Auf ein Neues
2006 verspricht, ein guter Jahrgang zu werden. Einige Indikatoren sprechen jedenfalls dafür.
So ist etwa den Amerikanern das Foltern auf der ganzen Welt verboten worden, Erleichterung macht sich breit. Auch wenn noch nicht klar ist, welche Auswirkungen dieses Folterverbot auf Sendungen wie Desperate Housewives oder auf die Fussball-Weltmeisterschaft haben wird. Der Funken der Hoffnung ist aber entfacht.
Wenn wir jetzt ins neue Jahr starten, sollten wir vor allem eines vermeiden: Vorsätze zu fassen, die uns aus der Fassung bringen, wenn wir mit ihnen konfrontiert werden. Wir vergeben uns gar nichts, solange wir uns nicht vornehmen, die Bergbahnen zu fusionieren, Freizeit Graubünden am Leben zu erhalten oder in Chur einen See auszubuddeln. Ob die Betroffenen uns vergeben, kann ja egal sein, solange wir uns neidlos am Misserfolg anderer erfreuen.
Wird die Welt in diesem Jahr besser? Solange wir Nostradamus Prophezeiung für 2006 nicht entschlüsselt haben, bleiben wir etwas verunsichert: «Der Stinker zerstört die alte Stadt: Man sieht die Sonne durch weiss-gelbliche Dämpfe. » Möglicherweise sind damit die Rauchschwaden auf dem Rossboden gemeint, wo munter weiter geschossen wird. Die Devise des Herrn Korpskommandanten Kekkeis lautet nach wie vor: Zum Schiessen braucht man Ziele und keine Arbeitsplätze. Damit ist aber noch nicht geklärt, wer sich hinter dem Pseudonym Stinker versteckt.
Wie dem auch sei, Nostradamus weiss noch mehr: «Viele Deutsche, noch mehr Schweizer tauchen in den Geist der Stille und Ruhe ein!» Womit die Hoffnung wieder Nahrung erhält, dass der Schiesslärm aufhört und das Rheinwäldchen seiner alten Bestimmung übergeben werden kann.
Wenn Nostradamus Recht behält, wird künftig in Chur nur mehr mit der neuen Laserpistole der Stadtpolizei geschossen. Diese hinterlässt zwar auch Rauch, vor allem rauchende Köpfe, macht aber keinen Lärm. Und wenn schon, höchstens beim Opfer einer Geschwindigkeitsmessung ohne Toleranz. Aber Busse muss sein, da gibt es kein Pardon. Die Stadtpolizei könnte sogar noch weiter gehen, wenn es darum geht, die Kassen zu füllen. Indem sie sich selbst büsst. Oder weiss sie nicht, dass man nicht auf dem Trottoir parkieren darf, um Parksünder aufzuschreiben (Mittwoch, 7. Dez. 14 Uhr Wiesentalstrasse)? Oder dass man den Blinker betätigen muss, um aus dem Kreisel zu fahren (Freitag, 16. Dez. Kasernenstrasse)? Da wäre noch Bussenpotential auszuschöpfen.
Aber lassen wir das, es gibt ja im Jahre 2006 wirklich viel Erfreulicheres. Schon in diesem Monat, am 27. Januar, kann der 250. Geburtstag des österreichischen Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart gefeiert werden. Eine gute Gelegenheit, sein eigenes Wissen über diesen und andere bedeutende Komponisten aufzufrischen. Dieses sollte sich nicht aus Allerwelts- Weisheiten beschränken. Etwa, dass ein musikalischer Playboy zuerst BettHöflich ist, dann MoZärtlich wird und neun Monate später ein MendelSohn auf die Welt kommt.
Das Allgemeinwissen ist nämlich besser, als man denkt. Gerade das Mozartjahr gibt Anlass, wieder einmal darauf hinzuweisen, dass die Zauberflöte von ihm ist und nicht von Beate Uhse und mit Mozartkugeln etwas Süsses verbunden wird. Es erstaunt immer wieder, welch breites Wissen schon vor dem Jubeljahr vorhanden ist. So wünschte sich kürzlich ein Hörer beim Bayrischen Rundfunk eine Symphonie von Mozart. Frage des Moderators: «A-moll oder Cmoll? » Antwort: «A moll roacht, zeh-mol waer a bissl vui!"» So wurde sie halt nur ein Mal gespielt, die C-moll-Symphonie.
Ob in Dur oder Moll, es wird schon dafür gesorgt, dass das neue Jahr nicht allzu harmonisch ausfallen wird.