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Dumm

Dummheit ist lernbar, das hat die Pisa- Studie schon lange bewiesen. Aber muss sie auch bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit zelebriert werden? Für jede Dummheit findet sich einer, der sie macht. Um das unter Beweis zu stellen, hat das Fernsehen die Quizsendungen erfunden. Bei «Doppelt oder nüt» konnte man noch einigermassen davon ausgehen, dass die Kandidaten von der Regie durch einen Vorfilter geschleust wurden und die Dümmsten im Netz hängen blieben. Das war vor 40 Jahren, heute wählt man explizit die Dümmsten aus und lässt sie auftreten. Dabei wird die Toleranz der Fernsehzuschauer im Ertragen dummer Menschen arg strapaziert. Nur Wilhelm Busch war der Meinung, dass Dummheit auch eine natürliche Begabung ist. Auf jeden Fall ist auf die Dummheit immer Verlass. Da wollte einer bei Günter Jauch Millionär werden, antwortete aber auf die Frage, mit welchen Tieren Hannibal die Alpen überquerte: «Lamas». Wie heissen die sagenhaften riesigen Vorfahren der Elefanten? «Mopeds», und «Nennen sie ein Tier, das mit Z beginnt»: «Zottelbär». «Dumm ist der, der Dummes tut» – wohl die beste Definition, gehört bei Tom Hanks im Film «Forrest Gump». Findet zurzeit gerade Anwendung beim Züricher Operndirektor Alexander Pereira (59), der einem 71-jährigen Fotografen (!) dessen 20-jährige Ehefrau (!) ausgespannt hat und nun mit seiner Amour fou die Öffentlichkeit nervt. Es wäre wohl für alle Beteiligten besser, er würde seinem brasilianischen Dummerchen («Ich verstehe nichts von Opern») beibringen, dass es die «Zauberflöte» nicht bei Beate Uhse gibt. Und dass die Jus primae noctis in «Figaros Hochzeit» so wenig zur Anwendung gelangt wie beim Hausherrn der Zürcher Oper. In Mozarts Oper nicht, weil es das Recht auf die erste Nacht auch im Sevilla des 18. Jahrhunderts gar nicht gab, und bei Pereira nicht, weil er zu spät gekommen ist und ihm jetzt die Gnade der frühen Geburt im Wege steht. In den Pausen zu Hause (und die kommen in diesem Alter unweigerlich) könnten beide wenigstens den intellektuellen Unterschied etwas verkleinern. Sonst bleibt der Altersunterschied von 39 Jahren wohl weiterhin das einzig wahrlich Grosse an diesem spätpubertären Getue. Zwar meinte Charles de Gaulle noch: «Nach einem dummen General ist ein intelligenter General das Schlimmste.» Alexander Pereira beweist zurzeit, dass auch die Umkehrung stimmt. Eine ergiebige Quelle anderer Dummheiten ist das Familienduell bei RTL. «Nennen Sie etwas, das man schlägt». Antwort «Kind». «Nennen Sie einen Schweizer Kanton.» Antwort: «Ich weiss zwar nicht, was es ist, aber ich sag jetzt mal: Polizist». In Sat1 in der Sendung «Jeder gegen jeden» gehört: «Welchen französischen Namen tragen die knäuelartigen Quasten, die zur Grundausstattung jedes Cheerleaders gehören?» Antwort: «Tampons». Und wie nannte Muhamad Ali seine Autobiografie? «Mein Kampf.» Nun gibt es natürlich auch bei den Dümmsten intelligente Antworten. «Welcher meist runde Körperteil wird durch den Hals mit dem Rumpf verbunden? » «Der Bauch». Anatomisch nicht ganz korrekt, trotzdem immer wieder zu sehen. «Lieber schlecht als dumm – schlechte Menschen sind auch ab und zu gut. Dumme sind immer bloss dumm.» Bei RTL in der Sendung «Der Schwächste fliegt» war das Problem, dass es nur Schwächste gab. «Welcher römische Kriegsgott trägt den gleichen Namen wie ein bekannter Schokoriegel?» «Snickers». Auch ohne die heutigen Quizsendungen zu kennen, stellte Konrad Adenauer resigniert fest: «Das hat der liebe Gott nicht gut gemacht. Allen Dingen hat er Grenzen gesetzt, nur nicht der Dummheit.» Ein anderer Grosser der Weltgeschichte, Napoléon Bonaparte, machte aus der Not eine Tugend: «Wenn man Dummheiten macht, dann müssen sie wenigstens gelingen.» Auch Dummheit ist eine Gottesgabe, man sollte sie einfach nicht missbrauchen.»

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