Das «Churer Magazin» ist auf Wanderschaft gegangen, seinen angestammten Platz in der Churer Altstadt hat es verlassen. Vor fünf Jahren am Regierungsplatz ins Leben gerufen, ist es aus den unterirdischen Katakomben des aus dem Jahre 1933 stammenden Mutterhauses hervorgetreten und an den Rossboden gezogen. Und mit ihm so ehrwürdige Publikationen wie der «Bündner Kalender», der seit 1841 innerhalb der Stadtmauern gedruckt worden ist. Mit ihm auch das Amtsblatt des Kantons Graubünden, das seit dem Jahre 1874 in der Offizin Casanova herauskommt.

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Stefan Bühler


Wanderdrucker

Zusammen mit all diesen traditionsreichen Publikationen und vielen neuen Ideen ziehen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Casanova Druck und Verlag AG am 1. April 2004 in den Neubau an der Rossbodenstrasse 33.
In der modernsten Druckerei des Kantons Graubünden ist inzwischen der Betrieb aufgenommen worden, will heissen, das Schreiben, Anzeigen akquirieren, Internet programmieren, Prospekte gestalten, Bücher verkaufen, Zeitschriften herausgeben und die Welt so farbig drucken, wie sie sich präsentiert – das alles findet ab sofort im Neubau auf der grünen Wiese statt.
Hinter Glas in hellen Räumen sind Druck- und Verarbeitungsmaschinen der neusten Generation angelaufen. Computer to plate läutet am Rossboden das Ende der Filmbelichtung für Drucksachen ein und Voice over IP das Ende der konventionellen Telefonanlagen.
Trotzdem: ein Ende ist auch immer ein Anfang. Oder wie es der griechische Philosoph Heraklit treffend formuliert hat: «Es gibt nichts Dauerhafteres ausser der Veränderung.» Wer sich der Veränderung nicht stellt, geht unter. Das gilt in der heutigen Zeit ganz besonders, wo im Geschäftsleben kein Stein auf dem andern bleibt.
Bereits der allererste Drucker in Chur, Johann Georg Barbisch, hielt es 1672 nicht lange am gleichen Ort. Er war der erste Wanderdrucker in den Drei Bünden und reiste mit seiner mobilen Druckerpresse zu den Kunden. Hans Jakob Schmid war der erste sesshafte Drucker in der Stadt, der hundert Jahre vor dem Beitritt
des Kantons zur Eidgenossenschaft die Montägliche Churer Zeitung, die Gazetta del Mercordì und die Nouvelles du Mercredi herausgab, und Chur konnte sich rühmen, als einzige Stadt im ganzen Land gleichzeitig drei Zeitungen in den drei Landessprachen herauszubringen.
Allerdings ist auch hier die Veränderung bereits beschlossene
Sache, in negativem Sinne: In absehbarer Zeit werden nämlich in Chur überhaupt keine Zeitungen mehr gedruckt, die Produktion wandert ins St. Galler Rheintal ab.
Nicht alle haben den Glauben an den Standort Chur verloren, es werden hier weiterhin Druckerzeugnisse hergestellt. Seit dem Jahre 1866 ist der Name Casanova mit dem Druck in Chur verbunden, und er wird es weiter bleiben. Am Rossboden ganz in der Nähe des Militärs und der Schiessplätze werden hochwertige Druckerzeugnisse hergestellt. Was offenbar auch Sinn macht, wie der Franzose Antoine de Rivarol treffend feststellte: «Die Druckerkunst ist die Artillerie der Idee». Der Aufmarsch der Artillerie ist abgeschlossen, an Ideen für die Weiterführung der schwarzen Kunst in Chur mangelt es nicht.
Heraklit nannte man auch den «weinenden Philosophen». Mit
einem weinenden Auge gilt es Abschied zu nehmen von einem Produktionsstandort in der wunderschönen Altstadt, um die Zukunft an einem neuen zu sichern. Diese Veränderung ist die Grundlage für die Dauerhaftigkeit, für die wir einstehen.

Stefan Bühler

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