd
wurde ersetzt mit anderen pornografischen Serien wie etwa Motel
1984. Motel-Koch Koni Frei (Jörg Schneider) und Gouvernante
Erika Brunner (Silvia Jost) hüpfen miteinander ins Bett. Küsse,
Streicheln und ein blanker Busen versetzten die Zuschauer in Aufregung
und Entzücken. Dass ihr Gatte heute Direktor am Stadttheater
ist, spricht für die Toleranz des heutigen Churer Theaterpublikums.
Auch Emmanuelle hätte im gleichen Jahr für Aufsteller
in Schweizer Stuben sorgen sollen, hätte dies nicht der Bischof
von Sitten (nomen est omen) durch den Aufruf zum Gebührenboykott
in letzter Minute verhindert. Verklagt wurde SF DRS nach der Ausstrahlung
des Dialektstückes vom Sennentuntschi 1981, wo drei gelangweilte
Älpler mit sexuellem Notstand eine Traumfrau aus Stroh bastelten.
Verklagt übrigens wegen «Gotteslästerung»,
vermutlich, weil es damals den Alpenschutzartikel noch nicht gab.
Aus gleichem Grund konnte in Chur das Stück «Und sie
legen den Blumen Handschellen an» von Fernando Arrabal nicht
aufgeführt werden. Die erfolgreiche Abwehr solcher Blasphemie
gelang einem Grossrat und Anwalt auf Anhieb.
Tempi passati. Heidi im Pornoland aus dem Jahre 1996 zeigte uns
mit Laetitia noch eine echte Bündnerin ohne Alpen- geschweige
denn Jugendschutz. Dieser regionale Bezug fehlt ganz einfach unserem
regionalen TV, wo Ausländerinnen wie Gina Wild die abendlichen
Onanievorlagen aus dem Hause Südostschweiz bilden. Höchste
Zeit, dass die finanzielle staatliche Unterstützung und das
ersehnte Gebührensplitting endlich kommen. Sex and the City
ist bald einmal am Ende, da bleibt nur die Hoffnung auf die Rückkehr
des Love-Sofas. Man könnte ja immer noch in Rumantsch Grischun
stöhnen, damit die beantragten Subventionen für die Volksaufklärung
zwischen Sedrun und Fläsch eher fliessen.
Stefan
Bühler
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