FASNACHT 2005

Fünf Tage lang herrscht Nonstop-Narrenfreiheit in Chur

Seit dem 11.11.2004 ist der Stadtschlüssel in den Händen der Fasnachtsvereinigung Chur. Das garantiert einen reibungslosen Ablauf des Narrentreibens vom 4. bis 8. Februar. Höhepunkte sind der Umzug, das Gassentreiben in der Altstadt, die Kinderfasnacht und der Schnitzelbankabend.
Chur wird ab Freitagabend, 4. Februar bis am Morgen des Aschermittwoch Kopf stehen – traditionsgemäss seit dem Mittelalter, in den vielen Jahren allerdings verschieden hohe Wellen werfend. Unbestritten ist, dass die Churer Fasnacht durch den Enthusiasmus jener Churerinnen und Churer, die 1975 die «Margrittli-Kligga» gründeten, an Schwung gewonnen hat. Jahr für Jahr wurde das Konfettigestöber dichter, der samstägliche Umzug länger (und das Arosa-Bähnli lästiger), die Gassen verstopfter, die Schnitzelbänke treffender und träfer und die Churer Beizer zufriedener.

Eröffnung mit Orden und Guggen
Seit Jahren wird die Churer Fasnacht am Freitagabend mit der Verleihung des Schparz-Ordens lanciert. An dieser öffentlichen Veranstaltung in der Weinstube des Hotels Drei Könige wird ab 19.00 Uhr auf humoristische Art dargelegt, weshalb der Musiker-Kabarettist Flurin Caviezel in den Kreis der Ordensträger aufgenommen wird.
Am Freitag um 21 Uhr treffen sich auf dem Kornplatz sieben Guggenformationen, um lautstark und rhythmisch die diesjährige Strassenfasnacht zu eröffnen und das anschliessend in der gesamten Innenstadt kund zu tun. Organisiert wird dieses Stelldichein durch die Fasnachtsvereinigung Chur, die traditionsgemäss auch für die Organisation des grossen Fasnachtsumzugs vom Samstag verantwortlich zeichnet. «60 Nummern, darunter 30 Guggen aus Chur, der näheren und ganz weiten Umgebung, mit insgesamt 1000 Musikantinnen und Musikanten nehmen daran teil», erklärt die Präsidentin Iris Peng, was einem absoluten Rekord gleichkäme. Wie üblich beginnt der Umzug um 14 Uhr mit Start im Welschdörfli und Ziel auf dem Kornplatz. Auf die grosse Teilnehmerschaft und die x-Tausend Zaungäste hat man verschiedentlich reagiert. So z. B. in Sachen Sicherheit, indem auf jedem Wagen ein Feuerlöscher mitgeführt werden muss. Obwohl der organisatorische Aufwand der Fasnachtsvereinigung riesig ist, bedankt sich die Präsidentin speziell bei den Stadtbehörden. «Ohne die Mithilfe der Reinigungsequipen des Werkhofs und den Grosseinsatz der Stadtpolizei zur Verkehrsregelung wäre dieser Grossanlass schlicht nicht denkbar», so Iris Peng. Kaum denkbar wäre er auch ohne den Erlös aus dem Plakettenverkauf, mit dem alle Unkosten gedeckt werden müssen. Ein Teil der Einnahmen geht an die verschiedenen Kliggen und Guggen als eher symbolischer Beitrag für die wochen- und teilweise monatelangen Bauarbeiten für ihre Sujet-Wagen. So hoffen natürlich die Organisatoren und Protagonisten des Umzuges, dass an jedem Tschopen, an jeder Jacke und an jedem Pelzmantel dieses «Eintrittsticket» hängt, was eigentlich Ehrensache ist und womit sich mit gutem Gewissen das Spektakel geniessen lässt.

