WM für Frauen
Dies ist ein Schnellkurs für alle Frauen, die ihren
Mann während der Fussball- WM nicht nerven wollen. Es gilt, im laufenden
Monat ein paar einfache Regeln zu beachten, dann gibt es im Juli mit Sicherheit
ein Wiedersehen, sogar ein gemeinsames Weiterleben nach der WM ist möglich.
Dass die Frauen sich nicht für Fussball interessierten, ist zwar
ein Cliché, aber gar kein schlechtes. Frauen sollen sich um anderes
kümmern. Als Ersatzdroge für das Heinekenbier vor dem Fernsehen
eignen sie sich jedenfalls nicht. Die meisten Männer brauchen in
nächster Zeit eh nur zwei Dinge zum Leben: die Haus- und die Fernbedienung.
Für Frauen, die ihre eigene Vorstellung von Bedienung haben, gibt
es Alternativen. So suggeriert die Werbung von Schweiz Tourismus, die
Männer in den Bergen kümmerten sich nicht um den Fussball. Zu
den Verrätern, die diese Art von Fremdbedienung anbieten, gehört
auch Mister Schweiz 2005 Blumenthal. Er spielt gekonnt an den Zitzen herum
und lädt die Frauenwelt zu sich ins Heu ein. Ausgerechnet er, der
selbst aktiver Fussballer war, lockt die Frauen vom häuslichen Kühlschrank
weg. Er muss sich doch darüber im Klaren sein, dass das den Mann
dazu zwingt, selbst sein Bier zum Fernseher zu schleppen und im schlimmsten
Fall dabei zu verpassen, wie ein Nati- Spieler zum Schuss kommt.
Der Schnellkurs für Frauen, die ihren Platz in der männlichen
Gesellschaft behalten wollen, basiert auf wenigen Grundsätzen, die
frau wissen muss. Offside ist dann, wenn der Schiedsrichter pfeift, eine
dritte Halbzeit gibt es nicht, und eine Viererkette kann man sich nicht
um den Hals hängen. Fussball ist ein Spiel für 22 Spieler, die
90 Minuten lang einem Sack voll Luft nachrennen, und am Ende gewinnen
die Deutschen (Gary Lineker, BBC-Moderator). Wer sich über den Bundesrat
wundert, meint damit das Wunder von Bern, und Geisterspiele werden demnächst
in der Türkei und in Basel angeboten. Paninibilder sind keine Fahndungsfotos
für Hooligans und der scheidende SBB-Chef Benedikt Weibel wird Mister
Euro, weil er es so gut verstanden hat, sein 166- Millionendefizit als
erfolgreiche Marktbehauptung zu verkaufen.
Besonderes Augenmerk richten die Austragungsorte der WM in Deutschland
auf weitere Verdienstmöglichkeiten. So hat zum Beispiel Berlin jetzt
ein ganz grosses neues Bordell eingerichtet. Die Stadt Duisburg hat Land
an einen Puffbesitzer verkauft, der will noch schnell vor der WM ein Grossbordell
bauen, das Bordell in Köln hat 80 Zimmer zugemietet und Dortmund
bemüht sich um Verrichtungsboxen. Respekt, die Deutschen überlassen
auch im gesellschaftlichen Zerfall nichts dem Zufall.
«Liebe Frauen, verbringt den WMSommer dort, wo sich die Männer
weniger um Fussball kümmern – dafür mehr um euch.»
So der Slogan von Schweiz Tourismus. Da passt dann das Alternativprogramm
von ProSieben dazu, welches Filme anbietet wie «Während Du
schliefst» oder «Gelegenheit macht Liebe». Kann es sein,
dass sich die Frauen während der WM gar nicht echt darum kümmern,
wie die Spielregeln wirklich lauten? Könnten sie tatsächlich
Gefallen an alternativen Programmen finden?
Spätestens nach dem Endspiel wird man auch die Wahrheit übers
Vorspiel mit einem einfachen Check erfahren. Bis dann sollte frau nämlich
wissen, dass es zwischen einem Libero und einem Libretto Unterschiede
gibt und Ponte nicht gleich Ponte ist. Raimondo Ponte war Tschutter bei
GC und ein Libero hat alle Freiheiten auf dem Platz. Lorenzo Da Ponte
hingegen war Librettist und hat dem Wolfgang Amadeus Mozart die Operntexte
geschrieben. Mit Schwerpunkt auf anderen Freiheiten. Da verführt
dann Don Giovanni in Italien 640 Frauen, in Deutschland 230, 100 in Frankreich,
90 in Persien und 1003 in Spanien. Seit dem Jahre 1787 hören wir
den Don Giovanni, den klassischen Libero für die Libido ganzer Heerscharen
von Frauen. Und haben nichts gelernt. Jedenfalls nichts, was uns davon
abhalten könnte, im Juni Fussball zu schauen.