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Dudeln

Nein, das Wort dudeln gibt es nicht. Dafür 3000 neue Wörter, die in der 24. Auflage der deutschen Sprachfibel Duden aufgenommen wurden. Auf 1216 Seiten findet man Begriffe, die einem drastisch den Fortschrift oder – je nach Standpunkt – den Zerfall der deutschen Sprache vor Augen führen. Vor einem Monat ist die neue Rechtschreibung definitiv in Kraft getreten, sie erlaubt ja so ziemlich alles. Wenn in wenigen Tagen die Bündner Hochjagd beginnt, dürfte das den Jägern entgegenkommen. Es können nämlich Gemsen und Gämsen geschossen werden, was die Auswahl gegenüber dem Vorjahr verdoppelt.
Wir haben ein wenig gedudelt und ein Wort nicht mehr gefunden, das eben erst Eingang gefunden hatte: Googeln. Um Himmelswillen, darf man das denn nicht mehr? Es waren die Anwälte der Internet-Suchmaschine Google, welche auf den Markenschutz pochten und der Welt verbieten wollen, dass sie googelt. Die Duden-Redaktion hat sich beeindruckt gezeigt, obwohl sie eigentlich wissen muss, dass die Sprache am Ende doch macht, was sie will. Auf jeden Fall heisst es jetzt «Mit Google im Internet suchen». Sogar der «Webster’s», der amerikanische Duden, nahm den Begriff «to google» in seiner neusten Ausgabe auf und macht sich jetzt auch schuldig.
Eigentlich gäbe es genug Beispiele, die beweisen, dass aus einem Markennamen ein Sprachbegriff werden kann. In der Schweiz bestellt man «Ovo», wenn Schokolade gemeint ist, und ein «Tempo» ist schon lange der Inbegriff für ein Papiertaschentuch. Eine Zeit lang hatte sich der Begriff «Ratrac» sogar für Pistenfahrzeuge eingebürgert, was dann allerdings bei Reto Dosch ein Stirnrunzeln auslöste. Kunststück, hatte er doch den Vertrieb von Pistenbullys von Kässbohrer, der Konkurrenz von Ratrac. Googeln werden wir weiterhin, und wir werden uns auch der Sprache der SMS-Generation anpassen müssen. Wie stünden wir auch da, wenn wir die 3000 neuen Begriffe im Duden nicht einordnen können? Für unsere Leser ist das natürlich kein Problem, sie wissen, was ein «Auflaufkind» ist. Es handelt sich dabei keineswegs um jenes Stück, dass nicht mehr in die Backform passt, sondern um ein Kind, das einen Fussballspieler beim Auflaufen aufs Spielfeld begleitet. Und «Brötchentaste» heisst der Knopf für Kurzparkierer, während «fluffig» für leicht und luftig steht. «Goleo» kennen wir von der Fussball-WM her, während die «Patchworkbiografie» nicht bei einem Bündner Altregierungsrat herauskommt. Es geht bei dieser speziellen Biografie nämlich um einen Lebenslauf mit vielen Ausbildungs- und Berufsstationen und weniger um die Mehrzahl von Ehen und Kindern. Scoubidou ist kein Komikhund, Sudoku keine TV-Soap und Tapa keine Hunderasse, dafür ist Tshwane neu die Hauptstadt von Südafrika. Wenn wir voipen, telefonieren wir übers Internet, mit Pishing klauen wir persönliche Daten mit gefälschten E-Mails und beim Quoteln wedelt kein Hund mit dem Schwanz. Dabei wäre der Duden eigentlich für uns Deutschsprechenden da, schleichend gleiten wir aber ins Englische ab. Zwangsläufig müssen wir diese Sprache beherrschen, um den Duden zu verstehen. Deshalb empfiehlt sich für jeden ein Kurzaufenthalt im englischen Sprachraum, Gemäss Duden benötigt man dazu einen «Podcast», sollte dabei aber den Doppelbegriff von flashen nicht verwechseln. Flashen bedeutet nämlich begeistern, aber auch Löschen von Software aus dem ROM. Wobei Letzteres nicht die Hauptstadt von Italien ist.
Mit ein wenig Englisch kommt man im Duden vielleicht nicht zurecht, in Amerika schlägt man sich trotzdem durch. Wer freundlich ist, bietet das vertrauliche Du an wie einst Helmut Kohl zu Vater Bush: «You can say you to me». Wer Hunger hat, sagt «I become a beefsteak!», das Personal weiss schon, dass der Wunsch nicht darin besteht, ein Beefsteak zu werden, und wer selbst der SMS-Generation angehört, weiss ja, dass er einen Aufenthalt in England auch mit «Petting » gewinnen kann. Zu deutsch: Jugend forscht.

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