Strassen- und Beizenfasnacht
Im Anschluss an den Umzug legen die Guggen am Monsterkonzert auf dem Kornplatz los und geben damit das Zeichen für das schräg-schöne nachtlange Gassentreiben. Erholung und Kraft bieten die Churer Beizer, auf dass keine Maske vor dem Morgengrauen des Sonntags schlapp macht. Wer die Churer Altstadt in dieser Nacht noch nie erlebt hat, muss das in diesem Jahr ultimativ nachholen: Schränzende Guggen, südamerikanische Steel Bands, Trommler und Pfeifer ziehen durch die Gassen, lassen die Rathaushalle, den Ochsenplatz oder den Martinsplatz erbeben und den Verkehr auf dem Postplatz zum Erliegen kommen. Scharen von Maskierten jeden Alters tanzen zu den fetzigen Tönen, drängen in die Beizen und Säle, wo Hitze, Fröhlichkeit und fasnächtlicher Lärm die Karnevalsstimmung zusätzlich anheizen.
Dass der Grossteil der innerstädtischen Restaurants ihre Interieurs mit Dekorationen völlig auf den Kopf stellen, ist an der Fasnacht längst Tradition. Nach einigen Jahren «Abstinenz» schwenkt auch das Rebleuten wieder in den Reigen ein mit dem Ziel, ab heuer wieder zur Fasnachtshochburg zu werden. Das Motto heisst «Tour de SMS». «Und wenn es an der Bar Doping-Drinks zu kosten gibt, man sich in der Cheminee-Lounge in einer Gefängniszelle fühlt und das seitenlange SMS-Protokoll an der Projektionswand nachlesen kann», so der Rebleuten-Geschäftsführer Daniel Thomet, «gibt’s wohl niemanden mehr, der nicht weiss, was gemeint ist.»

Entlarvender Montag
Während sich die NachtschwärmerInnen bis weit in den Tag hinein von den Strapazen erholen, rüsten sich die jüngsten FasnächtlerInnen für ihre sonntäglichen Events. Denn um 14 Uhr startet auf dem Arcas der von Jahr zu Jahr grösser und unterhaltsamer werdende Kinder-Fasnachtsumzug. Begleitet werden die jungen Närrinnen und Narren auf ihrem Weg durch die Reichsgasse und die Poststrasse zum Kornplatz von fünf Guggenformationen. Anschliessend kann zwischen den zwei Kinderbällen im Marsöl oder Drei Könige gewählt werden.
Nach einer relativ ruhigen Nacht steigt die Spannung am Montagabend ins fast Unerträgliche. Zum 16. Mal findet der Schnitzelbankabend in sieben offiziellen Lokalen statt (siehe Kästchen). Ab 19.00 Uhr legen die zwölf Schnitzelbankgruppen nach einem festgelegten Auftrittsplan los und sorgen mit ihren entlarvenden Reimen für rund vierstündige Lachsalven und da und dort für rote Köpfe unter dem Publikum.

Konkurrenz zum grossen Umzug
Die standhaften FasnächtlerInnen heben am Dienstagabend nochmals richtig ab. In den Gassen und Beizen am Fusse des Hofhügels wird die ultimative Gelegenheit geboten, nochmals so richtig auf die Pauke zu hauen. Wer diese Nacht verpasst, muss wieder ein Jahr warten. Es sei denn, man gehöre zu den Hardcore-Fasnächtlerinnen und -Fasnächtlern. Diese treffen sich am Morgen des Aschermittwochs um 07.30 Uhr beim Brunnen in der Storchengasse. Von dort ziehen sie mit den letzten noch zu mobilisierenden Kräften im Takt der furchtbar schräg tönenden Guggenmusiken durch die erwachende Stadt. Vor Jahren waren es rund 20, letztes Jahr zehnmal so viele und heuer will man mit dem «Abräum-Umzug» eine ernst zu nehmende Gegendemo zum grossen samstäglichen Umzug lancieren.
Das endgültige Aus für die Fasnacht 2005 erfolgt kurz nach 8 Uhr in der Rathaushalle. Wohl in übernächtigtem Zustand geben die Vorstandsmitglieder der Fasnachtsvereinigung dem (hoffentlich) fitten Stapi Christian Boner die Stadtschlüssel zurück.

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