Zusammen mit all diesen traditionsreichen Publikationen
und vielen neuen Ideen ziehen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
der Casanova Druck und Verlag AG am 1. April 2004 in den Neubau
an der Rossbodenstrasse 33.
In der modernsten Druckerei des Kantons Graubünden ist inzwischen
der Betrieb aufgenommen worden, will heissen, das Schreiben, Anzeigen
akquirieren, Internet programmieren, Prospekte gestalten, Bücher
verkaufen, Zeitschriften herausgeben und die Welt so farbig drucken,
wie sie sich präsentiert – das alles findet ab sofort
im Neubau auf der grünen Wiese statt.
Hinter Glas in hellen Räumen sind Druck- und Verarbeitungsmaschinen
der neusten Generation angelaufen. Computer to plate läutet
am Rossboden das Ende der Filmbelichtung für Drucksachen ein
und Voice over IP das Ende der konventionellen Telefonanlagen.
Trotzdem: ein Ende ist auch immer ein Anfang. Oder wie es der griechische
Philosoph Heraklit treffend formuliert hat: «Es gibt nichts
Dauerhafteres ausser der Veränderung.» Wer sich der Veränderung
nicht stellt, geht unter. Das gilt in der heutigen Zeit ganz besonders,
wo im Geschäftsleben kein Stein auf dem andern bleibt.
Bereits der allererste Drucker in Chur, Johann Georg Barbisch, hielt
es 1672 nicht lange am gleichen Ort. Er war der erste Wanderdrucker
in den Drei Bünden und reiste mit seiner mobilen Druckerpresse
zu den Kunden. Hans Jakob Schmid war der erste sesshafte Drucker
in der Stadt, der hundert Jahre vor dem Beitritt
des Kantons zur Eidgenossenschaft die Montägliche Churer Zeitung,
die Gazetta del Mercordì und die Nouvelles du Mercredi herausgab,
und Chur konnte sich rühmen, als einzige Stadt im ganzen Land
gleichzeitig drei Zeitungen in den drei Landessprachen herauszubringen.
Allerdings ist auch hier die Veränderung bereits beschlossene
Sache, in negativem Sinne: In absehbarer Zeit werden nämlich
in Chur überhaupt keine Zeitungen mehr gedruckt, die Produktion
wandert ins St. Galler Rheintal ab.
Nicht alle haben den Glauben an den Standort Chur verloren, es werden
hier weiterhin Druckerzeugnisse hergestellt. Seit dem Jahre 1866
ist der Name Casanova mit dem Druck in Chur verbunden, und er wird
es weiter bleiben. Am Rossboden ganz in der Nähe des Militärs
und der Schiessplätze werden hochwertige Druckerzeugnisse hergestellt.
Was offenbar auch Sinn macht, wie der Franzose Antoine de Rivarol
treffend feststellte: «Die Druckerkunst ist die Artillerie
der Idee». Der Aufmarsch der Artillerie ist abgeschlossen,
an Ideen für die Weiterführung der schwarzen Kunst in
Chur mangelt es nicht.
Heraklit nannte man auch den «weinenden Philosophen».
Mit
einem weinenden Auge gilt es Abschied zu nehmen von einem Produktionsstandort
in der wunderschönen Altstadt, um die Zukunft an einem neuen
zu sichern. Diese Veränderung ist die Grundlage für die
Dauerhaftigkeit, für die wir einstehen.
Stefan
Bühler
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