Araber in uns
Den ehemaligen ägyptischen Staatspräsidenten
Hosni Mubarak als Pharao
darzustellen, grenzt schon an Verleumdung.
Das haben die Pharaonen
von Tutenchamun über Cheops bis
Ramses bestimmt nicht verdient.
Herrscher von Gottes Gnaden waren
sie alle, und göttlich anzuschauen auch,
sofern sie weiblichen Geschlechts waren.
Jedenfalls gilt das für eine spätere
Herrscherin namens Kleopatra. Zwar
musste sie als Frau pro forma einen
Mann neben sich als Mitherrscher
dulden, das gleiche Schicksal teilten
sich aber auch Leila Trabelsi, Ben Alis
Gattin und Fluchtgefährtin, in Tunesien
sowie Suzanne Mubarak, bis 11. Februar
2011 First Lady in Ägypten. Auch
diesen Quotenfrauen war es versagt,
ganz allein zu regieren.
In Europa sind wir ja ein gutes Stück
weiter, vor allem bezüglich der Rechte
der Frauen. Aber eben noch nicht so
weit, wie man das 40 Jahre nach Einführung
des Frauenstimmrechtes meinen
könnte. Wenn wir gefühlsmässig
mehr Frauen in der Nähe einer Urne
sehen, dann hat das vor allem mit der
tieferen Lebenserwartung der Männer
zu tun. Ansonsten ist die weibliche
Stimmbeteiligung im Sinkflug.
Als Gegenmassnahme wird es nun zu
einer Quotenregelung für Verwaltungsräte
kommen. Ganz im Sinne des
Deutsche-Bank-Chefs Joe Ackermann,
für den die Vorstände mit Frauen
«farbiger» und «schöner» sind. Dieses
Ziel erreicht er auch, indem er einige
Bilder an die Wand hängt. Nur verbessert
das seine Nuller-Quote nicht.
Deshalb hätte er sich wohl besser an
ein arabisches Sprichwort gehalten:
«Reden ist Silber, Schweigen ist Gold».
Eine Kleopatra fehlt uns heute irgendwie,
war sie doch mit Schönheit gesegnet
und hatte erst noch Grütze.
Sie setzte neben sich als Mitregenten
ihren dreijährigen Sohn ein. Unter ihrem
bürgerlichen Namen Liz Taylor
gab sie Anlass für einen weltweiten
Aufschrei, als sie bei den Dreharbeiten
in Rom zum Kleopatra-Film gegen
jede Etikette den verheirateten Richard
Burton verführte, um dann – wie es
die Geschichte ihr vorschrieb – ihrem
Leben mit Schlangengift ein Ende zu
bereiten. Es war eine radikale Frühform
des Dschungelcamps.
Bevor sich jetzt die westlichen Politiker
bemüssigt fühlen, die Jasmin- und
die Tahrir-Revolution für weitergehende
Belehrungen zu benutzen, tun sie
gut daran, sich über den Einfluss des
Arabischen auf unsere westliche Welt
im Klaren zu sein. Dieser ist nämlich –
vor allem in sprachlicher Hinsicht –
weitaus grösser als man annehmen
möchte. Gemeint sind nicht das Arabische
von Giacobbo Gaddhafi und
auch nicht die mehr oder weniger lustigen
Übersetzungen, die man so
kennt. Wenn der arabische Bäckermeister
zu seinem Lehrling sagt:
«Back dhat». Oder dass der arabische
Tonmeister «Ali mach ma’Hall» heisst
und die Glatze «Achwardamalhaardran
». Abhanden gekommen ist uns
inzwischen auch der «Mubarak» (dt.
Kuhstall).
Umgekehrt ist der Einfluss der deutschen
Sprache auf das Arabische eher
gering. Dass die Einwohner in Sharm
el-Sheikh alle Schweizer mit Chuchichäschtli
ansprechen, zeugt von gegenseitigem
Respekt auf tiefem Niveau.
Auch wer nicht alle «Tassen» im
Schrank hat, muss wissen, dass auch
diese arabisch sind.
Aber warum auch in die Ferne schweifen.
Arabischen Ursprung hat der Gemeindename
«Pontresina» genauso
wie sein berühmtes Hotel und die Familiendynastie
«Saratz». Es wird deshalb
Zeit, auf die echten arabischen
Errungenschaften hinzuweisen, die uns
auch sonst täglich begleiten. Aus dem
arabischen Sprachschatz haben wir
die «Matratze», den «Kaffee» und den
«Zucker» übernommen. Und wichtiger
noch: den «Alkohol». Und dann kennen
wir ja alle auch den «Sultan», träumen
von einem «Harem» und fürchten
den «Kadi» im Militär. Dass auch die
«Laute», der «Admiral» und sein «Arsenal
», «Baldachin», «Elixier», «Estragon
», «Giraffe», «Jasmin», «Magazin»,
«Schach» und «Sofa» arabischen Ursprung
haben, erkennt man nicht auf
den ersten Ton. Ist aber so. Salem
Aleikum.
Stefan Bühler